Schockanrufe bei Senioren
Betrüger in Bredstedt: Wie Bank-Mitarbeiter besser hätten aufpassen können
Betrüger in Bredstedt: Wie Bank-Mitarbeiter besser hätten aufpassen können
Betrüger in Bredstedt: Wie Bank-Mitarbeiter besser hätten aufpassen können
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Facebook-Leser kritisieren Banken, die Bredstedter Seniorin 15.000 Euro bar auszahlen. Die Frau gibt das Geld nach Schockanruf an Betrüger weiter.
Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass in Bredstedt einer 70-jährigen Nordfriesin von ihrem Geldinstitut 15.000 Euro bar ausgehändigt worden sind? Sie hat das Geld danach einem angeblichen Justizbeamten auf einem Parkplatz in Schleswig aushändigt. Dabei hatte die Seniorin kurz zuvor von einer Betrüger-Bande einen Schock-Anruf erhalten und wird in ihrer Bank vermutlich aufgeregt oder gar verängstigt gewirkt haben?
Weiterlesen: Betrüger-Bande schlägt nach Schockanruf zu: 70-Jährige Nordfriesin übergibt gesamte Ersparnisse in Schleswig
Suchmaschinen nennen für Bredstedt drei Häuser: VR Bank Nord, Nord-Ostsee-Sparkasse und Hypovereinsbank. Also fragt shz.de bei Sprechern aller drei nach, wie so etwas normalerweise verhindert werden soll und bittet um schriftliche Antworten. Kernfragen: Welche Sicherheitsmechanismen greifen im Alltag, wenn Kunden größere Bargeld-Beträge abheben? Wie sollen sich Mitarbeiter direkt im Gespräch verhalten, wenn solche außergewöhnlichen Wünsche geäußert werden?
Während des Wartens auf die Antworten der Pressestellen laufen auf den Facebook-Seiten der Husumer Nachrichten bereits Kommentare auf. Jasmin beispielsweise wundert sich, „dass immer noch so viele darauf hereinfallen.“ Jana entgegnet ihr: „Du weißt nicht, wie du selber tickst, wenn du mal alt bist. Viel unbegreiflicher finde ich, dass die Bankangestellten nicht mal hellhörig werden, wenn alte Leute so eine hohe Summe auf einen Schlag abheben. So mancher Senior ist schon durch sensibilisierte Bankangestellte vor solchen Aktionen gerettet worden. Die sollten echt darauf geschult werden.“
Jasmin kommt zu dem vorläufigen Schluss, dass „diese Kriminellen psychologisch ganz perfide Druck aufbauen und den Leuten Angst machen.“ Und Nadine Colmsee aus Stapel schildert einen Betrugsversuch, bei dem Onkel und Tante um 25.000 Euro betrogen werden sollten.
Auf die Anfrage von shz.de meldet sich als erstes Haus die Nord-Ostsee-Sparkasse zurück. In der Regel kennen die Mitarbeiter jeden ihrer Kunden persönlich, heißt es da. „Unabhängig davon reagieren sie beim geringsten Verdacht, dass etwas nicht stimmt, sofort. Wir sprechen den Kunden diskret an, klären über Betrugsmethoden auf und bieten ausdrücklich unsere direkte Hilfe an.“ Dadurch seien schon mehrfach Betrugsfälle vermieden worden.
Auch interessant: Warnung vor falschen Wasserablesern: Trickbetrüger bestehlen Senioren in Husum und Friedrichstadt
Die Mitarbeiter würden regelmäßig zur Prävention bei Betrug oder Geldwäsche geschult. Das sei Vorschrift. Zusätzlich habe es für die Kunden Veranstaltungen auch mit Experten der Polizei gegeben.
Betrugsversuch in Husum
Beinahe von der Masche erwischt worden ist Ilse Wassermann aus Husum, wie sie der Redaktion schreibt: „Bei mir haben sie es auch versucht“.
Ein Sprecher der VR Bank Nord erklärt: „Verfügen ältere Kunden größere Beträge, fragen unsere Mitarbeiter diskret nach, wofür das Geld ist und weisen auf den Enkeltrick hin. Dabei ist das Fingerspitzengefühl unserer Mitarbeiter gefragt, die aber sensibilisiert sind.“ Gerne werde auch der Kundeberater hinzugezogen, der die engste Verbindung zu jeweiligen Kunden habe.
Das interne Info-System warne aktuell zudem alle im Haus, beispielsweise so: „Update: Phishing erneut Telefonanruf eines vermeintlichen Bankmitarbeiters".
Was sagt die Polizei zu allem?
Fragen wir die Polizei, was sie über die Vorbeugung in Banken und Sparkassen weiß. Stefan Genz im Landespolizeiamt meldet sich. Ihm seien keine landesweiten und institutsübergreifenden Standards der Banken bekannt. Es gebe seines Wissens auch keine die Banken verpflichtenden Gesetze zur Gefahrenabwehr.
Als Wirtschaftsunternehmen seien sie nicht zur Strafverfolgung verpflichtet. Und dies noch: „Die polizeiliche Prävention im Zusammenspiel hängt deutlich vom Interesse und dem Engagement der Banken und vor allem deren Dachverbänden ab.“
Bargeld-Umschlag – darauf ernste Warnungen
Interessant sein Hinweis: Über den Bundesverband der Kreditinstitute werde den Banken ein Geldumschlag für die Auszahlung größerer Summen angeboten. Auf dem stehen Fragen: Wurden Sie von der Polizei angerufen? Sollen Sie eine größere Summe Bargeld von der Bank abholen? Sollen Sie dies niemandem erzählen? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten, werden Sie eventuell gerade Opfer eine Betruges. Opfer oder Mitarbeiter könnten dann doch noch eingreifen und Schaden abwenden.
Schließlich meldet sich die Hypovereinsbank. Ihr Sprecher schreibt: „Die Hypovereinsbank verfügt über eine eigene Einheit, die sich ausschließlich mit der Prävention von Betrugsfällen beschäftigt, proaktiv die nötigen internen Maßnahmen ergreift und als Ansprechpartner für die Vertriebsmitarbeiter zur Verfügung steht.“
Weiterlesen: Husum: Erfolgloser Enkeltrick
„Die Bank benutzt bei größeren Bargeldauszahlungen beispielsweise einen speziell gestalteten Umschlag, um auf die Masche hinzuweisen.“ Mehrfach sei es dadurch gelungen, Enkeltrick-Fälle frühzeitig aufzudecken und Schaden vom Kunden abzuwenden.