Janneby

Anteile vom Bürgerwindpark: Wie Gemeinden von klimafreundlicher Energie finanziell profitieren

Wie Gemeinden von klimafreundlicher Energie finanziell profitieren

Wie Gemeinden von klimafreundlicher Energie profitieren

Klaus-Dieter Rauhut/shz.de
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Wenn Habecks Gesetzesentwurf umgesetzt wird, braucht SH weitere Flächen für Windkraftanlagen. So geht der Weg zum Bürgerwindpark.

Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und Energie, hat einen Gesetzentwurf angekündigt, der die Länder verpflichten soll, auf mindestens zwei Prozent ihrer Landesfläche Windeignungsgebiete auszuweisen. Nach diesen Vorgaben und dem dabei zugrunde liegenden Berechnungsschema hat Schleswig-Holstein mit seiner jetzigen Landesplanung ca. 1,25 Prozent der Fläche als Windeignungsgebiet festgelegt und wird zum Gelingen der Energiewende in den nächsten Jahren noch erheblich weitere Flächen ausweisen müssen.

Um die Bürger der betroffenen Gemeinden zu entschädigen, können die Betreiber zukünftig 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde an die Gemeindekasse entrichten. Immerhin geschätzte 30.000 Euro pro Jahr und Anlage. Dadurch werden die Belastungen nicht minimiert, aber es erfolgt zumindest eine finanzielle Entlastung.

Jörg Thordsen, Initiator und Geschäftsführer des seit zehn Jahren bestehenden Bürgerwindparks Janneby, findet diese neue Regelung richtig, sieht aber erheblich größere Chancen in der direkten finanziellen und wirtschaftlichen Beteiligung durch Gründung von Bürgerwindparkgesellschaften.

„Das war unsere Überzeugung, als wir unseren Bürgerwindpark gründeten und es hat sich mehr als bestätigt“, wirbt Jörg Thordsen für diese Idee. In Janneby profitieren 144 der knapp 350 wahlberechtigten Einwohner, die Anteile gezeichnet haben, von den außerordentlichen Gewinnen der Windkraftanlagen.

„Locker 20 Prozent Rendite“

Daher empfiehlt er den Gemeinden, frühzeitig mit den Landeigentümern zukünftig infrage kommender
Flächen in Verbindung zu treten, um für den Gedanken der Wertschöpfung vor Ort zu werben. „Es geht nicht darum, den Landeigentümern die Pachten zu schmälern. Aber zusätzlich zu jährlichen Pachten von bis zu 50.000 Euro erwirtschaftet eine Anlage – je nach Standort und Höhe – jährliche Gewinne von 100.000 bis 150.000 Euro. Auch davon können bei einem Bürgerwindpark die Landeigentümer wie auch die anderen Bürger der Gemeinde zusätzlich profitieren“, erklärt Thordsen.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass lediglich zehn Prozent des Investments oder 700.000 Euro pro Anlage von den beteiligten Bürgern aufzubringen sind. „Es sind locker 20 Prozent Rendite möglich“, rechnet Jörg Thordsen vor. In Janneby sind die beteiligten Bürger mit ihrer nun schon zehn Jahre fließenden Rendite äußerst zufrieden.

Im zweiten Schritt sollte man sich mit anderen Bürgerwindparkbetreibern kurzschließen, um von Erfahrungen zu profitieren. Erst im letzten Schritt und bei Einigung mit den Landeigentümern ist laut Thordsen das Hinzuziehen eines Planungsbüros, das sich speziell mit der Planung von Bürgerwindparks befasst, erforderlich.

200.000 Euro Förderung je Windpark

Dafür steht auch ein Förderfonds der Investitionsbank Schleswig-Holstein mit 200.000 Euro je Windpark zur Vorfinanzierung bereit. Wenn sich dann die Planung konkretisiert, erfolgt über Infoveranstaltungen die Beteiligung der Bürger im Dorf. „In Janneby ist es seinerzeit gelungen, die Landeigentümer von dieser Idee zu überzeugen“, betont Jörg Thordsen. „Die Eigentümer haben dabei eine besondere Verantwortung, wie die Landwirtschaft in der Vergangenheit schon immer eine besondere Verantwortung in den Dörfern wahrgenommen hat.“

Eine ähnliche Entwicklung und ähnliche Chancen sieht Jörg Thordsen auch bei der Schaffung von Solarparks auf bürgerschaftlicher Basis in den Gemeinden. Auch auf diesem Gebiet sind Planungsbüros im Auftrag von Investoren unterwegs, um Flächen bei Landwirten zu pachten. Auch wenn hier erheblich niedrigere, aber immer noch lohnende Gewinne zu erzielen sind, sollten auch diese Gewinne möglichst im Ort bleiben. Da die Flächenausweisung im Rahmen der gemeindlichen Bauleitplanung erfolgt, haben hier die Gemeinden größere Mitwirkungsmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten zu nutzen, um die Wertschöpfung in der Gemeinde zu halten, scheint sich zu lohnen. 

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