Flensburg

Abwahl von Hochschul-Präsident Christoph Jansen gescheitert

Abwahl von Hochschul-Präsident Christoph Jansen gescheitert

Abwahl von Hochschul-Präsident Christoph Jansen gescheitert

SHZ
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Dr. Christoph Jansen bleibt nach einem Abwahlverfahren Präsident der Flensburger Hochschule. Foto: Archiv/shz.de

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Dr. Christoph Jansen steht schon länger in der Kritik. Doch der Senat entschied sich knapp gegen eine Abwahl.

Der Präsident der Hochschule, Dr. Christoph Jansen, hat nur knapp ein Abwahlverfahren durch den Senat überstanden. In einer Abstimmung stellten sich acht von 13 Stimmberechtigten gegen Jansen, wie aus einem Schreiben hervorgeht, das shz.de vorliegt. Vier stellten sich hinter den Präsidenten, ein Senatsmitglied enthielt sich. Für eine Abwahl hätte es eine Dreiviertel-Mehrheit gebraucht. Jansen kann also weiterhin im Amt bleiben. Sein Stand innerhalb der Hochschule dürfte aber nicht leichter werden.

Aus Hochschulkreisen heißt es, dass es schon länger brodele zwischen Jansen und einigen Senatsvertretern. Die Zusammenarbeit sei von Differenzen geprägt und es gebe einen Vertrauensverlust gegenüber Jansen, heißt es aus dem Umfeld der Hochschule. Unter anderem habe Jansen versucht, die Kontrollmöglichkeiten des Senats einzuschränken, indem er die Hürden für die Wahl des Hochschulpräsidenten – also seine eigene mögliche Wiederwahl – auf eine einfache Mehrheit statt einer Dreiviertel-Mehrheit senken wollte.

Ob dies auch einer der Gründe für das nunmehr gescheiterte Abwahlverfahren ist, ist unklar. „Zu den inhaltlichen Hintergründen nehmen wir keine Stellung, da es sich um interne Vorgänge handelt, die dem Datenschutz unterliegen“, erklärt Hochschulsprecher Torsten Haase. Christoph Jansen werde zu diesem Vorgang deshalb auch keine persönliche Stellungnahme abgeben.

Hochschulpräsident als „Sündenbock“?

Von Seiten der Unterstützer Jansens heißt es, dass der Hochschulpräsident vielmehr als „Sündenbock“ für die klamme Finanzlage der Hochschule herhalten müsse. Die Debatten würden sehr persönlich und unsachlich geführt. „Der Senat hat sich permanent ins Tagesgeschäft eingemischt“, heißt es aus Kreisen der Hochschule.

Die Differenzen führten offenbar auch dazu, dass immer wieder Kandidaten für die Ämter der Vizepräsidenten nicht angenommen wurden. Jansen hätte zwar Vorschläge gemacht, doch keiner erhielt die notwendige Zustimmung, so dass die drei Posten seit Monaten vakant seien.

Wogen glätten

Dabei begann Jansen sein Amt als Hochschulpräsident 2017 mit großer Zustimmung aus dem Senat. Zuvor war er als Physiker bei Siemens in Erlangen tätig. Dem externen Bewerber wurde seinerzeit der Vorzug gegenüber Flensburger Professoren gegeben. „Es ist bezeichnend, dass kein Kenner der Organisation zum Präsidenten gewählt wurde“, hatte Jansen dies damals kommentiert und versprach neue Impulse. Ob diese bei der schlechten Finanzlage der Hochschule und ohne Vizepräsidenten aktuell umzusetzen sind, ist fraglich.

Hochschulsprecher Torsten Haase betont aber, dass Jansens Zusammenarbeit mit der Kanzlerin Sabine Christiansen gut sei. Ein nächster Schritt nach der gescheiterten Abwahl sei nun, die Wogen innerhalb der Hochschule zu glätten und die Zusammenarbeit wieder auf einen guten Weg zu bringen. Zudem steht eine dringend notwendige Konsolidierung der Finanzen an.

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Millionen-Defizit

Der Geldmangel der Hochschule erklärt sich unter anderem mit sinkenden Studierendenzahlen. Pro Jahr gibt es ein strukturelle Defizit von sechs Millionen Euro. Wie es in einem Bericht des NDR heißt, stünden damit Angebote mit geringer Nachfrage auf der Kippe.

Zeitweise drohte sogar dem traditionsreichen Nautik-Studiengang das Aus, weil keine Professoren mit Kapitänspatent gefunden werden konnten. Aus eigener Kraft sah sich die chronisch unterfinanzierte Hochschule nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Das Bildungsministerium signalisierte daraufhin Hilfsbereitschaft. Laut Haase gebe es bereits Resonanz auf die laufende Ausschreibung.

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Und auch bei den Studierendenzahlen könnte der Abwärtstrend ein Ende haben. „Die Zahl der Bewerber befindet sich nach einem ersten Blick auf Vorjahresniveau“, erklärt Haase. Da der Bewerbungsschluss gerade erst am 31. Juli war, stehe eine abschließende Auswertung noch aus. Auch die tatsächlichen Einschreibungen sind noch unklar.

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