Energie

20 Unternehmen in der Region Husum bangen um die Gas-Versorgung

20 Unternehmen in der Region Husum bangen um die Gas-Versorgung

20 Unternehmen in der Region bangen um die Gas-Versorgung

Stefan Petersen/shz.de
Husum
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Das Empfangsgebäude der Husumer Stadtwerke am Binnenhafen. Foto: Stefan Petersen/shz.de

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Der große Gas-Stopp droht – und nicht nur die privaten Haushalte bangen: Für viele Industrie-Unternehmen ist die Versorgung mit Gas eine Frage der Existenz. Wie gehen die Husumer Stadtwerke mit der Problematik um?

Husum ist zwar kein echter Industrie-Standort. Aber Unternehmen, die große Mengen Gas für ihre Produktion benötigen, gibt es in der Region schon. „Knapp 20 solcher Großkunden werden aus unseren Netzen versorgt“, sagt Norbert Jungjohann, der Geschäftsführer der Stadtwerke Husum Netz. Die würden jährlich 70.000 Megawattstunden aus Erdgas gewonnener Energie beziehen. Die rund 8800 anderen Kunden – Privathaushalte und kleine Firmen – erhalten etwa 210.000 Megawattstunden, ein Verhältnis von eins zu drei.

Krisenvorsorge und Notfallplan Gas sind unterschiedliche Dinge

Und was passiert in Husum, wenn Putin tatsächlich den Gashahn komplett zudreht? „Da ist zunächst zwischen unseren Plänen für die Krisenvorsorge und den Maßnahmen aus dem Notfallplan Gas des Bundeswirtschaftsministeriums zu unterscheiden“, erläutert Jungjohann. „Die Krisenvorsorge nach dem Energiewirtschaftsgesetz ist Sache der Netzbetreiber wie der Husum Netz, die auch noch bei der derzeit geltenden zweiten Stufe des Notfallplans, der Alarmstufe, in Eigenregie handeln. Wird aber die dritte Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen, entscheidet die Bundesnetzagentur.“

Und das kann gegenläufig sein: „Unsere Pläne zur Krisenvorsorge sind für Naturereignisse gedacht oder wenn etwa Ressourcen zur Neige gehen“, so der Stadtwerke-Netz-Chef. Dann werde abgewogen und vielleicht bei einem Großkunden die Gaslieferung eingestellt. „Tritt aber die Notfallstufe des Notfallplans in Kraft, ist die Bundesnetzagentur der Lastverteiler – und wenn die bestimmt, dass das Unternehmen gebraucht würde, dann müssen wir es wieder beliefern.“ Das könne auch andersherum passieren: „Wir beliefern den Kunden in der Krisenvorsorge und bei der Notfallstufe fällt er dann trotzdem heraus.“ Haushaltskunden seien hiervon nicht betroffen.

Stadtwerke-Branche im regelmäßigen Austausch über die Lage

Die Stadtwerke-Branche sei in ständigem Austausch, es gebe wöchentliche Treffen auf der Ebene der Geschäftsführer oder Technischen Leiter. „Und natürlich holen wir uns auch rechtliche Beratung – die Kunden, die wir möglicherweise abschalten müssen, haben ja Verträge mit uns“, sagt Jungjohann. Wenn die Bundesregierung über die Netzagentur eingreife, dann hafte allerdings diese für die Konsequenzen.

Die Husumer Stadtwerke hätten mit ihren Großkunden bereits im Vorfeld Kontakt aufgenommen und schon im April Kontaktpersonen und -wege festgelegt, über die Informationen laufen würden, wenn es zu Abschaltungen kommen müsste, so der Netz-Geschäftsführer weiter. „Und die sehen sich natürlich auch nach Ersatz für das Gas um.“ Aber erstens sei Ersatz oft nicht sofort verfügbar. „Und zweitens muss es ja auch bezahlbar sein, damit die Unternehmen weiterhin wirtschaftlich arbeiten können.“

Wichtig sind Gasreserven zur Überbrückung des Winters

Trotz der unklaren Lage warnt Norbert Jungjohann aber vor Panikmache. „Wir hoffen ja nun erst einmal, dass Nord Stream 1 nach Installation der reparierten Turbine wieder in Betrieb geht.“ Die derzeitige Versorgung sei gesichert, bei fehlenden Gasmengen aus Russland würden Einspeisungen aus anderen Ländern von den Fernleitungsbetreibern entsprechend umgeleitet und verteilt, das sei technisch kein Problem. „Wichtig ist aber nun, die Gasspeicher für den Winter wieder aufzufüllen“, so der Stadtwerke-Netz-Chef. Wie man es auch dreht und wendet: „Das ist jetzt wirklich eine Ausnahme-Situation.“

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