Königin Margrethe II.

Das ABC zum goldenen Thronjubiläum in Dänemark

Das ABC zum goldenen Thronjubiläum in Dänemark

Das ABC zum goldenen Thronjubiläum in Dänemark

SHZ
Kopenhagen
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Ihre Krone hat sie noch nie getragen, es ist nur ein Diadem: Königin Margrethe II. von Dänemark Foto: Kongehuset Foto: 90037

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Die dänische Monarchin ist seit 50 Jahren im Amt. Was macht dieses besondere Staatsoberhaupt von Schleswig-Holsteins Nachbarland aus? Ein Alphabet zum Ehrentag erzählt es.

A - Ausbildung

Die ist im Gegensatz zu vielem anderen im königlichen Dasein nicht festgelegt. Margrethe II. hat als erstes Mitglied ihrer Dynastie ganz normal im Klassenverband eine Grundschule besucht, die private „Zahles Skole“ in der nördlichen Kopenhagener Innenstadt. Für die Vorbereitung aufs Abitur wurde nur für die Prinzessin und eine Freundin über mehrere Jahre ein „Studienkreis“ zu Hause auf Schloss Amalienborg eingerichtet. Von 1960 bis 1965 hat Margrethe an verschiedenen Universitäten jeweils ein bis zwei Semester in diversen Fächern studiert, vor allem Staatswissenschaft in Aarhus, Paris und London sowie Archäologie in Cambridge.

B - Beginn

Mit 31 Jahren hat Margrethe ihr Amt angetreten. Anders als die britischen Kollegen werden die dänischen Monarchen seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr zeremoniell gekrönt. Königin geworden ist Margrethe, indem der sozialdemokratische Ministerpräsident Jens Otto Krag sie dazu ausgerufen hat – auf dem Balkon von Schloss Christiansborg, dem Sitz von Parlament und Regierung. Das geschah am Todestag von Margrethes Vater, König Frederik IX., am 14. Januar 1972 – Anlass des Goldenen Jubiläums.

C - Christin

Gemäß dänischer Verfassung muss die Königin Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche sein – denn die ist eine Staatskirche, und deshalb steht das Staatsoberhaupt qua Amt formell auch an deren Spitze. Deshalb können zum Beispiel Bischöfe nur durch die Königin ernannt oder Änderungen von Psalm- oder Gesangbüchern nur mit ihrer Autorisierung in Kraft treten. Selbst bezeichnet sich die Monarchin zwar „nicht als speziell fromm“, wohl aber hat sie den christlichen Glauben für sich als als einen „festen Halt“ bezeichnet.

D - Daisy

zuerst in der Familie und längst auch im dänischen Volk der Spitzname der Königin. Das soll eine Anspielung darauf sein, dass die Jubilarin ihren Vornamen nach ihrer aus England gebürtigen Großmutter mütterlicherseits erhalten hat. In England gilt Daisy landläufig als Kosename für Leute, die Margret heißen. Deshalb werden auch Margueriten auf Englisch oft „Daisy Flowers“ genannt. Weil die Königin die als ihre Lieblingsblume bezeichnet, liefert das einen zweiten Anlass für den Spitznamen.

E - Etikette

Die Anrede Sie („De“, das e dabei gesprochen wie ein i) existiert in der dänischen Sprache eigentlich nur noch wegen der Königin – und der anderen Mitglieder ihrer Familie. Ansonsten sind alle Dänen per Du. Aber gegenüber der Monarchin gilt das als absolutes Tabu. Wer die Etikette einhalten will, setzt in der Anrede zumindest beim ersten Satz ein „Ihre Majestät“ („Deres Majestaet“) dazu. In der dritten Person heißt es in allen offiziellen Verlautbarungen in Dänemark „Ihre Majestät die Königin“ („Hendes Majestaet Dronningen“), abgekürzt H.M.

F - Familie

Die Königin hat zwei Söhne, Kronprinz Frederik und Prinz Joachim. Hinzu kommen acht Enkel, vier aus der Ehe von Frederik mit der Australierin Mary Donaldson und je zwei aus den Ehen von Joachim zunächst mit der aus Hongkong stammenden Alexandra Manley und der Französin Marie Cavallier. Margrethe hat zwei jüngere Schwestern: Prinzessin Benedikte, wohnhaft im westfälischen Berleburg, und Anne Marie, Frau des griechischen Ex-Königs Konstantin.


G - Geld

Im diesjährigen dänischen Staatshaushalt sind für die Königin und ihre Hofhaltung 86,5 Millionen Kronen veranschlagt, umgerechnet rund 11,5 Millionen Euro. Akzeptanz findet die Größenordnung der Apanage, weil die Bevölkerungsmehrheit die Zuwendungen nicht nur als Privatvergnügen für die Empfängerin sieht. Sondern überzeugt ist, dass ihr Land und damit die Dänen selbst durch das Königshaus eine erhabene Aura erhalten.

H - Henrik

oder genauer: Henri Graf de Laborde de Monpezat, so der Geburtsname des mittlerweile verstorbenen Gemahls der Königin. Sie hat den Franzosen während ihrer Studienzeit in London kennengelernt, wo er an der Botschaft seines Heimatlandes eingesetzt war. Den Titel eines Königs hat ihm seine Frau zeitlebens verwehrt. Damit ist hat sie die Tradition über die Emanzipation gestellt. Für angeheiratete Männer in königlichen Häusern ist dieser titulare Aufstieg nicht üblich, obwohl es andersherum für angeheiratete Frauen eines Königs ein Automatismus ist.

I - Interessen

Archäologie, Ballett und Kunst in mehrfacher Hinsicht sind die drei Leidenschaften der intellektuell vielseitigen Königin. Sie malt und stellt ihre Gemälde zum Teil auch aus, entwirft bis zum heutigen Tage Bühnenbilder und Kostüme für Theater, Ballett und Filme. Auch zahlreiche kirchliche Textilien hat sie gestaltet und den Roman „Herr der Ringe “ von J.R. Tolkien illustriert. Mindestens den Mittwoch hat sich die erste Frau im Staat deshalb stets von offiziellen Pflichten freigehalten.

J - Jubiläumsfeierlichkeiten

Am 14. Januar gibt es vormittags im Beisein der königlichen Familie einen Festakt im Parlament. Nachmittags legen die Royals im Dom von Roskilde Kränze an den Gräbern von Margrethes Vater Frederik IX. und seiner Frau Königin Ingrid nieder.

K - Krone

Die mehr als zwei Kilo schwere Krone der dänischen Monarchen aus dem Jahr 1671 wird im Museum Schloss Rosenborg in Kopenhagen aufbewahrt und ausgestellt. Margrethe II. hat sie ebensowenig getragen wie ihre Vorgänger seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Absolutismus abgeschafft wurde. Der Begriff Krone wird viel häufiger mit der Majestät in Verbindung gebracht, wenn es um Autos geht. Die Exemplare des königlichen Fuhrparks haben als Kennzeichen nämlich nur eine Krone und eine Zahl. Deshalb heißen die Karossen im allgemeinen Sprachgebrauch „Krone 1“, „Krone 2“ und so weiter.

L - live

Die Neujahrsansprache der Königin ist alljährlich die meistgesehene dänische Fernsehsendung. Stets um 18 Uhr am Silvesterabend spricht die Königin da live von ihrem Schreibtisch auf Schloss Amalienborg zur Nation. Ohne Teleprompter, ganz ehrlich von einem vielfach umzublätterndem Papiermanuskript, das vorher zwischen dem königlichen Hof und der Regierungsspitze mehrfach abgestimmt worden ist. Mag bei der Aussprache auch mal eine kleine Unebenheit dazwischenrutschen – wichtiger ist die Botschaft: Die Königin kommt nicht aus der Konserve, sie ist an diesem besonderen Tag für etwa zehn Minuten zusammen mit ihrem Volk.

M - Macht

Im Vergleich zum Status des Amts sehr gering. Im Großen und Ganzen beschränkt sich das königliche Wirken auf repräsentative Aufgaben. In der Politik mischt die Königin insofern mit, als nach einer Wahl nur derjenige Politiker eine Regierung bilden kann, der dazu vom Staatsoberhaupt den Auftrag erhält. Allerdings erteilt sie dieses Mandat nicht nach Gutdünken, sondern an denjenigen, der mit den größten Erfolgsaussichten eine parlamentarische Mehrheit aushandeln kann. Vom Parlament beschlossenen Gesetze bedürfen für ihre Gültigkeit der königlichen Unterschrift. Das macht die Monarchin wie eine Art Staatsnotar, inhaltliche Prüfrechte hat sie nicht.

N - Nachwelt

Den Sarkophag für ihren Leichnam hat die Königin im Dom von Roskilde schon aufstellen lassen: Dort wird sie Seite an Seite von 40 Amtsvorgängern seit dem frühen Mittelalter ruhen. Die Konstruktion hat der Bildhauer Bjørn Nørgaard entworfen. Ein halb gläsern wirkender Kasten mit prächtigem Goldaufsatz liegt auf Sockeln aus dänischem Granit, grönländischem Marmor und Basalt von den Färöer-Inseln – Symbole für die drei Teile der so genannten Reichsgemeinschaft unter der Regentschaft der Königin.

O - Orden

Mit einem fein verästelten Geflecht von Orden und Medaillen ehrt die Königin ihre Untertanen für Verdienste. Ganz herausragenden Einzelpersönlichkeiten sowie anderen Royals und sonstigen ausländischen Staatsoberhäuptern vorbehalten ist die ranghöchste Auszeichnung, der Elefantorden. Die Königin selbst trägt ihren eigenen Elefantorden nicht nur bei höchsten Staatsgeschäften. Sondern auch an den ein bis zwei Montagen im Monat, an denen sie dänische Bürger zu Audienzen empfängt. Wegen Corona finden die Audienzen jedoch derzeit nur eingeschränkt statt.

P - Protektor

Die Mitglieder der königlichen Familie übernehmen so genannte Protektionen für die verschiedensten gesellschaftlichen Einrichtungen und Organisationen. Die Protektoren fungieren für sie als Botschafter in der Öffentlichkeit. Bei der Königin sind es 73, vom Verband der Auslandsdänen über verschiedene Museen bis hin zum Verein grönländischer Kinder.

Q - Qualitäten

Obwohl das königliche Amt fast keine Kompetenzen hat und sein Wesen eigentlich nicht mehr in die Moderne passt, vermag Margrethe trotzdem, ihrer Position in den Augen ihrer allermeisten Untertanen eine Daseinsberechtigung zu geben. Ihr Erfolgsrezept besteht aus zwei Hauptzutaten: aus einer vielschichtigen, gebildeten Persönlichkeit, die Margrethe als Mensch interessanter macht als viele Royals in anderen Ländern. Und zum zweiten aus der Balance, einerseits ein bisschen das Besondere zu wahren – aber doch nicht so viel, dass es snobistisch wirken würde. Dem Königtum bekommt es nicht gut, wenn der Alltag der Royals nach außen allzu sehr sichtbar ist: Diese Weisheit hat Margrethe II. stets hochgehalten.

R - Residenzen

Haupt- und Dienstsitz der Königin ist Schloss Amalienborg in Kopenhagen. Dort wohnt sie indes nur in den tiefsten Wintermonaten. Einen größeren Teil des Jahres, nämlich einen ausgedehnten Frühjahrs- und Herbstabschnitt, verbringt Margrethe auf dem ländlicheren Schloss Fredensborg eine Dreiviertelstunde Autofahrt nördlich von Kopenhagen. Im Sommer geht es für meist jeweils zwei bis drei Wochen nach Schloss Marselisborg in Aarhus und Schloss Gravenstein auf dem Nordufer der Flensburger Förde.

S - Stammbaum

Königin Margrethe gehört zu dem aus Schleswig-Holstein und Westfalen stammenden „Haus Glücksburg“. Es regiert, beginnend mit Christian IX., seit 1863 in Dänemark. Margrethe ist die fünfte Generation der Glücksburger auf dem Thron. Dass gerade sie als Nachfolger des ausgestorbenen Vorgängergeschlechts der so genannten Oldenburger eingesetzt wurden, sollte eigentlich dazu beitragen, Schleswig-Holsteins Verbleib unter der dänischen Krone zu sichern. Doch dem kam die Bildung eines deutschen Nationalstaats dazwischen – und Schleswig-Holstein den Glücksburgern abhanden.

T - Thronfolgegesetz

T - Thronfolge-Reform: Auch wenn das Königtum vererbt wird – ein bisschen ist Margrethe II. demokratisch legitimiert. Sie ist nämlich nicht als Kronprinzessin geboren worden. Erst durch eine Volksabstimmung 1953 wurde der ältesten Tochter von König Frederik IX. die Thronfolge zugesprochen. Weil der König nur Töchter hatte, wäre sonst ein Sohn des Bruders von Frederik IX. nächster Monarch geworden. Dann würde Dänemark heute von einem König Ingolf regiert.

U - Überparteilich

Die Königin steht laut Verfassung über den Parteien. Deshalb enthält sie sich jeglicher Äußerungen, die als politisch verstanden werden könnten. Auch wenn es das manchmal etwas langweilig macht – es soll dazu beitragen, dass die Königin als Sammlungspunkt der ganzen Nation wirkt und breite Akzeptanz findet.

V - Verschoben

Fast alle Feierlichkeiten zum 50-jährigen Thronjubiläum sind wegen der aktuell sehr hohen Corona-Inzidenzen vom Januar auf den Sommer verschoben worden, vor allem auf den September. Unter anderem eine Fahrt in der offenen Kutsche durch die Straßen von Kopenhagen, eine Gala-Vorstellung im Königlichen Theater, ein Gala-Diner auf Schloss Christiansborg und ein Festgottesdienst.

W - Wachwechsel

Eines der wichtigsten Aushängeschilder des Königtums ist die königliche Leibgarde mit ihren historisch anmutenden Uniformen inklusive Bärenfellmütze. Jeden Tag um 12 Uhr marschiert die Einheit von ihrer Kaserne auf Schloss Rosenborg eine halbe Stunde durch Kopenhagen zum königlichen Palast Schloss Amalienborg. Dort vollzieht sich um 12 Uhr mittags oft unter den Augen vieler Touristen nder tägliche Wachwechsel.

X - Zehn

auch als römische Zahlenziffer für die Zehn verwendbar, wenn es um Monarchen geht. Margrethes ältester Sohn (53) wird einst die runde Summe voll machen und als Frederik X. den Thron besteigen. Auch wenn den Zeitpunkt keiner kennt, erscheint eines gewiss – es wird erst passieren, wenn Margrethe II. nicht mehr ist. Sie hat mehrfach bekräftigt, dass ein Abdanken aus Altersgründen für sie nicht in Frage kommt, sondern nur ein Kürzertreten.

Y - Yacht

Um zu betonen, dass Dänemark eine Seefahrtsnation ist, benutzt die Königin ausgiebig die royale Pracht-Yacht „Dannebrog“. Das Schiff von 1932 mit einer Inneneinrichtung aus dem 19. Jahrhundert ist so etwas wie ein kleines Schloss unter Segeln. Alljährlich im Sommer geht es damit über mehrere Wochen zu offiziellen Besuchen dänischer Städte. Und immer wieder, gerade wieder im vergangenen Jahr, auch ins Überseeterritorium Grönland.

Z - Zigaretten

Die Königin ist bekennende Kettenraucherin. Nicht die Marke „Prince“, wie man vielleicht meinen könnte, hat es ihr angetan, sondern die superstarke griechische Marke „Karelia“. Im Herkunftsland gilt diese als typisch für die Arbeiterklasse. Dänemark ist das einzige EU-Land, das „Karelia“ importiert. Das gestiegene Bewusstsein für die Risiken des Rauchens und die Vorbildunktion einer Königin ist jedoch nicht spurlos an der Monarchin vorbeigegangen: Seit 2006 raucht sie nicht mehr in der Öffentlichkeit.

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