Landgericht Flensburg

Cannabis-Prozess gegen Mann aus Steinbergkirche: Warum sein Mercedes-Verkauf platzte

Cannabis-Prozess gegen Mann aus Steinbergkirche

Cannabis-Prozess gegen Mann aus Steinbergkirche

SHZ
Flensburg
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Es ist noch immer unklar, wohin die Erlöse des Angeklagten geflossen sind. Foto: Frank Molter/dpa

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Am 10. Verhandlungstag des Prozesses gegen einen 25-jährigen aus Steinbergkirche konzentriert sich die Kammer auf einen geplatzten Mercedes-Verkauf – zu neuen Erkenntnissen führt das nicht.

„Ein bisschen gewundert habe ich mich schon“, sagt der Zeuge, ein Bekannter des Angeklagten. Nach dem gemeinsam verbrachten Silvester im Jahr 2020 antwortete der Angeklagte nicht mehr auf Nachrichten. „Es herrschte Funkstille.“ Was der Zeuge zu diesem Zeitpunkt nicht wissen kann: Sein Kumpel reagiert nicht, weil er kurz nach der Feier am 5. Januar festgenommen wird.

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Der Drogen-Prozess gegen den 25-jährigen Mann aus Steinbergkirche, der mit dem Verkauf von Cannabis 630.000 Euro verdient haben soll, neigt sich langsam dem Ende zu. Die Plädoyers sollen im Januar gehalten werden. Noch immer herrscht Unklarheit über Menge und Einnahmen des Angeklagten.

Zeuge und Angeklagte trafen sich sporadisch

Der 25-jährige Zeuge, der heute ein wenig Licht ins Dunkel bringen soll, wirkt verunsichert. „Was mache ich hier eigentlich?“, fragt er mehrmals. Über den Prozess hat er von Freunden erfahren, er habe auch ein wenig im Internet recherchiert. Er kommt ursprünglich aus Hamburg, lebte aber etwa drei Jahre in Flensburg, wo er auch zur Schule ging. Dort lernten er und der Angeklagte sich kennen, man rauchte mal zusammen, man traf sich auch oft beim Angeklagten zu Hause. Als er wieder nach Hamburg zog, hielten die Beiden sporadischen Kontakt.

Man sah sich bei besonderen Anlässen, wie zu Geburtstagen und kleineren Feiern. Der Zeuge sei sowohl im Elternhaus sowie in der eigenen Wohnung des Angeklagten gewesen, in der er mit seiner Verlobten wohnte. Der 25-jährige Zeuge, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker abschloss, wird sich später beim Angeklagten mit einem Ellbogengruß verabschieden und leise „Alles Gute“ sagen.

Verkaufspreis? – Zeuge kann sich nicht erinnern

In einem Gespräch vor drei Jahren fragte der Angeklagte ihn, ob er jemand kenne, der Interesse an seinem Mercedes habe. Der Zeuge vermittelte ihm daraufhin den Kontakt von einem Freund. Die Kammer interessiert sich besonders für die Frage, welchen Preis der Angeklagte für den Pkw nannte. Doch auch mehrmaliges Fragen führt zu keiner befriedigenden Antwort – der 25-Jährige kann sich nicht erinnern. Er schätzt den Wert des Mercedes auf etwa 20.000 Euro. Es sei ein „interessantes Angebot“ gewesen – guter Preis, der Pkw fast wie neu.

Sein Freund habe den Mercedes kaufen wollen, doch ihm sei unwohl gewesen, mit so viel Geld allein unterwegs zu sein. Der Zeuge habe ihn begleiten wollen, doch aufgrund von familiären Problemen konnte er nicht mitkommen. „Ich bin sicher, dass eine weitere Person mit meinem Freund unterwegs war“, meint er.

Auto-Verkauf platzte

Welche Summe sein Freund mitgenommen habe, weiß er nicht. Auch von einer Polizeikontrolle habe er nichts gehört. Dass der Auto-Verkauf dann platzte, erfuhr der Zeuge Wochen später. Sein Freund habe ihm erzählt, dass man sich preislich nicht einig geworden sei. Sein Freund und der Angeklagte hätten danach keinen Kontakt mehr gehabt.

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Richter Eggers fordert den Zeugen auf, die Wohnung zu beschreiben, in der er mit dem Angeklagten Silvester feierte. Doch der 25-jährige kann sich nur noch an eine Terrasse erinnern. „Das sind komische Fragen, die sie stellen“, meint er. Richter Eggers: „Was ist schon normal? Dusselige Fragen stellen, das ist mein Beruf.“

Der Prozess wird am 21. Dezember um 9.15 Uhr fortgesetzt.

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