Hier gibt es kein Corona

14 Gemeinden im Kreis Rendsburg-Eckernförde haben bis heute keinen Fall – warum?

14 Gemeinden im Kreis Rendsburg-Eckernförde haben bis heute keinen Fall – warum?

14 Gemeinden haben bis heute keinen Fall

SHZ
Rendsburg-Eckernförde
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Um diese Gemeinden im Kreis hat Corona – bis heute – noch einen Bogen gemacht. Einige könnten bis zum Ende der Pandemie auch coronafrei bleiben, heißt es aus dem Corona-Lagenzentrum. Foto: Adobe Stock, Montage: Uli Nobis

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Corona kommt auch in die abgelegensten Ortschaften. Seit über eineinhalb Jahren hat das Virus die Welt fest im Griff. Fast. Shz.de war dort vor Ort, wo noch kein Fall aufgetreten ist.

Wie kann es sein, dass es in einigen Gemeinden im Kreisgebiet bis heute keinen einzigen Corona-Fall gab? Ganze 14 Orte sind es am Freitag, 10. September. Was machen die Einwohner dieser Orte anders? Die Redaktion hat sich dort, wo es Corona nur in den Nachrichten gibt, einmal umgehört.

Königshügel

Königshügel hat 178 Einwohner, einer davon ist der 69-jährige Werner Krause. Seine Erklärung: „Na, hier fahren eben alle nur durch, aber keiner steigt aus.“ Im Dorf ist man weitestgehend unter sich, „das ist halt so.“ Besondere Maßnahmen habe die Gemeinde seines Wissens nach nicht getroffen.


Und auch ein paar Meter weiter, hier schnacken gerade zwei Männer über den Gartenzaun, ist man froh über die Tatsache, aber ratlos, was der Grund dafür sein könnte. Die Herren wollen ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, rätseln aber gern mit: „Wir sind durchgeimpft und halten uns trotzdem an die Regeln – vielleicht eine Erklärung“, sagt ein Mann. Sein Bekannter fügt hinzu: „Also wir treffen uns schon noch auf ein Bier. Dabei halten wir ganz einfach Abstand. Das was es nun bei der Runde nicht mehr gibt, sind die Erdnussflips auf dem Tisch, wo jeder reingreift.“ Körperliche Nähe sei generell kein großes Thema, zumindest bei den beiden Herren: „Wir lagen uns vor Corona nicht in den Armen und werden damit jetzt auch nicht anfangen.“


Friedrichsgraben

14 Kilometer weiter südlich liegt die Gemeinde Friedrichsgraben. Umschlossen von Feldern, Weiden und noch mehr Feldern. 48 Einwohner leben hier, keiner hatte oder hat Corona. Familie Schiefers mutmaßt: „Hier leben viele ältere Menschen. Dass diese zur Risikogruppe gehören, weiß ja jeder. Vielleicht beherzigt man die Abstandsregeln dann ganz automatisch mehr, als wenn man nur mit jüngeren Menschen zu tun hat.“

Bargstall

Zehn Felder weiter liegt Bargstall mit seinen 151 Einwohnern. Susanne Scharf (46) weiß von der Tatsache, dass die Gemeinde coronafrei ist, es überrascht sie aber auch nicht. „Hier gibt es keine richtige Infrastruktur. Keinen Bäcker, keinen Einkaufsladen. Nicht mal einen Zigarettenautomaten haben wir hier.“ Obwohl viele aus dem Ort außerhalb arbeiten, hat offensichtlich noch keiner das Virus eingeschleppt.


„Vielleicht wird auch am Arbeitsplatz strenger auf die Abstandsregeln geschaut als wir es hier tun. So wurde einfach auch nichts eingeschleppt“, sagt sie. Denn im Dorf hält sich zwar jeder an die Regeln, „aber keiner übertreibt. Die Kinder haben auch ganz normal miteinander gespielt.“

Das sagt der Kreis

Aus dem Corona-Lagezentrum des Kreises Rendsburg-Eckernförde kommen weitere Argumente, weshalb manche Gemeinden noch nicht mit Corona in Berührung gekommen sind. Aber zuerst: „Es ist zum größten Teil Zufall“, sagt Oliver Hänsel, Leiter des Corona-Lagezentrums des Kreis.


Grundsätzlich sei eine Infektion auf dem Land etwas unwahrscheinlicher als in der Stadt. Auf den Dörfern leben mehr Familien und ältere Menschen. Partys gebe es daher nur selten. Auch Touristen würden sich nur selten in die kleinen Dörfer verirren und könnten so auch nicht das Virus einschleppen.

Dorf ist nicht gleich Dorf

Aber nicht in allen kleinen Dörfern herrscht das gleiche niedrige Infektionsrisiko. In Orten mit einem Ortskern, wo sich die Bürger treffen können, sind Ansteckungen beispielsweise wahrscheinlicher als Orte, in denen es fast nur vereinzelte Höfe gibt. Auch ein Sportverein könne das Infektionsrisiko erhöhen, so Hänsel. Doch Daten gebe es hierfür nicht, betont er.

In einer Sache ist er sich jedoch recht sicher: Es wird Gemeinden geben, die bis zum Ende der Pandemie vollständig ohne Corona-Fall durchkommen werden.

Seefeld


Seefeld ist mit seinen gut 350 Einwohnern die größte Gemeinde, die im Kreis Rendsburg Eckernförde coronafrei geblieben ist. Zwei Seefelderinnen führen das auf den guten Zusammenhalt im Ort zurück: „Bereits letztes Jahr im März haben wir Masken für das Dorf genäht. Da waren wir schon früh dran“, sagen sie beim reinigen ihrer Auffahrt. Zudem sei man für die älteren Bewohner einkaufen gefahren und achte stets aufeinander.


Der Seefelder Michael Kröger (50) meint: „Hier gibt es nicht viele Zugezogene und man kennt sich. Vielleicht hat das geholfen.“ Thies Früchtenicht (68) entgegnet: „Es gehört aber natürlich auch eine ordentliche Portion Glück dazu.“ Seefelder Urgestein Markus Kröger (76) findet jedoch: „Bei allen Vorgaben und Auflagen, wir in Seefeld haben stets das Beste daraus gemacht.“


Jahrsdorf

In der coronafreien Gemeinde Jahrsdorf sei man derweil bewusst mit den Auflagen umgegangen, sagt Anwohner Helmut Röpcke (71). „Es gab einmal zwei Verdachtsfälle im Dorf“, sagt er. „Aber alle haben sich reingekniet und versucht, die Vorgaben so gut es geht zu befolgen.“


Auch in seiner Mosterei galten stets Maskenpflicht und Abstandsregeln. „Die Leute aus dem Ort kommen gern her und lassen ihre Äpfel aus dem Garten zu Saft verarbeiten“, so Röpcke. Ob das vielleicht das Geheimrezept für die Gesundheit der Jahrsdorfer sei, könne er jedoch nicht sagen.

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