Klimaschutz

Wie ProjectZero das Ziel der CO2-Neutralität erreichen will

Kommunikation: Wie ProjectZero das Ziel der CO2-Neutralität erreichen will

Wie ProjectZero das Ziel der CO2-Neutralität erreichen will

Sonderburg/Sønderborg
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Kommunikationsmitarbeiterin Malene Lemann und Direktor Brian Seeberg Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Eine neue Etappe wurde eingeleitet: Bürgerinnen und Bürger müssen noch intensiver in das grüne Denken eingebunden werden. Die neue Kommunikationsmitarbeiterin hilft bei der Vermittlung.

Vielen ist bekannt: Die Sonderburger Kommune will 2029 CO2-neutral sein, und dafür arbeitet die lokale Interessenorganisation ProjectZero, die sich mithilfe von nachhaltigen Klima-Errungenschaften für eine bessere Zukunft auf dem gesamten Globus einsetzt.

2020 hatte der Sonderburger Raum bereits eine CO2-Reduktion des Energiesystems von 55 Prozent erreicht. Aber das Ziel der CO2-Neutralität 2029 liegt noch in weiter Ferne. Deshalb wird nun gezielt auf eine neue Strategie gesetzt.

„Das werden wir schaffen“

„Wir verfolgen erst die CO2-Null 2029. Das werden wir schaffen – und dann machen wir weiter“, so Direktor Brian Seeberg bei einem Treffen mit dem „Nordschleswiger“. Jetzt wird auf die Technologie gesetzt, und die Bürgerinnen und Bürger werden noch gezielter mit ins Boot geholt. Sie wurden anfangs mit Zero-Plattformen auf das Projekt aufmerksam gemacht.

„Damit kamen wir weit. Das Bürgerpanel zeigt, dass alle ProjectZero kennen. Aber es hat keinen direkten Einfluss auf den Alltag der Menschen. Ein hoher Kennwert, aber es wird nichts gekauft. Das müssen wir ändern“, so Brian Seeberg.

Sie will einen Unterschied machen

Der direkte Draht zur Bevölkerung soll eine neue Mitarbeiterin im ProjectZero-Team werden. Malene Lemann hat am 1. März den Posten als Kommunikationsmitarbeiterin angetreten. Die einstige Journalistin der „JydskeVestkysten“-Redaktion in Sonderburg hat unter anderem als Kommunikationschefin für Ecco in Bredebro, beim Dreiecksgebiet in Dänemark, Dansk Flygtningehjælp und zuletzt beim Kommunikationsbureau Kalb viel Erfahrung bei der Vermittlung zwischen Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern gesammelt.

 

Malene Lemann Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Ich freue mich. Ich wollte schon immer gern einen Unterschied machen – für die ganze Welt und auch für Sonderburg. Das sind jetzt große Worte. Aber so ist es“, meint die 48-Jährige, die seit 2001 mit ihrer Familie in Sonderburg lebt. Wo sie früher viele verschiedene Aufgaben hatte, muss sie sich heute auf die neue Strategie konzentrieren.

Eine lange Reise

Viele Bürgerinnen und Bürger waren seit Beginn der Reise von ProjectZero dabei, als es beim ersten Schritt um die Energie-Effektivisierung ging. Es wurde in LED-Lampen und die Isolierung von Eigenheimen investiert. In den kommenden Jahren wird ProjectZero sich aber auf den nächsten Schritt konzentrieren, bei dem es um die Konvertierung von grünen Energiequellen und um die Wiederverwendung von Energiequellen geht, die schon produziert wurden. So kann beispielweise die Überschusswärme eines Industrieunternehmens ins Fernwärmenetz geleitet werden.

„ProjectZero ist eine lange Reise, und es kann schwierig sein, das Interesse der Bürgerinnen und Bürger in einer so langen Periode zu halten. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen noch besser zu erklären, was mit diesem Plan erreicht werden muss, was wir selbst tun können, und wie viel dieser Einsatz bedeutet, um ans Ziel zu gelangen. Wir müssen mit den guten Resultaten zeigen, was wir erreichen können“, so Malene Lemann.

„Jetzt machen wir weiter"

Vor Kurzem wurde bei ProjectZero im Videnshuset am Sonderburger Hafen gejubelt. Der Bescheid der Klimabehörde, dass der Windräder-Stopp im Kleinen Belt aufgehoben wird, ist für die Kommune Sonderburg die beste Nachricht. Ohne den Park würde die Kommune 2029 nicht die gewünschte CO2-Neutralität erlangen können.

„Wir sind seit zehn Jahren in Gang. Unser Projekt war perfekt. Aber nun wurde festgestellt, dass die Vorgangsweise auch EU-mäßig ganz legal ist. Jetzt machen wir weiter“, so Brian Seeberg zufrieden.

Brian Seeberg Foto: Ilse Marie Jacobsen

Die neue Strategie des ProjectZero, das 2007 gegründet wurde, geht nicht nur bis 2029 mit der CO2-Null. Dann werden immer noch mit Diesel betriebene Autos und Landwirtschaftsmaschinen auf den Straßen fahren, wie Seeberg feststellt.

Sonderburg ist einzigartig

Bei der Geburt von ProjectZero hatten nur wenige Kommunen im Königreich Dänemark einen Klimaplan. Erst als Danfoss-Konzerndirektor Jørgen Mads Clausen Sonderburgs CO2-Neutralität 2029 verkündete – Aarhus hatte das Ziel 2030 –, da sollte Sonderburg dem großen Nachbarn vom jütländischen Norden in nichts nachstehen. Heute haben alle Kommunen Klimapläne, an denen gearbeitet wird.

„Aber die Art und Weise, wie wir das angreifen, da sind wir einzigartig. Wir sind so strukturiert und systematisch. Hier steuern wir alles beinhart. Wir haben eine Organisation, und es ist eine gemeinsame Aufgabe. Das ist einzigartig, und das haben sie anderswo nicht in Dänemark oder im Ausland“, erklärt Brian Seeberg.

Kooperation mit Deutschland

ProjectZero ist nicht zuletzt auch an einer Zusammenarbeit mit dem deutschen Nachbarn interessiert. Sonderburg beteiligt sich Anfang Juni zusammen mit Bürgermeister Erik Lauritzen und Danfoss an einer Konferenz im Business Club in Hamburg.

In Niebüll gibt es das Unternehmen „GP Joule“, das Konzepte mit Solarenergie, Windenergie und Biomasse für Privatkunden, Kommunen und Projektentwickler macht. „Mit denen würden wir gerne eine Kooperation eingehen. Ein dänisch-deutsches Klimaprojekt wäre toll. Darüber werden wir sprechen“, so Brian Seeberg.

ProjectZeros Masterplan Foto: Ilse Marie Jacobsen

Er ist auch ein warmer Befürworter eines ProjectZero in Indien. Dort würde man aber nicht Wärme, sondern Kühlung produzieren. „Es gibt genug zu tun.“

Konkrete Beispiele sind gut

Bei der internationalen Klimakonferenz IEA 2022 in Sonderburg waren die Ministerinnen und Minister aus dem Ausland begeistert, als ihnen ein unglaublich ruhiger Bauplatz am Hafen Sonderburgs nur mit strombetriebenen schweren Fahrzeugen präsentiert wurde.

„Wer eine Sache praktisch beschreiben kann, der darf hoffen, dass der Gast etwas mit nach Hause nimmt und sein Wissen dort nutzt. Das ist auch die Art, wie Danfoss in Norburg (Nordborg) solche Dinge erfolgreich vermittelt“, so Seeberg.

Um 2029 eine Null zu erreichen, soll ein schneller, effektiver und kostengünstiger Weg eingeschlagen werden. „Wir warten nicht auf einen Windradpark, bis ein solcher errichtet ist. Wir setzen auf Energieeffektivität und dazugehörige Produkte. Wir reduzieren den Energieverbrauch, bevor wir grün werden. Wer weniger verbraucht,  bekommt alles zum halben Preis. Wer vorher spart, bekommt alles billiger. Das ist sehr schwer zu vermitteln. Aber es ist einfach logisch“, sagt Brian Seeberg.

Die Null anno 2029 verleiht der Kommune Sonderburg Glaubwürdigkeit. Das soll Leute aus anderen Ländern an den Alsensund locken.

Immer das Gute präsentieren

„Wir sind eine große Kommune, die für die grüne Umstellung arbeitet. Wir nehmen die besten Lösungen und haben Spots, wo alles live zu erleben ist. Wir holen Kundinnen und Kunden aus der ganzen Welt in unsere ’Boutique’. Lassen sie fühlen, berühren und probieren. Wir wollen eine Showcase machen. Ihnen alles auf die gute Art präsentieren, den Kunden mit Problemen Lösungen zeigen und ihnen die Hilfsmittel dafür verkaufen“, meint Seeberg.

Die sogenannten Spots können unter anderem auch verschiedene Unternehmen mit grünen Lösungen sein. Ein Vorzeigemodell könne auch eine umweltbewusste Ziegelei oder ein energiefreundlicher Supermarkt sein.

Erst 2050 komplett grün

Die Kommune muss auch für neue Unternehmen attraktiver werden. „Sonderburg befindet sich in einer unglaublichen Wandlung. Hier ist so viel passiert. Hier brauchen wir junge Familien, die Steuern zahlen. Wir brauchen mehr Arbeitsplätze. Wir haben eine Universität, und wir müssen die Ingenieure hier halten“, so Seeberg.

Erst 2050 ist die Kommune Sonderburg komplett grün. Dann ist auch die Landwirtschaft dabei. Es muss künftig viel mehr auf Nachhaltigkeit gesetzt werden. Was isst man? Wie reist man?

Es ist keine Organisation, sondern eine ganze Gesellschaft, die solch große Veränderungen bewerkstelligen muss. Das ist keine einfache Aufgabe bei so vielen verschiedenen Beteiligten.

„Aber wenn es irgendwo zu schaffen ist, dann hier. Deshalb kam ich her“, versichert der Direktor.

Malene Lemann und Brian Seeberg Foto: Ilse Marie Jacobsen
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