Schule

Bildungsmonitor: Schleswig-Holstein kommt nicht voran

Bildungsmonitor: Schleswig-Holstein kommt nicht voran

Bildungsmonitor: Schleswig-Holstein kommt nicht voran

Kay Müller/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Vor allem in der Ganztagsbetreuung hat der Norden Nachholbedarf. Foto: Thomas Trutschel/photothek.net

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Laut dem Bildungsmonitor 2022 des Instituts der deutschen Wirtschaft belegt Schleswig-Holstein im Vergleich der Bundesländer nur Platz 9. Wo sich das Land noch verbessern muss.

Der Norden hat Nachholbedarf: Nur wenige Kinder besuchen Ganztagseinrichtungen in Kitas und Schulen und überdurchschnittlich viele Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss. Das ist das Ergebnis des Bildungsmonitors 2022 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Demnach belegt Schleswig-Holstein wie im Vorjahr Platz 9 im Ranking der 16 Bundesländer.

„Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung“, sagt IW-Studienautor Axel Plünnecke. Das gilt offenbar besonders für Schleswig-Holstein, denn bei den Drei- bis Sechsjährigen lag die Ganztagsquote im Norden im Jahr 2022 mit 40,3 Prozent unterhalb des Bundesdurchschnitts von 47 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich war auch die Ganztagsquote bei den Grundschülern und den Schülern aus der Sekundarstufe I. Im Jahr 2021 betrug der Anteil 22,7 und 30,7 Prozent, der Bundesdurchschnitt lag aber bei 47,5 und 48,4 Prozent.

Viele Schüler ohne Abschluss laut Bildungsmonitor

Zudem verlassen im Norden mit 7,7 Prozent mehr Schüler die Schule ohne Abschluss als im Bundesschnitt, wo die Quote bei 6,2 Prozent lag. Das traf vor allem viele ausländische Schulabsolventen: 21 Prozent erreichten 2021 in Schleswig-Holstein keinen Abschluss, im Bundesdurchschnitt waren es 15,7 Prozent.

Studienautor Plünnecke hat diese Erklärung: „Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt.“

Die Folge sei, dass die Leistungen von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten besonders stark gesunken seien. „Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln“, sagt der Professor für Volkswirtschaft.

Initiative fordert Vorschulpflicht

Der Geschäftsführer der Unionsnahen INSM, Thorsten Alsleben sieht es kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: „Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren.“ Das Land brauche eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen. Schulen mit hohem Anteil von Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die betroffenen Lehrkräfte mehr unterstützt werden, so seine Forderung.

Alsleben fordert eine „Zeitenwende in der Bildungspolitik“. Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik, so der Geschäftsführer: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen.“

Sachsen, Bayern und Thüringen liegen laut Bildungsmonitor vorn

Im Vergleich der Länder schneiden erneut Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Allerdings ist laut Bildungsmonitor auch in Sachsen und Thüringen das Niveau in den vergangenen zehn Jahren gesunken, in Bayern nur minimal gestiegen. Besonders große Herausforderungen haben demnach die drei Schlusslichter Brandenburg, Berlin und Bremen.

Schleswig-Holstein setzt auch positive Akzente

Baden-Württemberg, aktuell auf Platz 5 im Ländervergleich, hat gegenüber 2013 am deutlichsten verloren. Platz 5 belegt Schleswig-Holstein bei den Schulleistungstests für die Neunt- und die Viertklässler. Und im Lese- und im Hörverstehen schneiden die Nordlichter besser ab als Kinder aus manch anderem Bundesland.

So sieht es an den Hochschulen aus

Nachholbedarf sehen die Forscher an den Hochschulen: „In Relation zur Zahl der Schulabsolventen aus Schleswig-Holstein, die ein Studium in einem anderen Bundesland aufnehmen, zieht Schleswig-Holstein relativ wenige Studienanfänger aus anderen Bundesländern an“, heiß es in der Studie des Bildungsmonitors. Zudem sei die Relation der Studienabsolventen zur akademischen Bevölkerung im Jahr 2021 die drittgeringste in ganz Deutschland. Darüber hinaus betrug der Anteil der Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums an allen Absolventen im Jahr 2021 genau 11,3 Prozent und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von 17 Prozent.

Beim Anteil der Studenten der Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik wurde dagegen ein überdurchschnittlicher Wert erreicht: Schleswig-Holstein erzielt hier mit 18 Prozent den besten Wert aller Bundesländer, der Bundesdurchschnitt lag bei 14,7 Prozent.

Alle Ergebnisse des 20. INSM-Bildungsmonitors gibt es jetzt hier.

Mehr lesen