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Lawrence Thomas will oben angreifen

Lawrence Thomas will oben angreifen

Lawrence Thomas will oben angreifen

Hadersleben/Haderslev
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Lawrence Thomas hat bei SønderjyskE einen Vertrag bis zum Sommer 2022. Foto: Karin Riggelsen

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Der Australier im SønderjyskE-Tor spricht über neue Herausforderungen im kalten Dänemark. Auf dem Platz und auch außerhalb des Spielfeldes.

In Windeseile hat sich Lawrence Thomas bei Fußball-Superligist SønderjyskE zum großen Rückhalt seiner Mannschaft und zum Publikumsliebling entwickelt, obwohl er an seinem ersten Arbeitstag im Sommer bei den Fans für Skepsis sorgte und fast ein wenig belächelt wurde, als  er vollmundig von Titeln sprach.

„In Australien habe ich für einen Klub gespielt, der ständig im Titelkampf mitgemischt hat. Ich weiß, dass es eine Herausforderung wird, aber  ich werde versuchen, das Gleiche bei SønderjyskE zu tun“, sagte der  Torwart beim Dienstantritt bei seinem neuen Arbeitgeber, der zwar wenige Wochen zuvor dänischer Pokalsieger geworden war, aber ansonsten im Kampf um die Titel selten etwas verloren hatte.

Ein halbes Jahr später lächelt keiner mehr. SønderjyskE kann mit einem Sieg im Verfolgerduell zum Rückrunden-Auftakt am Sonntag ab 18 Uhr an die Tabellenspitze klettern, zumindest für 24 Stunden.

Der Australier steht zu seinen Aussagen und zu seiner Einstellung.

 

Lawrence Thomas zieht sich im kalten dänischen Winter warm an. Foto: Lasse Lagoni/Ritzau Scanpix

„Wenn man solche Intentionen nicht hat, dann verkauft man sich unter Wert. Man kann nicht daherkommen und sagen, dass man einfach nur hofft, nicht abzusteigen. Das hört sich in meinen Ohren ein wenig dumm an. Generell im Leben muss man sich hohe Ziele stecken, und sollte es nicht klappen, muss man den Kopf hoch halten. Es reicht nicht, nur okay zu sein“, sagt Lawrence Thomas im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Vor keinem Gegner Angst

Der 28-Jährige will mit seiner Mannschaft oben angreifen.

„Wir sind zwei Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Viele denken, dass damit der Druck auf uns steigt. Für mich macht das nur noch mehr Spaß. Wir wollen weiter oben angreifen“, so Thomas, der im Hinspiel Mitte Oktober seinen Kasten gegen Brøndby (2:0) sauber hielt: „Brøndby ist ein talentiertes Team, vor dem wir Respekt haben und auf das wir uns vorbereiten werden, aber um ehrlich zu sein, müssen wir mit unserer Mannschaft vor keinem Gegner Angst haben. Wir spielen aktuell gut und haben viel Selbstvertrauen. Wenn wir als Team gut verteidigen, wie wir es oftmals getan haben, besitzen wir die Qualität, um in jedem Spiel zwei bis drei Tore zu erzielen.“

Nach acht Jahren bei Melbourne Victory, wo er in der vergangenen Saison mit Ex-Nationalkicker Jakob Poulsen und dem ehemaligen SønderjyskE-Profi Marco Rojas in einer Mannschaft stand, entschied sich der Australier im Sommer für sein zweites Europa-Abenteuer, nachdem er als 19-Jähriger für nicht einmal vier Monate sein Glück bei Sheffield United in England versuchte, aber Heimweh bekam. Bei SønderjyskE sah er die besten Möglichkeiten, sich als Torwart weiter zu entwickeln und lehnte finanziell attraktivere Angebote aus Asien, Saudi-Arabien und der Türkei ab. 

Wind und Kälte als Gegner

„Auf dem Spielfeld ist es glänzend gelaufen, und ich habe schon das Gefühl, dass ich mich verbessert habe. Es ist großartig, jeden Tag mit Toivo (Torwarttrainer Toivo  Vadum, d. Red.) auf einem hohen Niveau zu arbeiten. Selbstverständlich hilft es, wenn man Spiele gewinnt“, hat er seinen Schritt  bislang nicht bereut, obwohl er sich in einigen Bereichen umstellen musste.

Die Witterungsbedingungen sind hier ganz anders als in seiner Heimatstadt Melbourne im Südosten Australiens, wo die Temperaturen selbst im Winter meistens über 20 Grad liegen. Bereits seit Mitte Oktober spielt er konsequent in langen Unterhosen.

Gegen den FCK war es für den Australier besonders kalt. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

„Die Witterungsbedingungen sind definitiv anders, aber ich denke nicht, dass es mein Torwartspiel besonders beeinflusst. Kalt ist es aber besonders im FCK-Spiel gewesen. Wenn man beschäftigt ist, spürt man es nicht so sehr, aber wenn man 10 bis 15 Minuten nicht eingreifen muss, dann wird es schon sehr kalt. Die Kälte hat großen Einfluss auf die Qualität des Rasens, aber der größte Unterschied ist der, dass ich in Australien vielleicht ein Spiel pro Saison hatte, wo es windig, nass und kalt war – das ist hier anders“, sagt Lawrence Thomas, der sich aber viel mehr außerhalb des Spielfeldes umstellen musste.

„Melbourne ist eine Großstadt voller Leben. Da ist Hadersleben schon ruhiger“, meint der Australier über den Umzug von Melbourne mit 4,3 Millionen Einwohnern nach Hadersleben mit 22.000: „Ich habe hier schöne Stunden, aber auch Phasen, wo ich einen kleinen Durchhänger habe, Freunde, Familie und die Sonne in Australien vermisse, besonders wenn das Wetter schlecht ist und man drinnen bleibt.“

Lawrence Thomas freut sich aber, dass sein Bruder in dieser Woche aus Australien gekommen ist und für einen längeren Zeitraum in Dänemark bleiben wird.

„Das Leben in Hadersleben ist aber auch ein Segen für mich. Ich bleibe hier nicht im Verkehr stecken, lebe direkt am Fußballplatz und kann mich voll aufs Training konzentrieren. Jetzt muss ich nur noch versuchen, mich vom Lagkagehuset fernzuhalten – das Gebäck ist unglaublich“, lacht der Australier. 

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