Gesellschaft

42 Griechische Landschildkröten gestohlen

42 Griechische Landschildkröten gestohlen

42 Griechische Landschildkröten gestohlen

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Flensburg
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Foto: Horst Nowotny

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Ein mysteriöser Tierdiebstahl hat sich in Dagebüll abgespielt. Mysteriös auch deshalb, weil sich der Täter gleich zweimal in dem kleinen Gehege in einem Garten bediente.

Horst Nowotny ist noch immer geschockt. „Ich fasse das nicht“, sagt der Rentner shz.de am Montag. Aus seinem Garten in Dagebüll sind 45 Griechische Landschildkröten verschwunden. Dass aus ihrem kleinen Gehege ausgebüxt sind, ist ausgeschlossen. Dazu sind die einjährigen Tierchen nicht in der Lage. Der 82-Jährige ist sich sicher: Die Tiere wurden gestohlen. Am Montagvormittag hat er bei der Polizei in Niebüll Anzeige erstattet.

Auffallend wenig Schildkröten zu sehen

Die Schildkröten sind am vergangenen Donnerstag und am Freitag gestohlen worden. Nicht oder, sondern und. Denn der Täter ist offenbar zweimal gekommen. Am Donnerstag war Horst Nowotny tagsüber unterwegs. Als er am frühen Abend wie üblich das Gehege abdecken wollte, fiel ihm zwar auf, dass nur wenige Tiere zu sehen waren. „Ich dachte, die anderen haben sich verkrochen“, erzählt der 82-Jährige. Das geht gut in dem kleinen Schildkröten-Domizil; entweder in einem der Häuschen oder unter Moos.

Erst am nächsten Morgen, als er das Gehege wieder öffnete, stellte er fest, dass von 45 nur noch 13 Tierchen da waren. Horst Nowotny verständigte die Polizei. Als er am Nachmittag nach einem Nickerchen die verbliebenen Tiere füttern wollte, machte er eine unglaubliche Entdeckung: „Bis auf drei waren alle weg.“ Der Senior hat keine Erklärung dafür, wie das gelaufen sein soll. „Mein Auto stand vor der Tür“, schildert er die Situation. Der Täter musste also annehmen, dass jemand zu Hause sein könnte. „Die Nachbarn haben nichts gemerkt“, berichtet der Dagebüller. Davon gibt es aber nur wenige direkte; Horst Nowotny wohnt abgelegen am Moordeich.

Die jungen Reptilien gehören dem 82-Jährigen gar nicht selbst. Es sind die Tiere seiner Ex-Frau, die in Treia eine Zucht betreibt. Horst Nowotny unterstützt sie dabei, kümmert sich um Jungtiere und erledigt Formalitäten, beschafft bei Behörden Dokumente wie die Cites-Bescheinigungen, die für den Artenschutz wichtig sind. „Wir züchten aus Liebhaberei“, erklärt der Rentner. Es sei keine gewerbliche Zucht. Verkauft werden die Schildkröten allerdings schon, das Paar für 150 Euro. „Niemals eine einzelne Schildkröte“, betont er. Denn anders als häufig angenommen, seien die Tiere keine Einzelgänger. „Sie kommunizieren miteinander, beschnuppern sich“, weiß Horst Nowotny.

Für den legalen Verkauf braucht man Papiere

Für den Diebstahl hat er nur eine Erklärung. „Es muss einen Schwarzmarkt geben.“ Denn ohne behördliche Papiere seien die Schildkröten auf legalem Weg nicht zu verkaufen. Eine Befreiungsaktion von Tierschützern hält Horst Nowotny für ausgeschlossen.

Polizei ermittelt

Die Polizei ermittelt in dem Fall. „In dieser Art und Dreistigkeit hatten wir das noch nicht“, sagte Jan-Eike Hartwig vom Niebüller Revier shz.de. Der Beamte kann sich gut vorstellen, dass die Tiere auf dem Schwarzmarkt angeboten würden. Bei Tierdiebstählen handele es sich aber um Einzelfälle. Ab und an werde einmal das Verschwinden eines Ponys oder eines Fohlen angezeigt.

Die Ermittlungen werden aber nicht in Niebüll, sondern bei der Umweltpolizei in Husum geführt. Hinweise nehmen die Beamten in Niebüll aber entgegen. Sie bittet Zeugen, die am vergangenen Donnerstag und Freitag am Moordeich in Dagebüll verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich zu melden, Tel. 04661/4011-0.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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