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Alte Kultur hält Trainerinnen fern

Alte Kultur hält Trainerinnen fern

Alte Kultur hält Trainerinnen fern

Ritzau/hdj
Kopenhagen/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Jesper Jensen trainiert die dänische Handball-Nationalmannschaft der Frauen seit gut einem Jahr. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Der professionelle Frauenhandball wird von männlichen Trainern dominiert. Der dänische Handballverband DHF würde dies gerne ändern – doch Lösungen sind nicht in Sicht.

Handball-EM der Frauen 2020: 16 Nationen, null weibliche Cheftrainer. Dänische Handballliga der Frauen Ende 2020: 14 Teams, null weibliche Cheftrainer.

Obwohl es seit Jahrzehnten Gleichstellungsdebatten gibt, und der Handballsport in Dänemark in etwa gleich viele weibliche wie männliche Mitglieder zählt, schlägt sich die Entwicklung nicht in der Trainerinnenzahl nieder. Auf den Top-Posten sitzen ausschließlich Männer, und diese ungleiche Verteilung stellt ein Problem für den Frauenhandball dar, meint der Generalsekretär des dänischen Handballverbandes, Morten Stig Christensen.

„Es hat viele Jahre lang gut funktioniert. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, ob es mit einer größeren Diversität noch besser funktionieren würde“, sagt Morten Stig Christensen.

Eine einfache Lösung gebe es derweil nicht. Denn eine Frau, die einen Cheftrainertraum in sich trägt, muss sich laut dem Generalsekretär auf einiges gefasst machen.

„Wenn man diesen Weg geht, braucht es großes Selbstbewusstsein und ein hohes Selbstwertgefühl. Denn man tritt in eine von Männern dominierte Welt ein“, so Christensen. „Man muss sich dessen bewusst sein, dass es hart werden kann, und dass es Rückschläge geben wird.“

Trainerinnen wie Anja Andersen, Helle Thomsen und die ehemalige norwegische Nationaltrainerin Marit Breivik haben bewiesen, dass man als weibliche Cheftrainerin sehr erfolgreich sein kann.

Deshalb wundert es auch den früheren Trainer und jetzigen „TV2“-Experten Peter Bruun Jørgensen, dass sich das Bild nicht geändert hat.

„Die drei müssten ja eigentlich Vorbilder für junge Frauen sein, die diesen Weg gehen möchten. Doch es ist noch nichts geschehen. Gar nichts. Das ist schon sehr merkwürdig“, so Peter Bruun Jørgensen.

Als der dänische Handballverband vor einem Jahr einen neuen Trainer für die Frauen-Nationalmannschaft finden musste, fiel die Wahl auf Jesper Jensen. Das freute ihn natürlich, doch andererseits gehe laut Jensen ohne Frauen auch viel Talent verloren.

„Viele Frauen haben ein richtig gutes Fundament, um Handballtrainerin zu werden. Fachlich sind die Männer vielleicht einen Schritt voraus, da der Männerhandball in seiner Entwicklung etwa zehn Jahre weiter ist, als der Frauenhandball. Wir haben mehr Dinge ausprobiert, aber andererseits finde ich auch, dass die Frauen einen gigantischen Vorsprung im menschlichen Bereich haben“, so der Nationaltrainer.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist laut Generalsekretär Morten Stig Christensen die steigende Zahl an weiblichen Co-Trainern – sowohl im dänischen Klubhandball als auch in diversen Nationalteams.

Bei der Europameisterschaft standen immerhin acht Frauen neben dem Cheftrainer an der Linie; in der dänischen Liga sind es drei.

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