Tierschutz und Artenvielfalt

Bienenseuche und Amateure machen Imkern in SH Sorgen

Bienenseuche und Amateure machen Imkern in SH Sorgen

Bienenseuche und Amateure machen Imkern in SH Sorgen

SHZ
Bad Segeberg
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Zum Hobby gehört auch Fachwissen: Christian Krug mit einem Bienenvolk in der Imkerschule in Bad Segeberg. Foto: Kay Müller/shz.de

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Immer mehr Norddeutsche halten Bienen, aber nicht alle wissen wie das richtig geht – deswegen verbreiten sich Krankheiten.

Sie machen auch vor dem obersten Imker in Schleswig-Holstein nicht halt. „Stiche gehören dazu“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker, Christian Krug, als er vorsichtig einen Rahmen mit Waben aus einer Kiste zieht. „Die sehen gut aus“, sagt Krug mit einem schnellen Blick auf die Insekten, die sich erst langsam regen.

Youtube-Videos werden Tieren zum Verhängnis

Doch das ist nicht bei allen Bienenvölkern im Land so. „Uns machen vor allem die Menschen sorgen, die sich Bienen aus dem Internet bestellen, ein paar Youtube-Videos schauen – und dann glauben, dass sie alles wüssten, um Bienen zu halten,“ sagt Krug. „Meist hat das zur Folge, dass diese Völker in ein bis zwei Jahren tot sind – und als Seuchenherde auch den organisierten Imkern Probleme bereiten, weil sich deren Bienen mit Krankheiten anstecken.“



Norddeutsche sind täglich auf der Suche nach Bienenvölkern

Krug hat gar nichts dagegen, dass sich immer mehr Menschen für die Aufzucht und Pflege von Bienen interessieren, denn die Insekten sind wichtig, um viele Pflanzen zu bestäuben. „Viele Leute schaffen sich Bienen an, weil sie etwas für die Artenvielfalt tun wollen“, sagt die Geschäftsführerin des Verbandes, Margit Meinke.

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Fast jeden Tag hat sie Menschen am Telefon, die fragen, wo sie Bienen herbekommen können. Dann wird Meinke meist vorsichtig, „weil ich merke, dass die Leute sich keine Gedanken gemacht haben“.

Denn genau das sei das Problem, sagt Krug. Es sei problemlos und legal möglich, Bienen im Netz zu bestellen – und das nötige Handwerkszeug zur Haltung gleich dazu. „Aber das Fachwissen bekommt man eben nicht so ohne weiteres im Netz.“


Seuchengefahr auch bei Insekten

Nicht jeder Amateur-Imker melde wie vorgeschrieben seine Bienenvölker beim zuständigen Veterinäramt an. Das sei aber wichtig, weil die Tierärzte im Fall einer Seuche, wie sie etwa mit der Amerikanischen Faulbrut immer wieder vorkommt, sofort handeln können.

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Dann errichten die Veterinäre Sperrzonen mit einem Radius von bis zu elf Kilometer um das betroffene Volk und untersuchen alle Bienenbestände innerhalb dieses Gebiets. Wenn sich die Seuche dort weiter verbreitet hat, könnten die meisten Völker gerettet werden, so Krug. „Das gelingt aber nur bei den Beständen, die den Veterinären bekannt sind“, ergänzt Meinke.

Krankheiten sind nicht immer leicht zu erkennen

Ist also ein Volk dabei, das illegal gehalten wird, und der Besitzer erkennt die Krankheiten nicht, kann sich die immer weiter ausbreiten. „Das führt dazu, dass unsere Imker, die alles richtig machen und ihre Tiere auch regelmäßig fachgerecht behandeln, immer wieder die Faulbrut in ihren Beständen haben“, sagt Krug. „Das sorgt für Frust und einige haben schon keine Lust mehr, weiterzumachen.“

Der oberste Imker ist selbst genervt und fordert, dass die Veterinärämter den Bußgeldkatalog strenger auslegen. Denn für die betroffenen Imker sei die „Sanierung“ eines Volker sehr aufwändig und teuer: Pro Volk seien 100 Euro an Material und bis zu 300 Euro Ausfall für nicht geernteten Honig zu verzeichnen, sagt Krug. Im Schnitt habe jeder Imker rund sieben Völker, so dass sich das leicht auf 1000 Euro pro Saison summieren könne.

Imkervereine können helfen

Wie viele es von den nicht-registrierten Imkern gibt, kann Krug nur schätzen. „Wir haben bei uns im Verband rund 4000 registrierte Imker, ich vermute, dass es noch mal 4000 unorganisierte gibt.“ Krug verlangt gar nicht, dass alle von denen Mitglied in seinem Verband werden, aber sie sollten sich Gedanken machen, bevor sie sich Bienen anschaffen.

„Es hilft, ein Jahr mit einem erfahrenen Imker mitzugehen und einen qualifizierten Kursus zu besuchen“, sagt Krug, der auch Leiter der Imkerschule in Bad Segeberg ist. Kontaktpersonen gebe es genug in den 78 Imkervereinen, über die Interessierte auch Völker beziehen könnten. So lange man keine Bienen halte, müsse man auch keine Beiträge zahlen, erklärt Krug.

Es sei wichtig, dass Imker sich um die Bienen kümmern. „Macht man nichts, gehen die ein“, sagt Krug als er vorsichtig den Rahmen mit den jetzt wilder schwärmenden Bienen in die Kiste zurückschiebt. „Und das wäre fatal, denn Bienen sind nützlich – und eigentlich auch ganz lieb.

Weitere Infos zum Imkern gibt es auf der Seite der Imkerschule.

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