Fußgänger vs. Radfahrer?

Ausbau der Alten Kreisbahntrasse zum Radweg: Nicht jeder ist begeistert

Ausbau der Alten Kreisbahntrasse zum Radweg: Nicht jeder ist begeistert

Ausbau der Alten Kreisbahntrasse zum Radweg

Sven Windmann/shz.de
Schleswig
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Gehen fast täglich auf der Alten Kreisbahntrasse stadtauswärts mit ihren Hunden (hier „Else“) spazieren: Stefan und Carina Maier. Foto: Sven Windmann/shz.de

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Ein Schleswiger Ehepaar, das fast täglich mit seinen Hunden auf der Strecke unterwegs ist, berichtet schon jetzt von regelmäßigen Konflikten mit Radfahrern - und fürchtet, dass diese künftig noch deutlich zunehmen werden. Die Ostseefjord...

Ja, sie fahren selbst auch gerne mit dem Rad. Und dass sie das ganze Projekt nicht mehr aufhalten können, ist Carina und Stefan Maier auch bewusst. Dennoch haben sie mit Blick auf den Ausbau der Alten Kreisbahntrasse samt Asphaltdecke von Schleswig nach Süderbrarup Bauchschmerzen. „Da ist vieles nicht zu Ende gedacht, die Fußgänger wurden offenbar völlig vergessen.“

Immer wieder Konflikte mit Radfahrern

Fast täglich geht das Ehepaar, das vor einigen Jahren von Stuttgart nach Schleswig gezogen ist, mit den drei Hunden auf der Strecke stadtauswärts spazieren. Und fast täglich erlebten sie jetzt schon Konflikte mit Radfahrern. „Man wird bepöbelt, muss aus dem Weg springen. Wir und unsere Hunde sind auch schon angefahren worden. Leider sind das bei weitem keine Einzelfälle“, sagt Stefan Maier. „Wie soll das erst werden, wenn die Strecke geteert und touristisch beworben wird? Dann hat man hier als Fußgänger endgültig verloren“, fügt seine Frau an.

Was sie und ihrem Mann dabei Sorge bereitet: Die Breite der ausgebauten Strecke wird im Schnitt bei 2,5 Metern liegen. Wenn sich dann Radfahrer und Fußgänger (in ihrem Fall dann noch mit Hund) begegnen, „wird es eng“, ist sich Stefan Maier sicher. Dabei hat er auch im Sinn, dass insbesondere im Frühjahr und Sommer viele Touristen, auch in Gruppen, mit E-Bikes unterwegs sein werden – und zwar in zügigem Tempo in beide Richtungen.

„Dabei ist und wird das kein reiner Radweg. Auch die Fußgänger haben hier ihre Rechte“, sagt Carina Maier und berichtet von „vielen anderen Spaziergängern und Hundebesitzern, die auch diese Bedenken haben.“ Was die Maiers nun mindestens fordern: „Dass ganz klar kommuniziert wird, dass die Kreisbahntrasse kein Radschnellweg wird. Die Nutzer müssen aufgeklärt werden, es müssen eindeutige Schilder aufgestellt werden. Denn ohne gegenseitige Toleranz wird das nicht funktionieren“, sagt Stefan Maier. „Oder es muss erst richtig krachen. Aber das will bestimmt niemand.“

Auf 21 Kilometern Asphalt

Wenn auf der Trasse jetzt schon viel los ist, packen die Maiers ihre Hunde ins Auto und fahren „irgendwo hin, wo es ruhiger ist“. Das aber könne ja – auch aus Klimaschutz-Gründen – künftig nicht die Dauerlösung sein. Und übrigens: Dass man einen naturbelassenen Weg auf über 21 Kilometern asphaltieren lässt, könnten sie in diesem Zusammenhang auch nicht verstehen. „Aber wir finden es schon gut, dass das Thema Radfahren immer wichtiger wird. Und dass der Tourismus für die Region immens wichtig ist, wissen wir auch. Aber vergesst die Fußgänger dabei nicht!“, betont Stefan Maier noch einmal.

Dass es diese Bedenken gibt, weiß indes auch Max Triphaus, Geschäftsführer der Tourismusorganisation Ostseefjord Schlei (OFS), die das Projekt federführend vorangetrieben hat. „Wir sind damit schon öfter konfrontiert worden und haben die Sorgen aufgenommen“, sagt er auf Nachfrage. Dabei betont auch Triphaus, dass die Kreisbahntrasse künftig kein Radschnellweg sein wird. Das sei auch von Anfang an so kommuniziert worden. „Und weil wir das nicht wollen, haben wir sogar auf Fördermittel des Bundes verzichtet.“

Ein blaues Radweg-Schild werde man deshalb an der Strecke nicht finden. Im Gegenteil: Man arbeite an einer Kampagne zur Kreisbahntrasse, bei dem das Thema Rücksichtnahme und Sensibilisierung eine große Rolle spielen werde. Was das konkret bedeutet, das werde man zeitnah erklären. Aber: „Wir haben das auf dem Schirm, alle Seiten sollen zufrieden sein“, sagt Triphaus.

Dann geht es los auf der neuen Alten Kreisbahntrasse

Wenn weiter alles nach Plan läuft, wird der Ausbau Ende des Jahres fertig sein. Wie das Miteinander von Radfahren und Fußgängern dann auf der Strecke funktioniert, kann man also erst ab Frühjahr/Sommer 2024 wirklich beurteilen. Breiter als geplant wolle man die Trasse aber nicht mit einer Deckschicht ausstatten, betont Triphaus noch einmal. Auch mit Hinweis auf die Natur. Und: „Wegen dieser Maßnahme wird auch kein einziger Baum gefällt!“

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