Schleswig-Holstein

Arne Weychardt: Für ein gutes Foto den Promis hinterher, auch um die halbe Welt

Arne Weychardt: Für ein gutes Foto den Promis hinterher, auch um die halbe Welt

Für ein gutes Foto den Promis hinterher

Gunnar Dommasch
Flensburg/Flensborg
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Arne Weychardt hat viele Prominente fotografiert, darunter auch Klimaaktivistin Greta Thunberg.   Foto: Arne Weychardt

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Arne Weychardt entdeckte früh seine Leidenschaft für die Fotografie. Von Flensburg zog es in die Welt, stets auf der Jagd noch einem spannenden Motiv. Vor seine Linsen bekam er auch viele Prominente, darunter James Bond und eine Klimaschutzikone.

Bevor gleich jemand schreit: „Der kommt ja gar nicht aus Flensburg...!“ In der Tat, der Mann kommt aus Glücksburg, aber das soll man ihm an dieser Stelle einmal durchgehen lassen. Schließlich ist Arne Weychardt in Flensburg zur Schule gegangen, hat zwischen Hafenspitze und Roxy sein Unwesen getrieben und seine ersten Sporen als Fotograf bei einer Flensburger Zeitung verdient. Danach folgt eine steile Karriere, beginnend in Berlin.

Schon früh Feuer für die Fotografie gefangen

Arne Weychardt entdeckt schon früh sein Faible für die Fotografie, sein Cousin fungiert dabei als Influencer, bevor das Wort überhaupt existiert. Am Schaufenster von Foto Thurner drückt er sich die Nase platt. Zur Konfirmation schenken ihm seine Eltern die erste Kamera, der kleine Bub wechselt schnell zur Minolta XD7, wird von dem Hersteller gesponsert, als sein Talent und seine individuelle Kreativität sichtbar werden. Erste Bilder werden in der „Moin Moin“ veröffentlicht. „Ich hatte Feuer gefangen“, erinnert sich der heute 56-Jährige.

Die Schule, erst Adelby, später Höhere Handelsschule, bleibt bei all der Knipserei links liegen. Bevor er die 11. Klasse das dritte Mal durchlaufen muss, haben seine Eltern ein Einsehen. „Sie ließen mich ziehen – nach Berlin.“ Dort residiert die renommierte Lette-Schule, die ihn trotz fehlenden Abiturs wegen „besonderer Eignung“ annimmt.

Schon bald wirft die Berliner Morgenpost ein Auge auf das besondere Talent, als Arne im Rahmen einer Foto-Reportage unterwegs ist. 1987 erscheinen dort seine ersten Arbeiten. „Und dann habe ich einfach mal in die anspruchsvollen Termine reingeguckt.“ Wer groß denkt, wird Erfolg haben, so sein Credo.

Und so kommt es auch, ein unvergessenes Highlight: Er wird ins Schloss Bellevue geschickt, Bundespräsident Richard von Weizsäcker wartet schon. Arne, gerade mal 21 Jahre jung, rast mit seinem blauen Käfer durch Berlin, für passende Garderobe gerade wenig Zeit. Mit kurzer Hose und Flip-Flops macht er dem deutschen Staatsoberhaupt seine Aufwartung. „Der hat es ganz locker genommen, Friede Springer, die neben mir mit ihrem Champagner stand, ebenfalls.“ Heute, resümiert er, wäre so etwas wohl nicht mehr möglich.

Mauerfall eröffnet neue Möglichkeiten

Und dann geht die Mauer auf. Ganz plötzlich schaut die ganze Welt auf die Stadt. Ein „Glücks-Fall“ für viele Menschen, nicht zuletzt für Arne Weychardt, „denn West-Berlin war relativ schnell auserzählt“. Er hat längst seine eigene Handschrift entwickelt, die ihm viele Aufträge einbringt, nachdem er sich von der Morgenpost emanzipiert hat. „Das war eine romantische Verbindung.“

Der Fotograf macht sich selbstständig, und viele Prominente treten vor seine Kamera: Schauspieler, Künstler, gesellschaftliche und politische Größen: Helmut Schmidt lichtet er mit seiner Mittelformat-Hasselblad für die Wirtschaftswoche ab, Joko & Klaas für Pro7. „Ein großer Spaß, aufwändig umgesetzt.“ Ein ganzes Gleis am U-Bahnhof Alexanderplatz muss zu diesem Zweck für einen hohen vierstelligen Betrag gesperrt werden.

Er inszeniert die Serie „Großstadtrevier“ mit Peter Heinrich Brix. Sogar Queen Elizabeth drückt er die Hand, als diese sich öffentlichkeitswirksam bei einem engagierten Polizisten bedanken will, der jedoch plötzlich ohnmächtig wird. „Eine völlig skurrile Szenerie.“

Die Goldene Kamera schließlich führt ihn 2008 in nur knapp einer Woche um den Globus: Clint Eastwood in Los Angeles, Meryl Streep in Paris, Daniel Craig in München. „Als er reinkam, sah er aus wie Alfred E. Neumann – und plötzlich wie James Bond.“

Seine Sekretärin Tini, die aus Flensburg stammt, und er haben immer den roten Teppich im Gepäck. Auch für Udo Lindenberg wird dieser ausgerollt. Arne Weychardt setzt alle ins rechte Licht, er ist der Dirigent am Set. Und nur dort. Von digitaler Nachbearbeitung am Computer hält er nichts.

2019 bereitet er das Setting für Greta Thunberg vor. Klein und zart wirkt sie vor dem Fotografen, fast madonnenhaft das Abbild. „Eine sehr zurückhaltende, angenehme Person“, findet Arne Weychardt.

Auch hier sei trotz aller Erfahrung eine gewisse Anspannung spürbar. Aufregung gar, wenn es um Momente geht, die nicht wiederholbar sind. Wie bei Angela Merkel. „Da hat man drei Minuten, dann ist sie weg.“ Da könne man nicht eben mal sagen, dass man im Auto den Blitz vergessen oder im Stau gestanden hat. „Man darf es schlicht nicht vermasseln.“

Der Glücksburger hat es nicht vermasselt. „Aber ich wusste, dass mich dieser Job nicht ewig glücklich machen wird.“ Er vollzieht einen radikalen Branchenwechsel: Aktuell ist er Betreiber einer Car-Sharing-Firma in Altona, verleiht betagte Daimler-Limousinen. Mal ganz was anderes. Doch das Selbstbewusstsein hat ihn nicht verlassen. „Egal, wo ich bin“, sagt Arne Weychardt, „ich kriege es geregelt.“

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