Eggebek und Langstedt

Beringt und gefilmt: So geht es dem Storchennachwuchs

Beringt und gefilmt: So geht es dem Storchennachwuchs

Beringt und gefilmt: So geht es dem Storchennachwuchs

SHZ
Eggebek
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Regina Koll (Nabu) beim Beringen des Jungstorchs auf dem Treeneplatz in Eggebek. Foto: Klaus-Dieter Rauhut / SHZ

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In einem der Nester sind gleich vier Küken geschlüpft. Ein anderes Nest war hart umkämpft.

Gespannt blickt Storchenvater August Petersen dem Arbeitskorb hinterher, der sich mit dem Gebietsbetreuer für den Weißstorch des Nabu, Jörg Heyna, langsam dem Storchennest auf dem Treeneplatz in 18 Meter Höhe nähert. Mit an Bord: Raimund Harm von der Firma Vollbrecht, die den Kranwagen zur Verfügung stellt.

„Ich weiß nicht, wie viele Jungstörche es dieses Jahr sind. Die Störche haben nach ihrer Ankunft im März das Nest weiter aufgebaut, so dass die Köpfe der Jungstörche nicht mehr zu sehen sind,“ erzählt August Petersen. „Ich hoffe, wir haben wieder einen guten Bruterfolg wie in den letzten Jahren.“

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Jungstorch in der Tasche

Am Nest mit dem Arbeitskorb angelangt, begutachtet Jörg Heyna das Nest, das sehr gut und sauber aussieht und verstaut die Brut in seiner Tasche. Unten wieder angekommen, weicht bei August Petersen die Anspannung. Eine kleine Enttäuschung macht sich breit, als lediglich ein Jungstorch und zwei angebrütete Eier aus der schwarzen Leinentasche zum Vorschein kommen.

Der Jungstorch, ca. sechs Wochen alt, ist jedoch gut entwickelt und bringt immerhin 2380 Gramm auf die Waage. Regina Koll vom Nabu reinigt seinen Schnabel und kontrolliert sein Gefieder. Dann befestigt sie vorsichtig mit einer Nussknackerzange einen nummerierten Ring mit E-Mail-Adresse der Storchenwarte Wilhelmshaven an seinem rechten Bein, als Kennzeichen, dass der Vogel in einem geraden Kalenderjahr geboren ist. Dort bei der Storchenwarte werden die Daten festgehalten und auch gemeldete Sichtungen dokumentiert.

„Dadurch konnten wir feststellen, dass ein Jungstorch aus Eggebek des Jahrgangs 2018 jetzt in Bargen und einer des Jahrgangs 2019 in Owschlag brütet. Sie kommen meistens in ihre Geburtsregion zurück,“ berichtet Jörg Heyna.

Nun geht es für den Jungstorch, der sich die ganze Zeit tot gestellt und nicht gerührt hat (ein Überlebensreflex zum Schutz vor Greifvögeln), wieder in die Tragetasche und Jörg Heyna legt ihn in luftiger Höhe wieder vorsichtig ins Nest. Wenn alles weiterhin gut geht, wird er in zwei bis drei Wochen zu ersten Flugversuchen über dem Treenetal starten.

Showdown im Storchennest

Auch Susanne Darge konnte bisher nicht feststellen, wie viele Jungstörche in ihrem Nest an der Westerreihe im Beektal ausgebrütet werden. Zum ersten Mal nach 15 Jahren hatten Störche dort zwei Jungstörche ausgebrütet. Sie hatte in den letzten Wochen beobachtet, dass die Störche ordentlich Nahrung, unter anderem auch Blindschleichen, aus den feuchten Wiesen der Beek zum Nest flogen.


„Dabei gab es anfänglich ein wenig durcheinander und ziemlichen Ärger im Nest. Unser Storch des letzten Jahres kam Anfang März zum Nest und kurze Zeit später gesellte sich ein fremdes Storchenweibchen, wie ich an der Ringnummer erkennen konnte, dazu“, berichtet Susanne Darge. „Anfang April kam dann jedoch unser Storchenweibchen, wahrscheinlich wegen des längeren Rückflugs aus Afrika, dazu und hat dann nach erbittertem Kampf das fremde Weibchen vertrieben.“ Darge beobachtete das Spektakel aufgeschreckt durch das Fauchen und Schnäbelklappern vom Wohnzimmerfenster aus mit ihrem Fernglas. Schließlich fingen die beiden zu brüten an und Susanne Darge hofft auch dieses Jahr auf zahlreichen Nachwuchs.

Kükenglück live in Osterlangstedt

Der ist im Nest in Osterlangstedt schon zu beobachten, denn dort überträgt eine am Nest installierte Webcam Bilder der Storchenkinderstube auf einen am Knick aufgestellten Monitor. Von fünf Eiern sind vier Jungstörche geschlüpft und werden immer abwechselnd von einem Storch behütet, während der andere auf Nahrungssuche ist.

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Sie profitieren aber auch davon, dass auch hier mit Schleiheringen zu gefüttert wird, denn die warmen, trockenen Tage Ende April/Anfang Mai haben das natürliche Nahrungsangebot doch arg eingeschränkt. Nach den Bildern auf dem Monitor zu urteilen, machen die vier Jungstörche einen kräftigen und fitten Eindruck. Es bleibt interessant, die weitere Entwicklung der vier Jungstörche auf dem Bildschirm in Osterlangstedt zu beobachten.

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