Branche in der Krise

Abends und nachts sind in Flensburg kaum noch Taxis unterwegs

Abends und nachts sind in Flensburg kaum noch Taxis unterwegs

Abends und nachts in Flensburg kaum noch Taxis unterwegs

Benjamin Nolte/shz.de
Flensburg
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Keine Fahrer und explodierende Kosten: Für das Taxigewerbe spitzt sich die Situation immer weiter zu. Foto: Benjamin Nolte / SHZ

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Nachts in Flensburg ein Taxi zu bekommen, ist inzwischen manchmal ein echtes Kunststück. Doch den Inhabern bleibt keine andere Wahl, als das Angebot zu reduzieren.

In den späten Abend- und besonders in den Nachstunden in Flensburg ein Taxi zu bekommen, das ist längst nicht mehr so einfach wie noch vor einigen Jahren. Kunden berichteten in den vergangenen Wochen gegenüber unserer Zeitung von Schwierigkeiten unter der Woche in den Nachtstunden mit einem Taxi von A nach B zu kommen. Wir haben bei Klaus Lange von Altstadt-Taxi nachgefragt.

In Spitzenzeiten hat das Taxiunternehmen 15 Fahrzeug auf Flensburgs Straßen im Einsatz, tagsüber auch gut ausgelastet, anders sieht es nachts aus.

Der gestiegene Mindestlohn und explodierende Energiekosten machen die Gesamtsituation für das Taxigewerbe auch in Flensburg alles andere als leicht. Gerade in den Nachtstunden hat das Unternehmen Probleme Fahrzeuge zu besetzen und auf die Straße zu schicken.

„Nachts will kaum noch einer fahren“, berichtet Lange. „Wir bekommen manchmal nicht einmal die Fahrzeuge besetzt, die wir gerne auf der Straße hätten.“ Erschwerend kommt hinzu, dass es zunehmend unwirtschaftlicher wird, die Taxen in den Nachtstunden vorzuhalten.

Eine geringe Nachfrage bei gestiegenen Personalkosten lässt die Aufrechterhaltung des 24 Stunden Angebotes unter der Woche zu einem Minus-Geschäft werden. Einfach ausgedrückt, für die wenigen Fahrgäste, die unter der Woche nachts mit einem Taxi fahren wollen, lohnt sich die Vorhaltung von Fahrern und Fahrzeugen immer weniger.

„Besonders schwer sind die Nächte auf Montag, Dienstag und Mittwoch“, so Lange. „Da kann man schon fast sagen, dass ab 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt sind und kaum noch einer unterwegs ist.“

Preiserhöhung als kleiner Lichtblick für Unternehmer

Für die wenigen, die aus unterschiedlichen Gründen auf eine Beförderung angewiesen sind, wird es dann zunehmend schwieriger ein Taxi zu bekommen. Mitunter kann es auch passieren, dass man gar keinen Erfolg hat beziehungsweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss, so berichten es Fahrgäste gegenüber unserer Zeitung.

Die Taxizentrale von Altstadt-Taxi war früher rund um die Uhr besetzt. Ein Disponent oder eine Disponentin koordinierte Anrufe von Fahrgästen und die Fahrzeugflotte. „Abends und Nachts ist die Nachfrage so gering, dass wir die Zentrale nicht mehr besetzt haben, die Anrufe erreichen unsere Fahrer dann direkt.“

Taxiunternehmer Lange kann den Unmut verstehen, auch für ihn ist die Situation alles andere als befriedigend. „Diese Situation betrifft die ganze Branche, nicht nur unser Unternehmen“, so Lange. „Wir müssen aufgrund der gestiegenen Betriebskosten mittlerweile genau schauen, wann man die Fahrzeuge einsetzt und wann nicht.“

Einen kleinen Lichtblick verspricht man sich von der Erhöhung der Fahrpreise. Die Stadt Flensburg hat zum ersten Mal seit acht Jahren eine Erhöhung vorgenommen, von 1,50 Euro auf 1,80 Euro pro Kilometer. „Für manche Fahrgäste, die auf uns angewiesen sind, aber finanziell am Limit leben, ist die Erhöhung sicherlich ein schwerer Schlag“, so Lange, „aber aus unserer Sicht ist sie unumgänglich gewesen.“

Alleine der Preis für einen Liter Diesel hat sich in den vergangenen Monaten um fast 50 Cent erhöht, auch der Mindestlohnt steigt weiter an.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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