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Bescherung in Gefahr? Spielwaren-Händler Jan Brüning über Liefer-Engpässe vor Weihnachten

Spielwaren-Händler Jan Brüning über Liefer-Engpässe vor Weihnachten

Spielwaren-Händler über Liefer-Engpässe vor Weihnachten

SHZ
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Genug auf Lager: Spielzeughändler Jan Brüning. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Die Spielwaren-Branche hat im Weihnachtsgeschäft mit massiven Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Was bedeutet das für den Flensburger Spielwaren-Händler Jan Brüning?

Nein, Weihnachten wird nicht ausfallen. In diesem Punkt kann Jan Brüning vom gleichnamigen Spielzeuggeschäft in der Großen Straße Entwarnung geben. Aber dass es für den Weihnachtsmann schwieriger als üblich werden dürfte, alle Wünsche zu erfüllen, das ist richtig.

Schlagzeilen über Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft haben viele Menschen aufschrecken lassen, sagt Brüning. „Viele Kunden kommen deshalb bewusst schon jetzt und kaufen ihre Geschenke“, hat er beobachtet. „Und diese Leute sind nicht fehlinformiert.“

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Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns auf der ganzen Welt hat die weltweite Logistik-Branche hart getroffen. Waren aus China und anderen Ländern in Fernost treffen in Europa gar nicht oder verspätet ein. Die Transportkosten sind explodiert.

Es begann mit Elektronikartikeln. Dann waren Möbel betroffen, Fahrräder und jetzt Spielzeug.

Hunderte Containerschiffe auf Reede

„Vor den Häfen in Asien liegen oft hunderte Containerschiffe auf Reede und können nicht einlaufen“, weiß Brüning zu berichten. Denn immer wieder werden Häfen komplett abgeriegelt, wenn unter den Mitarbeitern Corona-Infektionen aufgetreten sind.

Ist erst einmal ein Stau entstanden, löst er sich nicht so schnell auf. Und Schiffe von China nach Deutschland sind sechs Wochen unterwegs. Weihnachten ist in acht Wochen. Man kann sich ausrechnen, dass nicht mehr viel Zeit ist, um die Lage zu entschärfen.

80 Prozent aller Spielwaren kommen aus China

80 Prozent aller weltweit hergestellten Spielzeuge kommen heute aus China. „Früher war das anders“, sagt Brüning. „In den 1950er Jahren kam 80 Prozent der weltweiten Spielwaren-Produktion aus Deutschland.“

Doch auch wer in Europa produziert, bleibt von den Lieferschwierigkeiten nicht verschont. Das zeigt das Beispiel Lego. Der dänische Konzern hat seine größte Fabrik in Tschechien. Hier stockt langsam der Nachschub mit Produktionsstoffen wie Granulat. In der Folge dürften die Engpässe mit zeitlicher Verzögerung auftreten. Für das nächste Jahr, so Brüning, habe Lego bereits Preiserhöhungen angekündigt.

Andere Spielwarenpreise steigen schon jetzt spürbar. Nicht nur, weil das Angebot knapp ist, sondern auch weil die Händler die Transportkosten auf die Kundschaft umlegen.

Brüning veranschaulicht das am Beispiel eines Puppenwagens: Ein Container von China nach Europa kostete früher 2500 Euro. Aktuell liegen die Preise bei bis zu 12.000 Euro. Wenn 300 Puppenwagen in einen Container passen, heißt das: Die Transportkosten pro Puppenwagen steigen um fast 32 Euro.

Bei vergleichsweise günstigen Produkten, wie viele Spielsachen es sind, fallen diese Kosten viel stärker ins Gewicht als bei Smartphones oder anderen Elektronik-Artikeln.

Weil die Endpreise den Käufern kaum noch vermittelbar sind, haben manche Hersteller ihre Lieferungen vorübergehend ganz eingestellt. „Schleich hat einen Auftragsstopp bis Ende November“, sagt Brüning.

Volles Lager in Flensburg

In seinem Spielwarengeschäft in der Großen Straße müssten sich die Kunden aber keine zu großen Sorgen machen, sagt er. „Ich habe den Braten gerochen und rechtzeitig die Läger gefüllt.“ Er könne also bis Heiligabend ausreichend Weihnachtsgeschenke anbieten.

Bei manchen großen Händlern, die gar keine kostenintensive Lagerhaltung mehr betreiben, sondern alle Ware, die eintrifft, sofort abverkaufen, könnte das anders aussehen.

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