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Beamter: Ehemalige KZ-Sekretärin hatte „reines Gewissen“

Beamter: Ehemalige KZ-Sekretärin hatte „reines Gewissen“

Beamter: Ehemalige KZ-Sekretärin hatte „reines Gewissen“

SHZ
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Prozess gegen frühere Sekretärin im KZ Stutthof Foto: Marcus Brandt Foto: 90037

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Knapp vier Jahre vor Beginn des Prozesses gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin in Itzehoe bestätigte die Beschuldigte nach Angaben eines Vernehmungsbeamten, in dem Lager bei Danzig gearbeitet zu haben. Sie habe Anfang 2017 angegeben, dass sie als Schreibkraft für den damaligen Kommandanten des KZ Stutthof, Paul Werner Hoppe, tätig war, sagte der Beamte der Staatsanwaltschaft am Dienstag als Zeuge vor der Strafkammer am Landgericht. Auf die Frage, ob sie dienstverpflichtet wurde, habe die Beschuldigte angegeben: „Ich wurde gerufen und musste gehen.“ Sie habe jedoch „ein reines Gewissen“ und nie jemanden getötet. Sie habe auch keinerlei Tötungen in dem KZ wahrgenommen.

Die 96 Jahre alte Irmgard F. soll von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des Lagers gearbeitet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Schreibarbeit Beihilfe zum systematischen Mord an über 11.000 Gefangenen geleistet zu haben.

Ihr Verteidiger, Wolf Molkentin, widersprach der Verwertung der Zeugenaussage. Es blieben Zweifel daran, dass seiner Mandantin damals klar gewesen sei, welche Konsequenzen ihre Äußerungen haben könnten. Der Vernehmungsbeamte, selbst Staatsanwalt, hatte jedoch zuvor erklärt, die damals 92-Jährige ordnungsgemäß über ihre Rechte als Beschuldigte belehrt zu haben.

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