Spektakulärer Coup in Norderstedt

Aus Wohnung über der Bank: Gangster bohrten sich in Tresorraum

Aus Wohnung über der Bank: Gangster bohrten sich in Tresorraum

Aus Wohnung: Gangster bohrten sich in Tresorraum

SHZ
Norderstedt
Zuletzt aktualisiert um:
Polizisten am Tatort, an dem gestern weiter Spuren gesichert wurden. Foto: Daniel Friederichs/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ihr Ziel waren die Schließfächer der Haspa in Norderstedt: Mit einem Kernbohrer kamen die Täter durch die Decke. Als die Polizei bereits ermittelte, legten sie Feuer.

So einen spektakulären Coup gab es lange nicht mehr in Schleswig-Holstein. Um an die Schließfächer im Tresorraum der Haspa-Filiale in Norderstedt zu gelangen, bohrten sich Einbrecher durch den Betonfußboden einer Wohnung darüber. Später zündeten sie dann dort Autoreifen an, offenbar um ihre DNA-Spuren und Fingerabdrücke zu verwischen.

Mit dem Kernbohrer in den Tresorraum

Aufgefallen war die Tat am Sonntag (8. August) gegen 15 Uhr. Polizeisprecher Lars Brockmann: „Ein Mitarbeiter der Bank hatte zufällig bemerkt, dass Wasser aus dem Tresorraum lief und die Polizei informiert.“

Als der Tresorraum geöffnet wurde, war schnell klar – hier gab es keinen Rohr-, sondern einen Einbruch. Die Polizei ermittelte, dass die unbekannten Täter am Freitagabend (6. August) nach Geschäftsschluss und erneut am Sonntagnachmittag in die Filiale eindrangen. Über eine leerstehende Wohnung darüber, die sie aufgebrochen haben sollen. Für die Tat nutzten sie schweres Gerät. Brockmann: „Unter Einsatz eines Kernbohrers verschafften sie sich Zugang zu dem darunter gelegenen Tresorraum mit Schließfächern.“

Befragte Nachbarn erklärten den Ermittlern, sie hätten geglaubt, Grund für den Baulärm sei die Sanierung der Wohnung gewesen.

Gangster zündeten Reifen in der Wohnung an

Am Montagmorgen bemerkten Bankmitarbeiter dann Brand- und Benzingeruch. „Auf der Gebäuderückseite drang aus einem Fenster im ersten Obergeschoss über der Bank dichter Qualm heraus“, sagte Feuerwehreinsatzleiter Jürgen Klingenberg. Die Täter hatten Autoreifen angezündet. Polizeisprecher Brockmann: „Von einer vorsätzlichen Brandstiftung ist auszugehen.“


Die wichtigsten Fragen zu diesem Coup:

Wie lange stand die Wohnung leer und wer wusste davon? Oberstaatsanwalt Michael Bimler: „Wir werden den Wohnungsinhaber vernehmen.“

Warum ging kein Alarm los? Polizeisprecher Brockmann: „Die Alarmanlage hatte aus bislang unbekannter Ursache nicht ausgelöst.“

Gibt es Überwachungskameras im Tresorraum? Oberstaatsanwalt Bimler: „Zu Sicherheitsmaßnahmen in Banken machen wir grundsätzlich keine Angaben.“

Wurde der Kernbohrer zurückgelassen? Dazu sagen die Ermittler nichts.

Woher kam das Wasser im Tresorraum? Brockmann: „Das Wasser wurde zur Kühlung des Kernbohrers genutzt. Aus dem Tresorraum lief eine Brühe aus Wasser und Bohrstaub.“

War es ein großes Bohrloch oder mehrere kleinere im Kreis, die dann eine entsprechende Öffnung entstehen ließen? Dazu macht die Polizei keine Angaben.

Wie viele Schließfächer wurden geöffnet, was wurde gestohlen? Brockmann: „Die Täter öffneten zahlreiche Schließfächer gewaltsam und erlangten eine bislang unbekannte Menge an Bargeld und Wertgegenständen.“ Beamte würden in Kontakt mit den geschädigten Schließfachmietern treten, um das Diebesgut zu erfassen. Das dürfte mehrere Tage dauern.

Was könnte den Tätern zum Verhängnis werden? Sie müssen die Bank definitiv ausgekundschaftet haben, mieteten vielleicht sogar selbst ein Schließfach, um die Lage es Tresorraums zu evaluierten. Dabei könnten sie von Überwachungskameras gefilmt worden sein. Außerdem bittet die Polizei Zeugen, sich zu melden, sollten diese im entsprechenden Zeitraum verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben.

Mehr lesen