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30 Jahre „Fanta4“: Smudo spricht über seine Insel-Liebe

30 Jahre „Fanta4“: Smudo spricht über seine Insel-Liebe

Smudo spricht über seine Insel-Liebe

Peter Marnitz/shz.de
Westerland
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Der Hip-Hopper von „Die Fantastischen Vier“, Mikrofonprofessor Michael Schmidt alias Smudo, freut sich auf den Arbeitseinsatz auf seiner Ferieninsel Sylt. Foto: Felix Hörhager/shz.de

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Ja, Sylt kennt Michael Bernd Schmidt („mit dt wie Damentoilette“) schon lange von vielen Ferienaufenthalten mit der Familie. Jetzt kommt er am 29. Juli wieder auf die Insel – als Smudo. Und er bringt noch drei Kollegen mit. Gemeinsam sind sie bekannt als „Die Fantastischen Vier“ oder kurz „Fanta4“.

Auch wenn es ein „Arbeitsaufenthalt“ ist, freut sich Smudo schon sehr auf das Open Air auf dem Flughafengelände: „Auch nach mehr als 30 Jahren macht mir jeder Auftritt noch immer riesigen Spaß“, verrät der Hip-Hopper im Gespräch mit shz.de. Obwohl die wohl erfolgreichsten deutsche Hip-Hop-Band ursprünglich 1989 in Stuttgart gegründet wurde, hat Smudo nur einen kurzen Weg zur Konzertbühne auf Sylt. Schon seit rund einem Vierteljahrhundert lebt der gebürtige Hesse mit Frau und drei Töchtern in Hamburg, der „schönsten Stadt Deutschlands“. Besonders liebt der „Fanta4“-Texter die „schnodderige Noblesse“ in seiner norddeutschen Wahlheimat.

Sylt aus der Perspektive eines Urlaubers und Künstlers

Ebenso positiv fällt auch das Urteil über Sylt aus: „Die Insel ist einfach stark und die Menschen erlebe ich als offen und ehrlich.“ Dabei sammelte Smudo nicht nur Erfahrungen als Urlauber und Künstler, auch als Michael Schmidt kam er in den letzten Jahren häufiger auf die Insel. „Fanta4“ hatte sich für die Entwicklung der Luca-App engagiert und im Rahmen der Einführung präsentierte der Rapper die Software unter anderem bei Touristikern und den Insel-Bürgermeistern. „Wir haben das Projekt nicht aus kommerziellen Gründen gefördert, wir sahen Luca als Möglichkeit, die Verbreitung von Corona zu bremsen“, erklärt der Texter und Musiker den Einsatz für die App, die später Kritik von Datenschützern erntete.

Auch wenn „Die Fantastischen Vier“ eher auf der heiteren Schiene unterwegs sind, sieht Smudo seine Lieblingsinsel nicht nur durch eine rosarote Brille: „Man muss auf Sylt aufpassen, die Balance zwischen Hype, den Interessen der Bewohner, dem Tourismus und der wundervollen Natur zu schaffen. Ich finde es schade, dass Sylt immer mit Schickimicki-Tourismus gleichgesetzt wird. Dabei bietet die Insel für die Urlauber ein grundsolides Preis-Leistungs-Verhältnis. Sylt ist nicht nur für besonders gut Betuchte da. Tourismus muss für jeden möglich bleiben“.

Smudo: Sylt lebenswert zu erhalten ist Aufgabe der Insel-Politiker

Hier einen Ausgleich zu schaffen, die Insel lebenswert zu erhalten, darin sieht Smudo eine Aufgabe der Politik. Auch als Tournee-Routiniers gehen Smudo und seine Kollegen an die aktuelle Tour mit ganz besonderen Gefühlen heran: „Nach zwei Jahren Pause haben wir und auch das Publikum das Gefühl, dass wir alle reif sind, mal wieder aufzudrehen und die Hände hochzureißen. Wir als Musiker haben die Pandemie-Zeit eigentlich ganz gut wie im Winterschlaf überstanden. Hart war es für alle helfenden Hände des Tournee-Personals. Die haben echt finanziell gelitten und manche mussten in andere Branchen abwandern.“ Aber auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht habe die Corona-Pandemie manches deutlich gemacht.

Mit dieser Gewissheit und der gerade jetzt neu gewachsenen Lust am Auftritt gehen „Fanta4“ auch bei der aktuellen Tour ans Werk. Das Programm ist gespickt mit den Hits der vergangenen 30 Jahre: „Das Publikum wird eine Hitdichte pro Minute hören, die es bisher bei uns noch nicht gab. Es ist eigentlich eine ,Fanta4‘-Werkschau. Für uns und manche ältere Konzertbesucher ist so wie das Betrachten alter Bilder, die unser Leben illustrieren.“

Für Smudo mutet die Geschichte der „Fantastischen Vier“ im Rückblick immer noch fantastisch an: „Wenn ich daran denke, wie wir vor drei Jahrzehnte bekifft in einem WG-Zimmer saßen und erste Nummern entwickelt haben…Damals sagte man deutscher Rapmusik keine Zukunft voraus. Unsere Kunst wurde als brotlos bezeichnet. Und jetzt – unser Projekt war und ist das Solideste, was wir je gemacht haben.“ Die solide Geschichte der so leicht erscheinenden Wort-Artistik beruht auf viel Sprachgefühl, fantastischer Fantasie und vieler Stunden intensiver Wortfindung.

„Fanta4“ – Eine Erfolgsgeschichte geprägt durch Vorbilder

Auch dieses einmalige Erfolgsprojekt kommt nicht ganz ohne Vorbilder aus. „Schon Heinz Erhard war ein Meister seines Fachs. Wer mich auch auf diesen Weg geführt hat war Ulrich Roski. Seine Lieder und Auftritte waren in dieser Richtung schon stilbildend“, erinnert sich Smudo. Der 2003 gestorbene Musiker und Kabarettist unterschied sich von seinen musikalischen Zeitgenossen Reinhard Mey und Hannes Wader durch unbändigen Wortwitz.

Dass sich deutsche Rapmusik nach Fanta4-Art aus der Nische nur junger Fans zu einer Familien-kompatiblen Musikrichtung entwickelt hat, erkennt man auch am Publikum. Von ganz jungen Fans bis zu Menschen aus der Gruppe 60+ findet man jede Altersgruppe von der Bühne der „Fantastischen Vier“ wieder.

Vorfreude auf Sylt und die Fans

Das erwartet Smudo auch beim Konzert auf seiner Lieblingsinsel am 29. Juli. Der erfahrene Musiker, der auch nach über dreißig Jahren Bühnenerfahrung noch immer vor jedem Auftritt eine besondere Art der Konzentration („kein Lampenfieber“) spürt, fühlt schon deutlich die Vorfreude: „Es ist schön für mich, gerade auf Sylt mit den Fans einen schönen gemeinsamen Abend zu verbringen!“

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