Kolumne

„100 Prozent Wahlbeteiligung? Arnis wäre es zuzutrauen!“

100 Prozent Wahlbeteiligung? Arnis wäre es zuzutrauen!

100 Prozent Wahlbeteiligung? Arnis wäre es zuzutrauen!

Stephan Schaar/shz.de
Arnis
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Nicht nur die Wahlhelfer hatten am Wahlsonntag in Arnis viel zu tun, auch die Amsel vor dem Rathaus trällerte fleißig ihr Lied im Sonnenschein. Foto: Stephan Schaar

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Dass bei einer Kommunalwahl, bei der unzählige fleißige Wahlhelfer den ganzen Tag im Einsatz sind, auch mal Fehler passieren, ist normal und nur allzu menschlich. Aber schade ist es doch, wenn eine positive Überraschung am nächsten Tag wieder dementiert und richtiggestellt werden muss.

Der „Schlei-Schnack“ ist eine wöchentliche Rubrik, die Themen rund um Kappeln aufgreift. In dieser werden aktuelle Ereignisse und Probleme glossierend kommentiert.

Zugegeben, so eine Kommunalwahl ist für die vielen Wahlhelfer in den Wahllokalen ein langer Tag, bei dem mit der Auszählung der Stimmen die größte Anstrengung zum Schluss kommt. Da kann es natürlich passieren, dass einer der Helfer beim Ausfüllen der Tabellen in der Zeile verrutscht und die Anzahl der Wahlberechtigten in das Feld für die tatsächlich erschienenen Wähler einträgt. Ergebnis: 100 Prozent Wahlbeteiligung in Arnis. Wow! Davon träumt man noch in Nordkorea oder China und selbst in der DDR hätte man sich nie getraut, eine 100-prozentige Beteiligung zu erfinden. Aber an der Schlei scheint vieles möglich, was woanders als unglaublich gilt.

Die 100 Prozent wären leicht als Fehler zu entlarven gewesen

Ehrlicherweise eingestehen muss man natürlich auch, dass es für uns Journalisten ebenfalls ein langer Abend war. Wäre es nicht schon deutlich nach 23 Uhr gewesen, als das Ergebnis aus Arnis endlich eintrudelte, hätte man sich vielleicht die Mühe gemacht, diese auf der offiziellen Website zur Kommunalwahl des Kreises angegebenen 100 Prozent zu hinterfragen. Ein Blick auf die Wahlbeteiligung der Arnisser von 72,9 Prozent bei der gleichzeitig stattgefundenen Kreistagswahl, hätte schnell stutzig gemacht.

Aber die Idee kam leider erst nach ein paar Stunden Schlaf am folgenden Morgen auf. So galt stattdessen zumindest für kurze Zeit das kleine Städtchen Arnis als leuchtendes Vorbild in Sachen gelebter Demokratie und bürgerlichen Engagements. Schade eigentlich. Zumal es den Arnissern ja durchaus zuzutrauen wäre, dass dort alle 239 Wahlberechtigten tatsächlich zur Wahl gehen würden.

Arnis bleibt dennoch ein Vorbild für gelebte Demokratie

Zum Glück ist bis auf etwas Hohn und Spott kein weiterer Schaden entstanden, die Zahl der ausgezählten Stimmen stimmt, und der Fehler hat keinerlei Auswirkung auf das Wahlergebnis. Und ein kleiner Trost bleibt zudem: Auch wenn es in Arnis doch keine 100 Prozent Wahlbeteiligung gegeben hat – wie es im übrigen noch immer auf der offiziellen Seite www.wahlen-sh.de zu lesen ist – so sind 72,9 Prozent Wahlbeteiligung dennoch deutlich über dem Durchschnitt und ein leuchtendes Vorbild in Sachen gelebter Demokratie.

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