Mobilität

Bahnstreik in Nordfriesland: Kritik an stillstehenden Zügen

Bahnstreik in Nordfriesland: Kritik an stillstehenden Zügen

Bahnstreik in Nordfriesland: Kritik an stillstehenden Zügen

Arndt Prenzel, Gyde Hansen/shz.de
Husum/Niebüll/Leck
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Menschenleer: der Bahnhof Husum am Freitagmorgen. Foto: Gyde Hansen/shz.de

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Zum zweiten Mal binnen vier Wochen wird an diesem Freitag der Schienenverkehr durch einen Streik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auch in Nordfriesland lahmgelegt. Betroffen ist vor allem die Marschbahn. Aber auch auf der Strecke zur...

Der zweite Streik der Bahn hat am Morgen in Niebüll volle Wirkung gezeigt. 7.30 Uhr am Bahnhof: Ein einzelner Mann kommt zurück aus dem Gebäude. Es ist der Fliesenleger Jörg Meyer, der nach Sylt zur Arbeit fahren will. „Ich dachte, es sind nur die Fernzüge betroffen“, sagt er. Seinem Arbeitgeber muss er nicht Bescheid sagen. „Das bin ich selbst“, sagt der Unternehmer. Aber er muss seinen Kunden informieren.

Im Service-Center der DB im Bahnhof ist die Stimmung entspannt. „Sie können den leeren Bahnsteig fotografieren“, heißt es gut gelaunt. Am Morgen sei praktisch nichts los gewesen. „Die Leute haben aus dem ersten Streik gelernt, dass tatsächlich nichts fährt.“

Am Bahnsteig 4 stehen drei junge Leute. Es sind Schüler, die nach Tondern wollen. „Wir gehen dort auf das Gymnasium“, erzählen sie. Sie hätten die Auskunft bekommen, dass der Zug nach Tondern fährt. Doch auch die NEG-Züge ins benachbarte Königreich fahren am Freitag erst einmal nicht. „Der Zug sollte 7.33 Uhr gehen, wir warten schon zehn Minuten“, sagt Dominik König.

Die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll (NEG) rechnet bis Freitagmittag mit streikbedingten Einschränkungen und entsprechenden Abweichungen vom Fahrplan auf den Linien Niebüll–Dagebüll Mole und Niebüll–Tondern (DK). „Eine verbindliche Aussage darüber, ob und wann die Züge fahren, können wir erst am Streiktag selbst treffen“, erklärte Anita Hallmann, Sprecherin des NEG-Mutterkonzerns RDC Deutschland am Donnerstag.

Währenddessen haben sich die ersten Streikenden vor dem NEG-Gebäude versammelt. Die Gewerkschaft hat einen „Streikpavillon“ aufgebaut; es gibt Kaffee. Um 8 Uhr begann die erste Versammlung.

Achim Bonnichsen, Chef der Pendler-Initiative, ist genervt. „Der Streik stößt auf Kritik. Das kostet die Firmen viel Geld: Wir haben verkehrsmäßig keine Alternative. Die Betriebe sind unter Stress, können keine Leistung anbieten. Es ist eine moderne Geiselnahme.“

Auch in Husum sorgte der Streik am Morgen für einen leeren Bahnhof. Lediglich einige Bahnangestellte standen am Bahnsteig. Sagen wollten sie zur Situation nichts. Mandy Odefei, die im Bistro des Bahnhofs arbeitet, rechnet mit nur wenigen Besuchern. Die Belegschaft sei für diesen Vormittag runtergefahren worden. Bei den Mitarbeitern einer Reinigungsfirma, die den Bahnhof sauber hält, ist die Stimmung gut: „Wir haben heute viel Platz“, sagt Gebäudereiniger Marco Tams.

Ärger und Verständnis

An der Bushaltestelle des Husumer Bahnhofs gehen die Meinungen auseinander. Eine Frau ärgert sich, dass sie eine halbe Stunde länger brauchen wird. Sie wird zu spät zur Arbeit kommen, weil sie auf den Bus ausweichen muss. „Ist schon scheiße“, sagt sie. Verständnis für die Streikenden habe sie trotzdem.

Ein weiterer Fahrgast, Hauke Petersen, ist ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit. Er brauche mit dem Bus allerdings nur fünf Minuten mehr als sonst, das sei schon in Ordnung. Unter den befragten Busfahrern herrscht Einstimmigkeit. „Natürlich“ habe er Verständnis für die Arbeitsniederlegung, sagt Wolfgang Wendland. Er merke von dem Streik allerdings nichts. Seine zwei „Stammgäste“ säßen bereits im Bus.

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