Konzert

90 Minuten in der Welt von Franz Schubert

90 Minuten in der Welt von Franz Schubert

90 Minuten in der Welt von Franz Schubert

Nele Dauelsberg
Sonderburg/Sønderborg
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Beim Konzert im Sonderbuger Schloss am vergangenen Sonnabend begeistert das „Busch Trio" ihr Publikum mit der romantischen Kammermusik von Franz Schubert. Foto: Nele Dauelsberg

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Die ruhige Melodie wird immer energischer und kraftvoller. Drei junge Männer spielen mit ihren Instrumente die temperamentvollsten Töne. Ausdrucksvoll bot das „Busch Trio“ vergangenen Sonnabend ein einzigartiges Erlebnis und zeigte mit Leidenschaft ihre Liebe zu den Werken Franz Schuberts.

Durch das Tor des Schlosses, über eine kleine Wendeltreppe in den Vorraum des Rittersaals, strömen die Leute. Mit Programmheft und Wasserflasche des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) ausgestattet, erreichen sie das Ziel des Abends: den Rittersaal und Aufführungsort des „Busch Trios“.

Dort spielten die drei Musiker Sonnabend im Sonderburger Schloss im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF).

Vor dem Konzert

30 Minuten vor Beginn des Konzertes trudeln die ersten Gäste hauptsächlich in Kleid und Anzug ein. Sie schauen sich im Vorraum und Rittersaal um, kaufen Programmhefte und freuen sich über die kostenlosen Wasserflaschen des BDN. Leise Unterhaltungen, vorwiegend auf Deutsch, lassen die Spannung auf das Trio fast spürbar werden.

Das Konzert zog viele unterschiedliche Altersgruppen an. Foto: Nele Dauelsberg

Einige Besucher suchen bereits ihre Plätze, andere betrachten einige der prunkvollen Gemälde des Saals und wieder andere warten gespannt, bis es los geht. Mit der Zeit setzen sich immer mehr Menschen. Kurz vor 20 Uhr sind fast alle Stühle besetzt und eine erwartungsvolle Stille erfüllt den Raum.

Nach einigen Minuten ergreift Marion Petersen, die Kulturausschutzvorsitzende des BDNs, das Wort.

In einer kurzen Rede erklärt sie, wie sehr sie von der deutsch-dänischen Zusammenarbeit und dem kulturellen Austausch begeistert sei. Das Musikfestival komme durch Initiative des BDN nach Sonderburg und begeistere schon seit vielen Jahren die Besucher. Er ist das Bindeglied zwischen dem Festival und der Kommune Sonderburg.

Marion Petersen ist neben ihrer Arbeit beim Bund Deutscher Nordschleswiger die Direktorin des Kindercampus Lunden. Foto: Nele Dauelsberg

Ein Auftritt mit Herzblut

Nachdem sich Petersen gesetzt hat, baut sich die Spannung wieder auf. Nur wenige Augenblicke nachdem sich Petersen gesetzt hat, öffnet sich die rechte Seitentür und drei Musiker betreten den Saal.

In Anzug schreiten Omri Epstein, sein Bruder Ori Epstein mit einem Cello und Mathieu van Bellen mit einer Violine in der Hand in den Raum. Sie gehen zum prachtvollen Flügel in vorderen Mitte vor den Zuschauern und bereiten sich auf das erste Stück vor.

Von Links: Mathieu van Bellen, Omri Epstein und Ori Epstein haben sich während ihrer Studienzeit in London kennengelernt. Foto: Nele Dauelsberg

Ohne ein Wort zu sagen, gleiten Omri Epsteins Finger sachte über die Tasten und die Bögen der anderen voller Anmut über die Saiten. Mit viel Dramatik gemischt mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit beginnen sie mit einem Stück von Bedřich Smetana.

Darauf folgt nach einem kurzen Stimmen der Instrumente der Hauptteil des Abends: die Musik von Franz Schubert. Als wäre es das leichteste der Welt, bringt das Trio seine Stücke zum Leben. Begleitet von den aufmerksamen Blicken der Zuschauer schaffen sie es, die Atmosphäre des Raumes zu bestimmen.

Publikum war absolut hin und weg nach diesem wunderbaren Auftritt

Marion Petersen

Auf leichte Melodien folgen kräftige Töne. Nicht nur die Instrumente, sondern auch die Künstler scheinen Teil des Stücks zu sein. An dramatischen Stellen beben ihre Körper und ihre Gesichter verziehen sich, als würden sie komplett in ihre Musik eintauchen.

Das Trio spielt nicht nur gemeinsam, sondern sie bilden eine Einheit. Die Drei schauen sich immer wieder gegenseitig an, als würden sie ein Gespräch führen. Wenn sie das gerade nicht tun, bewegen sich die Münder im Takt des Stücks. Sie geben den Zuschauern das Gefühl, voll und ganz in der Welt von Franz Schubert eingetaucht zu sein.

Das alles ist so eindrucksvoll, dass das Publikum sich kaum zu regen wagt. Deshalb folgt in jeder Unterbrechung ein kurzes Stühle-Geruckel auf eine kurze ehrwürdige Pause.

Der Abgang

Nach rund 90 bewegenden Minuten kommen die drei Musiker zum Ende. Während sie sich erheben und verbeugen, ertönt tosender Applaus. Die Zuschauer sind hingerissen von dem Auftritt.

Als die Künstler bei andauernden Klatschen das zweite Mal nach vorne treten, stehen zögerlich die ersten auf. Beim vierten Mal sitzt kaum einer der Besucher und begeisterten Beifall durchströmt weiterhin den Saal.

Im Vorraum des Rittersaals standen mehrere Aussteller von Sponsoren, Veranstalter etc. Das Radio DR1 hat die gesamte Veranstaltung aufgenommen. Foto: Nele Dauelsberg

„Das Publikum war absolut hin und weg nach diesem wunderbaren Auftritt“, erzählt Petersen nach dem Konzert froh. „Die Leute waren ja schon kulturhungrig nach der Corona-Pause. Sie haben sich heute bestimmt besonders gefreut, hier sein zu können!“

Am Ende des Abends kauften einige Gäste noch die CD des Trios oder unterhielten sich mit den Dreien. Die anderen gingen gut gelaunt und sich über ihre Lieblingsstellen des Konzerts unterhaltend nach Hause.

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Cornelius von Tiedemann
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