Gastschülerin aus Lettland

„Angst vor russischem Einmarsch ist immer vorhanden“

„Angst vor russischem Einmarsch ist immer vorhanden“

„Angst vor russischem Einmarsch ist immer vorhanden“

Peter Hamisch/shz.de
Satrup
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Die 17-jährige Justine aus Lettland besucht im Rahmen des Erasmus-Austauschprogramms das Bernstorff-Gymnasium in Mittelangeln. Foto: Peter Hamisch/shz.de

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Beim Besuch von Jugendlichen aus dem Baltikum in Satrup wird deutlich, wie unterschiedlich die Schüler auf das Thema Krieg blicken.

Sie sind gerade mit dem Bus von der Westküste gekommen, haben neben anderem das Multimar Wattforum in Tönning besucht und werden jetzt wieder zu ihren deutschen Gastfamilien fahren: 37 Schüler zwischen 15 und 17 Jahren aus Lettland, Finnland und Bulgarien sind im Rahmen des Erasmus-Projektes im Bernstorff-Gymnasium in Satrup.

Vier von ihnen haben sich mit ihren Gastgebern zu einem Gespräch bereit erklärt.

„Ja, die Angst vor einem russischen Einmarsch ist immer vorhanden“, erzählt die 17-Jährige Justine aus Lettland. Während für die gleichaltrigen Schüler des Satruper Bernstorff-Gymnasium der Krieg weit weg ist, leben die Menschen in Lettland täglich mit der Bedrohung durch den großen Nachbarn Russland, der gerade in der Ukraine zeigt, wie er mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker umgeht.

Aufmerksam blickt man in Lettland immer darauf, wie der große Nachbar sich verhält. So habe man den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine schon geahnt, berichtet Justine weiter, doch bis zuletzt gehofft, dass es nicht soweit kommen möge. Die Geschichte ihres Landes, mit der Besetzung durch die Sowjetunion, sei bei den Menschen sehr lebendig. In Schule und Elternhaus ist die derzeitige Situation immer wieder ein Thema.

Froh über den Schutz der Nato

Justine betont, wie froh man in Lettland sei, unter dem Schutzschirm der Nato leben zu können.

Andres, 18 Jahre, ebenfalls aus Lettland, unterstreicht die Aussagen von Justine. Er wird nach dem Abitur sofort und gern zur Armee gehen und dort fünf Jahre Wehrdienst leisten. Für ihn ist es selbstverständlich, sein Land mit der Waffe zu verteidigen.

Diese Selbstverständlichkeit beeindruckt Jakob Reimer aus Markerup, der sich nicht vorstellen kann, zur Bundeswehr zu gehen, auch weil er die Bedrohung für uns nicht als sehr groß ansieht.

Angst habe sie nicht, äußert Anette aus Finnland, findet es aber, so wie viele Jugendliche in Finnland positiv, dass Finnland nun auch unter den Schutzschirm der Nato strebt.

„In Bulgarien ist der Ukraine-Krieg kein großes Thema“

Ganz anders der 16-jährige Georgi aus Bulgarien: „Der Krieg in der Ukraine ist in unserem Land kein Thema“, sagt er. Es gibt auch in seiner Familie sehr viele persönliche Verbindungen nach Russland. So sei seine Oma Russin.

Untergebracht waren die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren bei Gastfamilien in Angeln. Betreut und organisiert wurde der Aufenthalt von den Lehrkräften des Bernstorff-Gymnasium Sonja Schmidt und Jan Lücke.

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