895 Geflüchtete aus der Ukraine in Flensburg: Wer sie sind und was sie bewegt

895 Geflüchtete aus der Ukraine in Flensburg: Wer sie sind und was sie bewegt

895 Geflüchtete aus der Ukraine in Flensburg: Wer sie sind und was sie bewegt

Daria Isaieva
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Regina Teres ist mit ihrem fünf Jahre alten Sohn in Flensburg angekommen. Foto: Privat

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Die ukrainische Journalistin Daria Isaieva hat sich in Flensburg mit Geflüchteten aus ihrem Heimatland getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, wie sie hier Fuß fassen und wie sie die Hilfsbereitschaft in der Fördestadt wahrnehmen.

1024 Geflüchtete aus der Ukraine hat die Stadt Flensburg im Zeitraum Februar bis Oktober 2022 aufgenommen. Laut Statistik leben davon nach wie vor 895 in der Fördestadt. Die ukrainische Journalistin Daria Isaieva, die derzeit an einem internationalen Austauschprogramm für Journalisten teilnimmt, hat drei von ihnen in Flensburg getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, wie sie in der Fördestadt Fuß fassen.

Alexandra (46 Jahre, Beruf-Logistikerin) aus Kiew, in Deutschland seit 3. März

Zunächst kam Alexandra Yanovska mit ihrer Schwester Mila mit dem Auto nach Düsseldorf, weil ihr Freund dort wohnt. Nach ihrer Ankunft in Düsseldorf bot die Zentrale ihrer Schwesterfirma (Bayer) an, ihnen bei der Suche nach einer Unterkunft in Flensburg zu helfen, da sie weiterhin als Fernmitarbeiterin bei ihnen arbeitete.

So zogen Alexandra Yanovska und ihre Schwester nach Flensburg. Dort bekam sie eine Stelle als Assistentin in der Logistik.

Ihre Pläne für die Zukunft sind, zurück in die Ukraine zu gehen, weil sie dort eine Karriere und Immobilien hat. „Der beste Rat, den ich von den Deutschen erhalten habe, ist, dass man alles langsam und nach dem Gesetz machen muss“, erzählt sie. Zudem seien Deutsche nicht gierig, sparsam, sehr humanitär engagiert und würden Flüchtlingen von ganzem Herzen helfen.

Über die Ukrainer sagt sie: „Wir sind anständige und autarke Menschen, die alles in der Ukraine durch ihre Arbeit und ihr Wissen verdient haben. Wir sind nach Deutschland gekommen und haben den Wunsch zu arbeiten und uns zu entwickeln, und nach dem Krieg wieder nach Hause zu kommen.“

Viele Ukrainer bereits seit Monaten in Deutschland

Bislang sind die meisten Ukrainer seit etwa drei Monaten hier. Der erste Schritt zur Integration in die Gesellschaft besteht für die meisten von ihnen darin, Deutsch zu lernen, und sobald sie das B1-Niveau erreicht haben, wird klar, auf welche Stellen sie sich bewerben können.

Nach der Ankunft von 1000 Ukrainern kann die Stadt weitere 400 bis 500 Menschen aufnehmen. Dabei kann es sich um Menschen aus der Ukraine, Russland, Afghanistan oder Syrien handeln.

Olga Vykhor-Turchyk (32 Jahre), Ärztin aus Kiew

„Ursprünglich hatte ich keine Pläne, in Deutschland zu bleiben“, sagt Olga Vykhor-Turchyk. „Als ich Kiew verließ, das zu dieser Zeit bombardiert wurde, wollte ich nach Schweden, um entfernte Verwandte zu besuchen“, erzählt sie.

Aber das Schicksal, vertreten durch die Grenzbeamten im Zug von Deutschland nach Dänemark, entschied anders – sie wurde aus dem Zug entfernt, weil sie keinen biometrischen Pass hatte, und musste einige Tage in Deutschland bleiben, um zu überlegen, wie es weitergehen sollte. In Deutschland fand sie viel Hilfe und Unterstützung von Fremden. Sie beschloss daher, in Flensburg zu bleiben.

Da sie von Beruf Ärztin ist, ging sie zum Roten Kreuz, um dort zu helfen, da sie fließend Englisch spricht. Anfangs war ihre Aufgabe, vom Ukrainischen ins Englische zu übersetzen, um Informationen von Flüchtlingen zu Ärzten und wieder zurück zu übermitteln.

Jetzt, sieben Monate später, arbeitet sie bereits im Team des Roten Kreuzes.

Ihre Pläne für die Zukunft sind, die deutsche Sprache zu lernen, um in Zukunft als Ärztin in Deutschland zu arbeiten. Als Ratschlag über Deutsche für Ukrainer hat sie Folgendes parat: „Die deutsche Pünktlichkeit wird überschätzt. Keine Sorge“, sagt sie und lacht.

Regina Teres (32 Jahre), Personalleiterin aus Tschernigiv

Die 32-jährige Regina Teres ist mit ihrem fünfjährigen Sohn im April nach Flensburg gekommen, weil ihr Freund schon früher hierher gekommen ist. Er selbst hat eine Verwandte hier, die seit über 20 Jahren in Deutschland lebt.

Der beste Ratschlag, den sie in Deutschland bekommen hat: Man muss nichts überstürzen und Geduld haben. Einige Menschen habe sie als stur und pedantisch kennengelernt. Aber: „Man muss sie besser kennen lernen. Dann wird man sie lieben“, sagt sie.

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