Nachruf

Er ist nicht mehr, unser Dres

Er ist nicht mehr, unser Dres

Er ist nicht mehr, unser Dres

Erika Knudsen
Sonderburg/Sønderborg
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Erika Knudsen aus Apenrade gedenkt mit einem Nachruf des verstorbenen Sonderburgers Andreas Jochens.

Er ist nicht mehr, unser Dres. Als kleine Mädchen der unteren Klassenstufen haben wir die Jungs aus den höheren Stufen des damaligen Deutschen Gymnasiums an der Nørrechausse in Apenrade angehimmelt. Da waren etliche.  Darunter Andreas Jochens. Zu sagen, dass man sich kannte, wäre zu viel gesagt – man wusste von einander. Nach 1945 sind viele Freundschaften verblichen, und ab 1949 spielte sich mein Leben außerhalb Nordschleswigs ab.

Als mein Mann und ich im Jahre 2000 wieder nach Apenrade gezogen waren, haben wir u. a. das Deutsche Museum in Sonderburg besucht und dort auch Dres wiedergesehen. Wir haben verstanden, dass er an dem Entstehen und der weiteren Entwicklung des Museums nicht nur beteiligt, sondern jahrelang ein treuer Mitarbeiter war. Darüber wissen andere besser Bescheid als ich. Und ist nicht er derjenige, der dafür gesorgt hat, dass die Schmiede seines Vaters (seiner Vorfahren?) heute im kulturhistorischen Erbe der Stadt eine Rolle spielt?

Seit Jahren haben wir uns dann immer wieder während der Saison im Flensburger Theater gesehen. Dres kam zusammen mit den Sonderburgern. Und wir haben uns jedes Mal freudig begrüßt, darüber hinaus selten viel gesprochen. Wir wussten von einander, wer wir sind und wofür wir stehen, und es war immer beruhigend zu wissen, dass er noch da war.

Sollte ich noch mal ins Flensburger Theater kommen, werde ich intuitiv nach seinem weißen Haarschopf Ausguck halten. Und ihn schmerzlich vermissen.

Andreas Jochens ist für mich der Inbegriff eines deutschen Nordschleswigers, treu seiner Heimat und treu seinen Menschen. Ein wichtiger Stützpunkt der Minderheit, man möchte sagen: eine tragende Säule.

Ich weiß nicht, wo man ihn bestattet hat. Aus meiner Erinnerung wird er niemals verschwinden.

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