Bildungsmonitor 2021

Ausländische Kinder haben es an Schleswig-Holsteins Schulen schwer

Ausländische Kinder haben es an Schleswig-Holsteins Schulen schwer

Ausländische Kinder haben es an SH-Schulen schwer

SHZ
Kiel/Berlin
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Jeder vierte ausländische Jugendliche verlässt in Schleswig-Holstein die Schule ohne Abschluss. Foto: Symbolfoto: Daniel Bockwoldt/dpa

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Eine neue Studie kritisiert Integrationsmängel an Schleswig-Holsteins Schulen – aber zeigt auch, dass Eltern mit dem Unterricht in der Pandemie zufriedener waren als in anderen Ländern

Ausländische Kinder und Jugendliche haben es an den Schulen in Schleswig-Holstein besonders schwer. Das geht aus dem neuen „Bildungsmonitor“ hervor, den das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft, kurz IW, gestern in Berlin vorgestellt hat. Mit dem Bildungsmonitor ermittelt das Institut jedes Jahr im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, wie gut die Politik der 16 Kultusminister aus Unternehmenssicht ist.

Nur fünf Prozent der ausländischen Jugendlichen schaffen das Abitur

Während laut Bildungsmonitor in Schleswig-Holstein insgesamt zuletzt gut 9 Prozent aller Schulabgänger ohne Abschluss blieben, waren es unter den ausländischen Jungen und Mädchen gleich 26 Prozent. Mehr sind es nur in drei Ländern. Bundesweit liegt die Quote der ausländischen Abbrecher bei 18 Prozent. Auch die Abiturientenquote unter Jugendlichen aus anderen Nationen ist in Schleswig-Holstein gering: Nur 4,9 Prozent bringen es zur Studienberechtigung. Im Bund liegt die Quote unter ausländischen Kindern immerhin bei 6,6.


„Insbesondere bei der Integration besteht Verbesserungsbedarf“, mahnen daher die IW-Forscher. Auch Peter Golinski von der Arbeitgebervereinigung Nordmetall übt Kritik: „Schleswig-Holstein vernachlässigt das große Potenzial ausländischer Jugendlicher für den hiesigen Arbeitsmarkt – dabei suchen etwa die Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie händeringend passenden Nachwuchs“, sagt er.

Geringe Ganztagsquote – aber auch wenig Sitzenbleiber

Die schlechte Ausbildung ausländischer Kinder ist ein wichtiger Grund dafür, dass Schleswig-Holstein auch diesmal wie letztes Jahr nur Platz elf im bildungspolitischen Ranking belegt. Weitere Gründe sind die geringe Ganztagsquote an Schulen, die unterdurchschnittliche Qualifikation des Kitapersonals, aber auch die geringe Zahl an Hochschulforschern. Lob gibt es dagegen wie jedes Jahr dafür, dass nur wenig Kinder spät eingeschult werden und auch nur wenige sitzenbleiben – 1,4 Prozent an weiterführenden Schulen.

Zudem hat das IW diesmal Eltern befragt, wie zufrieden sie mit dem Unterrichtsangebot im Corona-Krisenschuljahr 2020/21 waren. Auch dabei schneidet Schleswig-Holstein gut ab. Zwar zeigten sich 48 Prozent der Eltern unzufrieden und nur 35 Prozent zufrieden – aber in den meisten anderen Bundesländern sah das noch viel schlechter aus. Jedoch ist diese Befragung nicht ins Länderranking eingeflossen.


Diese Einschätzung der Eltern spiegelt sich auch in den Daten des Kieler Bildungsministerin wider. „Die Befunde aus unserer Befragung zum Distanzlernen zeigen eine ansteigende Zufriedenheit in der Phase des Distanzlernens“, berichtet Ministerin Karin Prien. Schleswig-Holstein sei es in der Pandemie „gut gelungen, die Schüler und Schülerinnen mitzunehmen“. Die hohen Abbrecherquoten unter ausländischen Jugendlichen erklärt die CDU-Politikerin mit der „wesentlich höheren Inklusionsquote an den allgemeinbildenden Schulen“. Daher sei auch die Abbrecherquote höher. Prien will die Quote aber künftig drücken, unter anderem durch einen Ausbau des Programms für Perspektivschulen“ – also für Schulen in sozial schwierigen Vierteln.

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