Streik in Geld- und Wertbranche

Bald leere Geldautomaten in Husum? Bankkunden lassen sich von Verdi-Streik nicht beirren

Bald leere Geldautomaten in Husum?

Bald leere Geldautomaten in Husum?

Annika Jensen/shz.de
Husum
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Leeren sich auch in Husum am Wochenende die Geldautomaten (Symbolbild)? Foto: imago-images.de/shz.de

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Die Mitarbeiter der Geld- und Wertdienste streiken bis Anfang kommender Woche. Von leeren Geldautomaten war am Freitag in Husum noch nichts zu spüren. Die Menschen bleiben gelassen. Ob das so bleibt?

In Nordfriesland könnte das Bargeld knapp werden. Die gute Nachricht vorweg: Das Problem ist keines der anderen vielen, die gerade herrschen – Lieferengpässe, Personalnot, Inflation, Energieknappheit –und ist deswegen auch absehbar wieder vorüber. Die schlechte Nachricht: Die Bargeldknappheit kann bis zu fünf Tage dauern. Denn die Mitarbeiter der Geld- und Wert-Branche streiken in ganz Deutschland, auch in Nordfriesland. Überall starteten die Warnstreiks am Freitag, 1. Juli. Je nach Region und je nach Betrieb sollen sie bis Dienstag, 5. Juli, andauern.

Die Gewerkschaft Verdi fordert mehr Lohn für die bundesweit etwa 11.000 Mitarbeiter der Geld- und Wert-Branche. Sie sind unter anderem für das Befüllen der Geldautomaten zuständig. Gespräche zwischen ver.di und der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) waren in der Nacht zum vergangenen Donnerstag vertagt worden, teilte am Donnerstagabend der ver.di Landesbezirk Nord mit, der in Kiel sitzt.

Weniger Geldliefer-Fahrten

In Nordfriesland mit seinen Geldtransportern unterwegs ist unter anderem das Unternehmen Prosegur mit Sitz in Flensburg. Auch dort wird gestreikt. Normalerweise fährt es am Tag bis zu acht Touren in Nordfriesland, inklusive Sylt. Nach Angaben des Verdi-Gewerkschaftssekretärs Stefan Gillwald ist das Unternehmen am Freitag insgesamt nur vier Touren gefahren. „Und ich gehe davon aus, dass am Montag auch nur die Hälfte der Touren gefahren wird“, so Gillwald.

Ein weiteres Unternehmen, das in Nordfriesland fährt, ist Ziemann Cashservice GmbH mit Sitz in Kropp. Das sei am Freitag gar nicht unterwegs gewesen, sagt Verdi-Kollege Matthias Pietsch. „Am Montag wird Ziemann voraussichtlich auch nicht fahren.“ Es sei damit zu rechnen, dass bei den meisten Banken das Geld am Wochenende weniger wird und sich bei den Einzelhändlern, die ebenso zu den Kunden der Geld- und Wertdienste zählen, das Geld stapeln wird, weil es nicht mehr abgeholt wird, so die beiden Verdi-Mitarbeiter.

In der Husumer Innenstadt ist es am Freitagnachmittag vor den Automaten der Sparkasse, der Postbank und der Commerzbank indes noch sehr entspannt. Es gibt keine Schlangen, und viele Kunden heben ihr Geld routinemäßig ab. „Ich wusste noch gar nicht, dass gestreikt wird“, muss Ralf Jacobsen (45) zugeben. Der Kieler ist am Freitag für einen Tagesausflug in Husum unterwegs und hat Geld abgehoben. „Aber selbst jetzt, da ich es weiß, sehe ich das entspannt und würde mir das Geld jetzt nicht vorrätig holen.“

Auch Sabine Ebsen sieht die Lage locker. Die aus Berlin stammende Wahlhusumerin hat keine Befürchtungen, dass die Automaten demnächst leer sind. Sie wisse von den Streiks und sie wisse auch, dass die Gewerkschaft Verdi empfohlen hat, vorsorglich genug Bargeld abzuheben. „Zur Not zahle ich eben mit Karte im Supermarkt. Ich habe jetzt gerade nur Bargeld abgeholt, weil meine Blumentante Bargeld haben wollte für den Blumenstrauß“, sagt Ebsen und lächelt.

Auch in den Geldhäusern ist alles normal. Ein Mitarbeiter in der Sparkasse sagt, bei ihnen werde die Bargeldplanung weit im Voraus erledigt. „Die Streiks haben wir einkalkuliert“, so der Bankfachmann. „Wir haben genug Bargeld vorrätig“, versichert er. In der Postbank ist die Bargeld-Planung dagegen in externe Hände gelegt. „Ich habe überhaupt keinen Einfluss darauf, wann, wieviel Bargeld kommt und kann auch keine Auskunft geben, ob genug da ist“, sagt ein Mitarbeiter. „Es gab heute allerdings bislang keine Schlangen vor den Automaten und es ist auch noch niemand zu uns reingekommen und hat sich beschwert, dass der Automat nicht funktioniert.“

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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