Kolumne Fördeschnack

Bustickets und Apps für Straßenpoller: Flensburg im dänischen Digitalisierungs-Dilemma

Apps für Straßenpoller: Flensburg im dänischen Digitalisierungs-Dilemma

Flensburg im dänischen Digitalisierungs-Dilemma

SHZ
Flensburg
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Dass die Norderstraße an ihrer Einfahrt den geplanten Poller bekommt, scheitert derzeit noch an einer digitalen Lösung. Foto: Michael Staudt / SHZ

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Die Norderstraße soll abgepollert werden. Nach Wunsch der dänischen Zentralbibliothek mit einer modernen App-Lösung, damit die Anfahrt der Besucher weiterhin möglich ist. Doch das gestaltet sich nicht so einfach.

Der Fördeschnack ist eine wöchentliche Glosse, die Themen rund um Flensburg aufgreift. In dieser werden aktuelle Ereignisse und Probleme glossierend kommentiert.

Flensburg will digitaler werden und arbeitet dafür im Moment an einer Agenda. Von einer digitalen Lösung für die Abfallwirtschaft bis hin zu einer neuen Form des Rufbusses steht einiges auf dem Plan – ob und wie diese „Handlungsempfehlungen“, wie es so schön heißt, irgendwann einmal umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

Dass in diesem Bereich allerdings dringend Fortschritt gefragt ist, müssen unter anderem Fahrgäste der Buslinie 110 nach Sonderburg des Öfteren erfahren, denn auch hier klafft das deutsch-dänische Digitalisierungs-Delta. Wie es das Klischee nun mal will.

Deutsche Fahrgäste outen sich auf dieser Verbindung zwangsläufig, wenn sie in ihrem Bargeld kramen, um ein Ticket zu lösen. Den etwas fragenden Gesichtsausdruck des dänischen Busfahrers gibt es gratis dazu.

Immer noch keine Rejsekort in Flensburg

Nun hat das dänische Unternehmen Sydtrafik angekündigt, den Betrieb der Linie nicht länger finanzieren zu wollen – vielleicht, um Bargeldzahlende nicht länger befördern zu müssen. Wer weiß. Jedenfalls will Sydtrafik, dass sich Flensburg an den Kosten beteiligt, obwohl nach Informationen der Verwaltung nur elf Prozent der Fahrgäste bis nach Flensburg fahren.

Jetzt gibt es verschiedene Szenarien. Entweder, die Stadt Flensburg übernimmt die Kosten von rund 200.000 Euro komplett oder die Linie wird eingestellt. Oder: Flensburg beteiligt sich zu einem gewissen Anteil und versucht, die Strecke noch attraktiver zu machen. Zum Beispiel mit einem weiteren Haltepunkt am Bahnhof und dem Bau von Rejsekort-Terminals, an denen es die dänische digitale Reisekarte gibt.

Weiterlesen: Flensburger Bahnhof weiter ohne Terminal für dänische „Rejsekort“

Dass die Terminals kommen, fordert man in Flensburg schon lange. Aber: „Die kommen nicht, weil wir das mal beraten haben, sondern die Frage ist auch, wer die Kosten trägt“, sagt Dezernent Stephan Kleinschmidt. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ende April allerdings sollen noch weitere Gespräche mit Sydtrafik geführt werden.

Bis dahin lässt allerdings schon das nächste dänische Digitalisierungs-Abenteuer auf sich warten: Die Norderstraße soll stufenweise verkehrsberuhigt werden. Zu den nächsten Schritten gehört auch ein Poller an der Ecke Toosbüystraße, den unter anderem die Besucher der dänischen Zentralbibliothek absenken können sollen. Dafür wünscht man sich eine moderne App-Lösung.

Weiterlesen: Flensburger Fraktionen fordern sofortige Pollerlösung in der Norderstraße

Doch wer bietet so etwas auf deutscher Seite überhaupt in geeigneter Form an? Einen geeigneten Anbieter habe man bislang noch nicht gefunden, heißt es von der Verwaltung. Somit lässt vorerst auch der Poller noch auf sich warten. Vielleicht ist die Digitalisierungsagenda ja bis dahin fertig. Oder wie sagt man: Jeder Fortschritt hat einen unscheinbaren Anfang.

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