Schwimm-Bundestrainer von der Schlei

Bernd Berkhahn: Der Olympiasieger-Trainer aus Schleswig

Bernd Berkhahn: Der Olympiasieger-Trainer aus Schleswig

Bernd Berkhahn: Der Olympiasieger-Trainer aus Schleswig

SHZ
Schleswig/Magdeburg
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Bernd Berkhahn betreut als Bundestrainer unter anderem Schwimm-Olympiasieger Florian Wellbrock. Foto: dpa

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Aufgewachsen an der Schlei, leitet Bernd Berkhahn inzwischen den Schwimm-Bundesstützpunkt in Magdeburg – und trainiert dort unter anderem den frisch gebackenen Goldmedaillen-Gewinner Florian Wellbrock.

Klar, der hygienische Aufwand sei schon besonders groß gewesen. Und die Zuschauer hätten sicher auch gefehlt. Aber: „Das Olympia-Feeling ist dennoch aufgekommen. Es war eine wunderbare Zeit“, sagt Bernd Berkhahn. Der gebürtige Schleswiger blickt mit gutem Grund mehr als zufrieden auf die vergangenen Olympischen Spiele in Tokio zurück. Schließlich konnte er als Bundestrainer der deutschen Schwimmer gleich mehrere Medaillen mit nach Hause bringen. Als absolutes Highlight holte sein Schützling Florian Wellbrock Gold über 10.000 Meter Freiwasserschwimmen. Ein Riesenerfolg – auch für Bernd Berkhahn, der sich im Anschluss über viele Glückwünsche aus seiner Heimat freute.


„Ich werde in den Medien oft als ,der Elmshorner' bezeichnet, weil ich dort lange als Trainer gearbeitet habe. Dabei sage ich jedes Mal, dass ich Schleswiger bin – und zwar ein stolzer“, betont der 50-Jährige. Aufgewachsen ist er in der Matthias-Claudius-Straße, später zog die Familie in die Husumer Straße um. 1990 machte er am Berufsbildungszentrum sein Abitur. Sein Seepferdchen machte er in der Schleswiger Schwimmhalle – wo er schon bald Dauergast wurde. „1990 habe ich dort für den VfR meinen ersten Job als Übungsleiter übernommen“, erzählt er. Seitdem sei ihm immer klar gewesen, dass er Schwimmtrainer werden wollte.

Erster Trainer Job beim VfR Schleswig

Während Berkhahn bis 1992 als Zivi an der Schule am Markt in Süderbrarup arbeitete, leitete er weiter seine Schleswiger Schwimmtruppe. Jetzt, nach dem Olympiasieg, habe er „von einigen Leuten aus diesem Kreis eine Glückwunsch-Whatsapp-Nachricht bekommen. Das hat mich natürlich sehr gefreut“. Bis heute also hält er viel Kontakt an die Schlei. Seine Eltern besucht er regelmäßig. Auch interessiert er sich weiterhin sehr dafür, was in Schleswig passiert. „Jetzt wird ja gerade das alte Krankenhaus abgerissen. Da haben wir damals in der Nähe gewohnt“, sagt er.

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Seit Mitte der 90er-Jahre aber lebt er nicht mehr in der Stadt. Zum Studium (Psychologie und Sport) zog es ihn nach Hamburg. Seine sportliche Heimat fand er dann in Elmshorn. Hier hatte er bis 2012 mehrere Schwimmtalente unter seinen Fittichen und nahm so als Trainer im Jahr 2000 erstmals an den Olympischen Spielen teil. „Irgendwann aber ging es in Elmshorn nicht mehr weiter, ich wollte aber mehr“, erzählt Bernd Berkhahn. Es folgte also der Wechsel nach Magdeburg. Seit 2019 ist er dort nun als Bundestrainer und Leiter des Bundesstützpunktes im Einsatz. Tokio war für ihn nun das vorläufige Karriere-Highlight. „Die deutschen Schwimmer hatten ja schon lange keine Medaille mehr gewonnen, wir hatten also ordentlich Druck. Umso schöner war das Ergebnis, mit dem wir nach Magdeburg zurückgekommen sind.“


„Ich bin total zufrieden dort. Habe eine Familie gegründet und sportlich die besten Voraussetzungen“, sagt er mit Blick auf seine neue Heimat. Besonders gefalle ihm, dass die sportlichen Leistungen von seinen Athleten und auch dem Trainerteam in der Stadt stets gewürdigt würden. So durften sie sich nach der Rückkehr aus Japan bei einem Empfang ins Goldene Buch der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt eintragen. Demnächst bekommen Florian Wellbrock und seine Freundin Sarah Köhler, die in Tokio Bronze über 1500 Meter Freistil holte, auch eine Platte auf dem „Walk of Fame“ in der Innenstadt, auf dem alle bisherigen Olympia-Medaillengewinner aus Magdeburg verewigt sind. „Das ist das Schöne am Osten. Hier haben sportliche Leistungen einen deutlich höheren Stellenwert als im Westen.“

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Dass Berkhahn sich dort wohl fühlt, hört man übrigens auch daran, wie er spricht. „Ja“, sagt er, „die Leute in Magdeburg meinen zwar, ich hätte einen norddeutschen Dialekt. Wenn ich aber in meiner Heimatstadt Schleswig bin, sagen alle, dass ich mir die sachsen-anhaltinische Mundart angewöhnt hätte. Es ist wohl eine Mischung.“

Schon lange nicht mehr in der Schlei geschwommen

So oder so: In den Norden zieht es Berkhahn immer wieder. „Wenn man wegen der vielen Wettkämpfe ständig in der ganzen Welt unterwegs ist, muss das sein – zum Erholen.“ Zurzeit macht er mit seiner Familie Urlaub an der Nordsee. Und natürlich will er sich dort auch in die Fluten stürzen. Und wann war er das letzte Mal in der Schlei schwimmen? Daran kann sich Berkhahn „beim besten Willen nicht erinnern“. Zumindest aber sei er vor einigen Jahren mal wieder in der inzwischen renovierten Schleswiger Schwimmhalle gewesen. „Um die Sauna zu testen“, sagt er und lacht. Aber bei bis zu 80 Arbeitsstunden pro Woche, auf die er im Durchschnitt kommt, muss man sich auch mal etwas Wellness gönnen.

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