Schüler machen Zeitung

Die Minderheit – ein Club?

Die Minderheit – ein Club?

Die Minderheit – ein Club?

Bente Hußmann, Sandra Hamann, Freya O. Sørensen
Nordschleswig
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Foto: Nicole Nissen (Fotomontage)

Das Leben in der deutschen Volksgruppe ist ein Leben in Gemeinschaft – mit Vorteilen und Erwartungen.

Seit 1920 existiert die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Die Gesamtbevölkerung in Nordschleswig beträgt 250.000 Einwohner. Davon sind nach offiziellen Angaben mindestens 15.000 in der deutschen Minderheit. Nordschleswig verfügt aufgrund dieser Volksgruppe unter anderem über deutsche Kindergärten, deutsche Schulen, eine deutsche Nachschule und ein deutsches Gymnasium.

Viele, die  in Nordschleswig aufgewachsen sind, wissen, wie es in der deutschen Minderheit ist.  Doch wie wird die Minderheit eigentlich von außen wahrgenommen?   Einer, der einen solchen  Blick von außen auf die Minderheit mitbringt, ist Stefan Prochaska. Er ist im schleswig-holsteinischen Hügelland aufgewachsen und hat nach seiner Ausbildung zum Lehrer eine Stelle am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade angenommen.

Sieht Prochaska die Minderheit als Club an? „Ich sehe die Minderheit nicht als Club an, in dem man sich an- und abmeldet wie in einem Sportverein. Aber ich sehe sie schon als eine Gesellschaft in einer Gesellschaft an“, so Stefan Prochaska. Für den Gymnasiallehrer war es relativ leicht, in die Minderheit reinzukommen. Er hat  in einem Verein Sport  gemacht und wurde somit schnell aufgenommen.

Auch Kirstin Kristoffersen, ehemalige Pastorin in Feldstedt und Tingleff, kam von außen in die Minderheit hinein. Ihr fiel es ebenfalls leicht, der Minderheit beizutreten. „Durch meine Arbeit war ich direkt in der Minderheit“, erzählt sie.  Obwohl die Volksgruppe  als offen gilt, fand Kristoffersen es erst mal alles undurchschaubar. „Man muss ziemlich viel lernen, wenn man nach Dänemark kommt, und man muss sich den Strukturen anpassen.“

Kristoffersen und Prochaska empfanden beide eine gewisse Erwartung, sich ehrenamtlich zu beteiligen. Kristoffersen war als Pastorin darauf vorbereitet, sich aktiv zu engagieren. Für Prochaska kam dies eher unerwartet. Trotzdem hat er  sich aktiv als Handball- und Rudertrainer über viele Jahre engagiert. Für Kirstin Kristoffersen ist die Minderheit wie ein Sicherheitsnetz gewesen, da es ein guter Startpunkt war, um in Dänemark Fuß zu fassen.

Doch nicht nur für deutsche Einwanderer, sondern auch für Schüler werden durch die Minderheit  viele Türen geöffnet, da die Minderheitsschulen eine multilinguale Ausbildung und sichere Rahmenbedingungen bieten.

Unter anderem war dies einer der Gründe, warum Kirstin Kristoffersen ihre Kinder in der deutschen Schule einschulen ließ. Jedoch ist dies auch als eine weitere Erwartung an Kirstin Kristoffersen gestellt worden – wie auch an viele andere. Da sie als Pastorin in Feldstedt gearbeitet hat, war es, wie sie sagt, für sie selbstverständlich, ihre Kinder in die deutsche Schule zu schicken.

Mittlerweile lebt Kirstin Kristoffersen wieder in Hamburg, Stefan Prochaska arbeitet weiterhin als Lehrer am DGN – und ist einer jener rund 15.000, die sich der deutschen Volksgruppe zugehörig fühlen.  Laut den Bonn-Kopenhagener Erklärungen gehört übrigens derjenige zur deutschen Minderheit, der sich ihr zugehörig fühlt. Ob von innen oder außen kommend.

 

 

 

 

 

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