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Alternative zur Wärmepumpe? Was Sie zu einer Holzpellet-Heizung wissen müssen

Alternative zur Wärmepumpe? Was Sie zu einer Holzpellet-Heizung wissen müssen

Was Sie zu einer Holzpellet-Heizung wissen müssen

Tobias Schmidt/shz.de
Schleswig-Holstein
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Was nutzen Sie diesen Winter für eine Heizung? Haben Sie sich für eine Alternative zur Öl- und Gasheizung entschieden? Das sind die Vor- und Nachteile beim Heizen mit dem Holzpellet. Foto: www.imago-images.de

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Wie sinnvoll ist das Heizen mit Holz und Pellets, wenn es um den Schutz des Klimas und des eigenen Geldbeutels geht? Die Grünen sind kritisch und wollen den Einbau neuer Holzheizungen deswegen nicht fördern. SPD und FDP verlangen dagegen,...

Was spricht für, was gegen die Zukunft vom Heizen mit Holz? Die wichtigsten Fragen & Antworten:

Was kosten Holzpellets zum Heizen?

Im gerade zu Ende gegangenen Oktober kostete eine Tonne Pellets im Bundesdurchschnitt 369 Euro (bei einer Abnahme von sechs Tonnen). Nach Angaben der Lobbyorganisation Deutsches Pelletinstitut (DEPI) entsprach das Brennstoffkosten von 7,39 Cent je Kilowattstunde (kWh) – weniger als für Gas- oder Ölheizungen.

Im September des vergangenen Jahres 2022 hatte die Tonne Pellets 764 Euro gekostet, das war ein absoluter Höchstpreis auf dem Höhepunkt der Energiekrise nach Beginn des Ukraine-Krieges. Seitdem ging es fast kontinuierlich bergab. Auch mit Beginn der diesjährigen Heiz-Saison sanken die Preise weiter, im Oktober waren Pellets nochmal gut 3 Prozent günstiger als im September.

Wird das Heizen mit Holzpellets teurer oder billiger?

Wie sich in nächster Zeit die Preise für Holzpellets auf dem deutschen Markt entwickeln werden, ist schwer vorherzusagen. Die Nachfrage nach minderwertigem Holz ist extrem hoch, Brennholz-Nutzer und Papier-Industrie reißen sich um den nachwachsenden Rohstoff, und so wird es bleiben, sagen Experten voraus.

Hinzukommt, dass Pelletheizungen (und damit die Pellet-Nachfrage) boomen könnten, wenn sie im Rahmen des Heizungsgesetzes staatlich gefördert werden. Und: Auch Kraftwerke und kommunale Wärmenetze könnten bald extrem viele Pellets verfeuern – als Alternative zu Kohle. All das spricht für steigende Preise.

„Ob Pellets für private Heizungen wirklich erschwinglich bleiben, dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen“, sagt daher ein Branchenexperte, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Nachhaltigkeit: Woher kommen Holzpellets für deutsche Heizungen?

Nach aktuellen DEPI-Zahlen stammt das Holz bei Holzpellets, die in deutschen Haushalten zum Heizen genutzt werden, zum Großteil aus dem Inland. Die deutschen Produzenten würden laut DEPI mehr Pellets produzieren, als in Deutschland verbraucht würden.

Trotzdem kommt auch Brennholz aus dem Ausland: Laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes zu Holzimporten sind von den westeuropäischen Ländern Dänemark, die Schweiz, die Niederlande und Belgien als relevante Exportländer für Energieholz nach Deutschland zu nennen.

Woher weiß ich als Verbraucher, wo das Holz für meine Pellets herkommt?

Es ist laut Umweltbundesamt nicht ganz einfach, die Herkunft des Holzes für Pellets zu erkennen. Zwar sind Holzpellets ein genormter Brennstoff mit gleichbleibender Qualität. Verbraucher können sich an der Kennzeichnung DIN EN ISO 17225-2, DINplus oder ENPlus orientieren.

Doch für die Holzherkunft gibt es keine einheitlichen Kennzeichnungsregeln!

Ein Siegel, das die Regionalität des Holzes nachweist, ist die Initiative „Holz von hier“. Mit diesem Label sind auch Pellets verfügbar. Auch das Forstzertifizierungssystem PEFC ist als Regionallabel verfügbar.

Könnten Raubbau und großflächige Waldrodung für Holzpellets drohen?

Aktuell spielen auch laut eines Sprechers des Unweltsbundesamtes Importe von Pellets noch eine untergeordnete Rolle auf dem deutschen Markt.

Das könne sich jedoch sehr schnell ändern: Pläne für einer Umrüstung von Kohlekraftwerken sehen Mengen an Brennholz für die energetische Nutzung vor. Nur für ein einziges Kraftwerk würden dann große Teile der derzeitigen Jahresproduktion an Pellets benötigt.

Ein Beispiel dafür könnte das Kraftwerk Drax Power in Selby in Großbritannien sein, das derzeit als das größte mit Holzpellets befeuerte Kraftwerk der Welt gilt.

Sind Holzpellets eine gute Alternative als Heizung unter Klimaschutz-Aspekten?

Die Deutsche Umwelthilfe spricht sich auf Anfrage unserer Redaktion klar dafür aus, Biomasseheizungen nur als nachrangige Option für die Gebäudewärme vorzusehen und deren zielgerichteten Einsatz sicherzustellen. Denn das CO2, das über Jahre im Holz gebunden wurde, entweicht beim Verfeuern auf einen Schlag. Es müsse primär auf Wärmepumpen gesetzt werden – auch im Gebäudebestand, fordert die DUH.

Auch das Bundesumweltministerium hält das Heizen mit Holz nicht für klimaschonend und schreibt: „Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2- und andere klimarelevante Emissionen wie Methan. Pro produzierter Wärmeeinheit sind die CO2-Emissionen sogar höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas.“

Ist das Heizen mit Holzpellets ungesund?

Definitiv, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Die Verbrennungsemissionen von Holz seien laut DUH die Hauptquelle von gesundheits- und klimaschädlichen Partikeln.

Holzzentralheizungskessel würden laut DUH hierzulande überwiegend mit Pellets betrieben. Die ultrafeinen Partikel, die beim Verbrennungsvorgang in die Luft geraten, können dann bei der Bevölkerung tief in die Lunge und den Blutkreislauf eindringen und somit eine Vielzahl schwerer Krankheiten auslösen oder verschlimmern. Die Organisation verweist auf Schätzungen, wonach in Deutschland rund 63.000 Menschen pro Jahr vorzeitig aufgrund der Feinstaubbelastung sterben.

Auch beim Bundesumweltministerium heißt es: „Die Verfeuerung von Biomasse kann zur Freisetzung gesundheitsgefährdender Luftschadstoffe wie Feinstaub und zu erheblichen Geruchsbelästigungen führen.“ Schon vor 13 Jahren wurden daher strenge Grenzwerte für das Heizen mit Holz verabschiedet.

Welche Vorteile hat die Wärmepumpe gegenüber einer Holzheizung?

Wärmepumpen haben im Gegensatz zu Pelletheizungen keine lokalen Emissionen. Darüber hinaus seien Wärmepumpen laut Umweltbundesamt die effizienteste Form der Wärmebereitstellung, da diese einen Wirkungsgrad von über 300 Prozent aufweisen.

Pelletheizungen haben dagegen nur einen Wirkungsgrad von etwa 80 bis 90 Prozent. Auch für die Lagerung der vielen Holzpellets braucht der Verbraucher Platz, die Wärmepumpe dagegen nimmt deutlich weniger Flächen ein.

Wird der Kauf neuer Pelletheizungen künftig gefördert oder nicht?

Darüber wird seit vielen Monaten innerhalb der Ampel gestritten. Der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck sträubt sich dagegen, Pelletheizungen wegen der schlechten CO2-Bilanz mit Steuergeld zu fördern, denn sein Heizungsgesetz soll ja für weniger Emissionen sorgen.

SPD und FDP pochen hingegen darauf, Holz- und Pelletheizungen genau so wie Wärmepumpen zu fördern, da Holz in der EU als „erneuerbare Energiequelle“ eingestuft worden sei.

Rückendeckung bekommen sie aus der Union. „Gleiches Recht für alle Öko-Heizungen muss auch bei der Förderung gelten“, sagte Andreas Jung, CDU-Vize und klimaschutz- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Regierung aber hat eine Schlagseite bei der Bioenergie. Um die Wärmewende zum Erfolg zu machen, müssen aber alle Potenziale genutzt werden, da darf nichts links liegen bleiben!“

Wie der Streit ausgeht, wird sich ab Mitte November zeigen. Erst dann will das Habeck-Ministerium dem Haushaltsausschuss die Förderrichtlinie vorlegen.

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