Corona-Schutzmaßnahmen

2G im Einzelhandel: Husums Händler reagieren verzweifelt

2G im Einzelhandel: Husums Händler reagieren verzweifelt

2G im Einzelhandel: Husums Händler reagieren verzweifelt

SHZ
Husum
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Christine Eckarth, Filialbetreuerin bei Schuh Armbruster und Schuh Eggers Foto: Annika Jensen/shz.de

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Ab kommendem Wochenende gilt in Schleswig-Holstein die 2G-Regel im Einzelhandel - mitten im Weihnachtsgeschäft. Husums Einzelhändler wissen nicht, wie sie die umsetzen sollen. Derweil besteht auch die Angst vor einem Lockdown.

Sie soll also kommen. Die 2G-Regel im Einzelhandel. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kündigte am Dienstag an, dass sie ab Sonnabend in ganz Schleswig-Holstein gelten soll. Was sagen die Husumer Händler dazu?

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„Ich halte überhaupt nichts davon“, sagt Alexander Seikowsky, Inhaber des Spiele-, Sport- und Lederwarengeschäftes Rothgordt in der Großstraße, „das ist eine total überzogene Maßnahme, 3G reicht vollkommen aus.“ Schließlich sei Schleswig-Holstein bei einer Inzidenz von rund 150 und zwei Drittel der Bürger seien vollständig geimpft.

Er sagt, bei 3G seien die Kontrollinstanzen das Ordnungsamt und die Polizei. Bei 2G müssen er und seine Mitarbeiter die Kunden nach ihren Nachweisen der Impfung und Genesung fragen. „Das lässt sich mit unserer Personaldecke nicht stemmen“, sagt Seikowsky, „wir beraten und verkaufen. Da bleibt keine Zeit für diese Kontrollen. Erst recht nicht im Weihnachtsgeschäft.“


Er fordert deshalb, dass auch bei 2G Ordnungsamt und Polizei kontrollieren. „Und zwar draußen, auf der Straße. Für die Ungeimpften ist das Shoppen dann ja verboten, die dürfen dann ja nicht unterwegs sein.“ Wie er ab Samstag die Kunden kontrollieren kann, könne er noch nicht sagen. „Dafür ist die Information noch zu frisch“, so Seikowsky.

Peter Cohrs, Sprecher der Werbegemeinschaft Husum, bedauert, dass die neuen Regeln so kurzfristig kommen. „Wir wissen nicht nicht, was genau in der Verordnung stehen wird“, sagt er, „aber wir werden die Auflagen selbstverständlich so umsetzen, wie sie vorgesehen sind.“

2G-Regel als deutliche Belastung

Die 2G-Regel werde eine deutliche Belastung im Geschäftsalltag bedeuten. Und im Grunde sei sie schwer nachzuvollziehen, denn für den Versorgungshandel wird die Beschränkung nicht eingeführt. „In der Vergangenheit hat es nirgendwo einen Hinweis darauf gegeben, dass das Infektionsgeschehen im Fachhandel stärker ist als im Versorgungshandel.“

Christine Eckarth ist zwiegespalten. Sie ist Filialbetreuerin bei Schuh Armbruster und Schuh Eggers. Und sie befürwortet als Einzelhändlerin die Einführung der 2G-Regel. „Als Privatperson finde ich, dass es zu einer Spaltung der Gesellschaft führt“, sagt sie. Auch sie hat indes nicht genug Personal, um die Kontrollen täglich zu gewährleisten. „Wir müssen sehen, wie wir das organisieren. Die Ankündigung kommt sehr kurzfristig.“

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„Ich betreue ja insgesamt acht Filialen in Nordfriesland, auch auf den Inseln“, erzählt Eckarth „Und da müssen wir gucken, was für uns das einfachste ist und was mit so wenig wie möglich Mehraufwand verbunden ist.“ Sie befürchtet zudem, dass die 2G-Regel Kunden abschrecken wird. „Ich denke, vielen Kunden ist das zu aufwendig und die werden dann gar nicht erst kommen.“

Der Inhaber des Uhren- und Schmuckfachgeschäftes Detlef Jensen, Peter Koch, ist derweil beinahe schon verzweifelt. „Das ständige Ändern von Regeln hat zur Folge, dass die Leute immer weniger wissen, was los ist“, sagt er. Die Konsequenz sei, dass sie zu Hause im Internet bestellen. Er glaube nicht, dass sich die Menschen in großem Maße im Einzelhandel anstecken.


Auch er hat zu wenig Personal, um die 2G-Nachweise zu kontrollieren. „Ich weiß noch nicht, wie ich es mache. Jemanden zusätzlich einzustellen, das geht betriebswirtschaftlich gar nicht.“ Er wisse zudem nicht, „wie die Leute in Zukunft reinkommen. Sind die entspannt oder sind die auf Krawall gebürstet oder bleiben sie einfach weg.“

Er schaut unsicher auf den Sonnabend. „Ich hoffe, dass überhaupt Leute in die Stadt kommen und sagen, wir machen diesen Zirkus mit.“

Auch drohender Lockdown ist Thema in Handel und Gastronomie

Derweil wabert auch die Angst vor einem Lockdown durch den Husumer Einzelhandel und die Gastronomie. Welcher Konsequenzen hätte der für die Inhaber?

Für Petra Althausen, Inhaberin des Hafenkaffees am Husumer Hafen, würde ein erneuter Lockdown bedeuten, ihre Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit zu schicken. In ihrem kleinen Café verkauft sie auch Produkte zum Mitnehmen. Gemahlener Kaffee, Tee, Marmeladen. „Das würden wir, wie im letzten Lockdown, im Außerhaus-Verkauf anbieten“, sagt Althausen.


„Aber wie genau wir das hier gestalten würden, wissen wir jetzt nicht. Dazu müssten wir wissen, wie genau der Lockdown aussehen würde.“ Sie sagt zudem: „Ich denke, es wird einer kommen. Das Problem, das wir jetzt gerade haben, ist das Regierungsvakuum.“ Niemand traue sich, die Entscheidung für den Lockdown zu treffen.

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Weniger pessimistisch ist Hotelier Meinhard Schibrath. Er ist Eigentümer des Thomas Hotels in der Nähe des Hafens. „Ich sehe im Moment noch nicht, dass ein Lockdown kommen wird und ich hoffe es auch nicht.“ Er könne es sich einfach nicht vorstellen, dass die Wirtschaft noch einmal derart heruntergefahren würde.


Für sein Hotel wäre eine Schließung fatal, sagt er. „Wir haben bei den Übernachtungen gute Buchungen.“ Die braucht er auch. Denn bei den Veranstaltungen sieht es sehr viel schlechter aus. „Alle Weihnachtsfeiern, bis auf eine, sind storniert“, sagt Schibrath.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“