Tokio-Spiele
«Immer mein Traum»: Olympioniken trotzen Corona-Sorgen
«Immer mein Traum»: Olympioniken trotzen Corona-Sorgen
«Immer mein Traum»: Olympioniken trotzen Corona-Sorgen
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Gegen alle Widerstände hält die große Mehrheit der deutschen Athleten an ihrer Olympia-Teilnahme fest. Die Corona-Beschränkungen in Tokio werden das olympische Erlebnis aber wohl deutlich trüben.
Ein Olympia-Dorf voller Verbote und Sorgen, Wettkämpfe ohne eigene Fans und harscher Umfrage-Gegenwind aus Japan: Noch nie ist den Sportlern die olympische Vorfreude so schwer gemacht worden wie vor den Sommerspielen in Tokio.
Doch ein Verzicht auf die Reise nach Asien kommt für eine «überwältigende Mehrheit» der deutschen Athletinnen und Athleten jüngsten Team-Umfragen des DOSB zufolge nicht infrage. «Man tritt da für Deutschland an, fährt unter den olympischen Ringen, was immer mein Traum war. Und deswegen ist da hauptsächlich Freude und Motivation dabei, wenn ich an Olympia denke», sagt Ruder-Goldhoffnung Oliver Zeidler.
Es gebe «keinen einzigen Athleten» unter den fast 300 bereits qualifizierten Tokio-Startern des Deutschen Olympischen Sportbunds, der die Absage der Teilnahme signalisiert habe, sagt Verbandschef Alfons Hörmann. Auf die Stimmung drücke die in Umfragen ermittelte Olympia-Ablehnung von derzeit rund 60 Prozent der Japaner aber schon. «Lieber würden wir hinfahren, wenn man das Gefühl hat, alle sind herzlichst willkommen. Man kann es den Menschen vor Ort nicht verdenken, dass da eine Grundskepsis vorhanden ist», sagte Hörmann.
In Tokio wurde der Corona-Notstand wegen steigender Infektionszahlen bis 31. Mai verlängert. Ein für den 17. und 18. Mai geplanter Besuch von IOC-Präsident Thomas Bach in Japan ist deshalb verschoben worden. Medienberichten zufolge haben sich zwischen 30 und 40 Gemeinden zurückgezogen, die sich als Trainingslager für ausländische Athleten und als Gastgeber für den kulturellen Austausch angeboten hatten.
Mehr als 345.000 Menschen hatten bis Donnerstag eine Petition eines japanischen Anwalts unterzeichnet, die vom Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees fordert: «Sagen Sie die Olympischen Spiele in Tokio ab, um unser Leben zu schützen».
Japans Olympia-Macher und das IOC aber wollen an den Plänen für die Austragung der um ein Jahr verschobenen Sommerspiele festhalten. «Wenn die Spiele laufen und die Japaner stolze Gastgeber eines Events sind, das einen historischen Moment darstellt, dann wird die öffentliche Meinung klar zugunsten der Veranstaltung sein», meint IOC-Sprecher Mark Adams.
Für alle Corona-Szenarien seien in den vergangenen Monaten Gegenmaßnahmen entwickelt worden, beteuert IOC-Vizepräsident John Coates. «Die Motivation dafür ist, dass diese Athleten das weiterführen können, wovon sie geträumt haben. Ich möchte nicht, dass diese Kids die einzige Chance verpassen, die sie in ihrem Leben haben», erklärt der Australier.
Tatsächlich haben auch deutsche Sportlerinnen und Sportler erkennen lassen, dass sie nach Jahren der Vorbereitung auch die harten Corona-Beschränkungen nicht vom Olympia-Ziel abbringen. «Es werden andere Spiele werden, aber es werden dennoch Olympische Spiele - und darauf kommt es an. Wir haben die Olympischen Spiele, und ich möchte die Goldmedaille holen, darauf liegt der Fokus», sagt Speerwerfer Johannes Vetter.
Für den Weg zum Edelmetall müssen sich die rund 11.000 Olympioniken strikten Regeln unterwerfen. Mit täglichen Corona-Tests, Abstandsgeboten und spürbaren Bewegungseinschränkungen in einer Olympia-Blase wird das Athletendorf diesmal kaum zur Partyzone werden. Ohnehin sollen die Sportler ihren Tokio-Aufenthalt so kurz wie möglich halten, spätestens zwei Tage nach dem Wettkampf muss die Heimreise erfolgen. Ausländische Zuschauer und damit auch Familien und Freunde der Sportler bleiben weitgehend ausgesperrt.
«Der Austausch zwischen den Nationen wird nicht wie bisher stattfinden können. Aber die Athleten werden einen Fokus finden, sich auf den Sport zu konzentrieren», sagt Leichtathletin Caterina Granz. Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, rechnet im dichten Corona-Regelwerk fest mit der Disziplin der Olympia-Fahrer. «Die Sportler wollen das Turnier. Das versauen sie sich nicht durch Missachtung der Regeln», versichert Hanning.
Mit Test-Wettkämpfen in leeren Arenen prüfen die Gastgeber seit Wochen die Tauglichkeit ihrer Corona-Protokolle. Während der bisherigen Wettbewerbe mit tausenden Beteiligten habe es keinen einzigen Coronafall gegeben, bilanziert das Organisationskomitee. Das IOC verweist zudem darauf, dass eine «große Mehrheit» der Bewohner des olympischen Dorfes bereits geimpft sein werde.
Nothilfekoordinator Mike Ryan von der Weltgesundheitsorganisation hält daher eine sichere Austragung der Spiele für möglich: «Wir haben Vertrauen, dass das Internationale Olympische Komitee, die Gastgeberstadt und die Regierung von Japan die richtigen Entscheidungen zum bestmöglichen Risikomanagement treffen.»