Wirtschaft in Nordfriesland

Ärger um Kasernengelände: Warum

Ärger um Kasernengelände: Warum Seeth seit zehn Jahren auf Gewerbepark wartet

Seeth wartet seit zehn Jahren auf Gewerbepark

SHZ
Seeth
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Steht seit Jahren leer: Die Stapelholmer Kaserne in Seeth. Die Menschen in der Region warten ungeduldig darauf, dass mit dem Gelände endlich etwas geschieht. Foto: Volkert Bandixen / SHZ

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40 Hektar ehemaliges Kasernen-Gelände in Seeth warten auf eine neue Nutzung. Doch seit Jahren geht es nicht voran. Nun möchte die Gemeinde ein Teil des Areals kaufen – und muss wieder warten.

Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass das Aus für die Stapelholmer Kaserne in Seeth verkündet wurde. Und während auf manch anderem ehemaligen Bundeswehr-Standort schon wieder neues Leben eingezogen ist, tut sich auf dem an der B202 gelegenen Gelände nichts.

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Sehr zum Verdruss der Gemeinde. Denn sie wünscht sich, dass dort endlich Gewerbe aus der Energiebranche einziehen kann, damit Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region geschaffen werden und Steuern fließen. Mehrere Investoren hatten bereits in den vergangenen Jahren angeklopft, nachdem im Juni 2015 die letzten Soldaten ausgezogen waren.

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Doch immer kam etwas dazwischen. So nutzte das Land die Gebäude von 2015 bis 2016 als Flüchtlingsunterkunft. 2017 zog der Zoll in einem Gebäude ein. 2018 dachte die Bundeswehr kurzzeitig darüber nach, wieder einzuziehen. 2019 war das Gelände im Zuge des Pkw-Maut-Projektes als Außenstelle für das Kraftfahrt-Bundesamt im Gespräch. Doch bekanntlich wurde aus der Maut nichts.

Forderungen der Landesplanung

Im selben Jahr forderte die Landesplanung neben einer detaillierten Energiekonzeption auch einen interkommunalen Vertrag mit Friedrichstadt und den Amtsgemeinden. Die Gemeinde Seeth benötigt demnach die Zustimmung von Friedrichstadt, wenn es auf dem Gelände Gewerbe ansiedeln will, Einzelhandel ist nicht erlaubt, auch Wohnen nicht.

Im Januar 2019 erfolgte die Detailkonzeption Gewerbe-Energie-Park mit einem Investitionsvolumen von 24,5 Millionen Euro und Schaffung von rund 170 Arbeitsplätzen. Im März 2020 bereitete die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma) das Verkaufsverfahren für April 2020 vor, die Vergabe an Bieter sollte im Juli/August 2020 erfolgen. Dann kam Corona.

Land meldet wieder Bedarf an, Konversion stoppt

Und im Mai 2020 wurde plötzlich erneut Landesbedarf angemeldet – und zwar für das gesamte Kasernengelände. Erneut stoppte die Konversion. Ein kleiner Lichtblick aufgrund geführter Verhandlungen: Im November 2020 wurde der Teil, den das Land im ehemaligen Kasernengelände beanspruchte, auf den Nordwestbereich eingegrenzt – freigegeben wurden Süd- und Ostbereich für Gewerbeansiedlung.

Aber die interessierten Investoren suchten sich inzwischen etwas anderes, die letzten sprangen im Februar ab. Ein weiteres Hindernis für einen Kauf ist auch die erforderliche Erschließungsplanung für das Gelände, denn alle Leitungen, Rohre, Straßen und Wege müssen untersucht und beschrieben werden, wie Bürgermeister Ernst-Wilhelm Schulz und Amtsvorsteherin Eva-Maria Kühl auf Anfrage von shz.de erklären. Als Bundeswehrliegenschaft sei das Gelände nämlich planerisch ein weißer Fleck. Doch nur die Gemeinde erhalte dafür Zuschüsse, ein Privatinvestor nicht.


Nun möchte die Gemeinde Seeth den östlichen Teil des Areals kaufen, doch die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gestalten sich schleppend, diese arbeite an einer eigenen Wertermittlung. „Es muss bis Januar ein Signal kommen, das erwartet die Gemeinde“, so die Amtsvorsteherin. Seeth laufe nämlich die Zeit davon, so ende die Förderung für das Konversionsmanagement Ende 2022.

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In der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter machte Bürgermeister Ernst-Wilhelm Schulz einmal mehr seinem Ärger darüber Luft. „Das unsägliche Hin und Her mit unserer Kaserne nimmt kein Ende. Wie viele Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit sind dafür doch schon draufgegangen. Und das Ergebnis? Unzählige Besprechungen, Videokonferenzen, knappe zeitliche Terminierungen der beteiligten Ämter, Ministerien und Institutionen reihen sich da aneinander. Wir bekommen kurzfristige Termine vorgelegt – mit der Aufforderung und Umsetzung. Ich danke hier dem Amt Nordsee-Treene für die Unterstützung.“

Trotz allen Ärgers und mit Blick auf die Kosten für Konversionsmanagement, Erschließungsplanung sowie Flächen- und Nutzungsplan, die sich zum Teil schon jetzt für die Gemeinde ergeben, stellte der Bürgermeister fest: „Ob wir wollen oder nicht – wir müssen weiter machen.“

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