Beliebtes Fotomotiv von Sylt

Buhnen vor Westerland werden entfernt – ein Sylter „Kulturgut“ verschwindet

Buhnen vor Westerland werden entfernt – ein Sylter „Kulturgut“ verschwindet

Ein Sylter „Kulturgut“ verschwindet

SHZ
Sylt
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Ein Sylter Kulturgut verschwindet. Foto: Georg Supanz / SHZ

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Die Buhnen sind ein beliebtes Postkartenmotiv. Für den Küstenschutz sind sie dagegen ein „Fremdkörper“ und sogar gefährlich für den Menschen.

Für viele Urlauber sind sie ein beliebtes Foto- und Postkartenmotiv, für den Küstenschutz ein Fremdkörper: die Buhnen am Strand. In diesen Tagen ist der Rückbau der Buhnen vor Westerland auf Höhe des Dorint-Hotels fortgesetzt worden. Viele Touristen und Insulaner haben dies mit Bedauern beobachtet, zählen die Buhnen doch zum „Kulturgut von Sylt“.


Doch der Rückbau der Buhnen ist bereits seit 2018 beschlossene Sache. Bis zum Jahr 2024 will der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) 84 und damit nahezu alle Buhnen an der Sylter Küste abbauen. Daran konnten auch heftige Proteste von Insulanern nichts ändern.

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Warum liegt dem LKN so viel daran, die Buhnen von der Sylter Küste zu entfernen? „Die Bauwerke sind ökologisch betrachtet ein Fremdkörper“, erklärte Frank Barten vom LKN. „Sie gehören einfach nicht zum natürlichen Sylter Sandstrand.“

Durch das Ziehen der Buhnen würde die natürliche Situation wieder hergestellt. Zudem gelte diese Maßnahme auch als Kompensation für die jährliche Sandentnahme, die vor Westerland durchgeführt wird. Jährlich werden etwa eine Millionen Kubikmeter Sand vor der Inselküste vorgespült. „Es war sogar zu beobachten, dass entstehende Sandablagerungen durch die Verwirbelung des Wellenschlages fortgespült wurden“, schrieb Helge Jensen von der Stiftung Küstenschutz Sylt 2017 in der Sylter Rundschau.

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Darüber hinaus wurden die Buhnen sogar gefährlich: An den Holz- und Betonbuhnen setzten sich Seepocken fest, so genannte Rankenfüßer, die scharfe „Kanten“ bilden, an denen sich badende Menschen verletzen können. An den Stahlbuhnen sorgte Rost und das salzige Wasser für messerscharfe Kanten, die für Schwimmer und Wassersportler eine hohe Verletzungsgefahr darstellten.

Einige Holzbuhnen jedoch dürfen als Sylter Kulturgut stehen bleiben. Der Ortsbeirat Westerland hatte sich in seiner Sitzung im Juni 2020 für drei Buhnen entschieden, die weiterhin als Fotomotive erhalten bleiben: Die Buhne Nummer 149 zwischen der Käpt’n-Christiansen-Straße und Himmelsleiter, die Buhne Nummer 153 zwischen dem Sylt-Stadion und dem Campingplatz sowie die Buhne Nummer 162 südlich des Strandübergangs Oase zur Sonne.


Mit dem Rückbau der Buhnen geht eine lange Geschichte zu Ende: Denn bereits im Jahr 1867 wurden die ersten Holz-Buhnen vor der Sylter Küste sechs Meter tief in den Sand gerammt und ragten einen Meter aus dem Wasser heraus. Sie sollten die Strömung vor dem Ufer brechen und Sandablagerungen bewirken. 1899 staffelte sich entlang der Sylter Westküste bereits ein System von 138 Buhnenreihen auf einer Küstenlänge von 22 Kilometern.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wechselten dann die Materialien – Steinbuhnen, Buhne aus Eisenbeton, Stahlspundwände und Stahlbetonbuhnen wurden rechtwinklig etwa fünfzig Meter ins Meer hineingebaut. Der Erfolg jedoch stellte sich nicht ein, die Fluten trugen weiterhin den Sand ab und 1968 wurde der Buhnenbau eingestellt.

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