Landschaftsmuseum Angeln

Christesenhaus: Darauf kommt es bei der Restaurierung der Wandmalereien an

Christesenhaus: Darauf kommt es bei der Restaurierung der Wandmalereien an

Darauf kommt es bei Restaurierung der Wandmalereien an

Wilhelm Van de Loo
Unewatt
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Dagmar Bodirsky (links) und Manuela von Gradolewski in der früheren „beste Stuuv“ des Christesenhauses mit restaurierter Wandmalerei und Kachelofen. Foto: Wilhelm van de Loo/shz.de

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Manuela von Gradolewski und Dagmar Bodirsky hatten in den vergangenen Wochen viel zu tun: Sie restaurieren die Wandmalereien im Christesenhaus im Landschaftsmuseum Angeln. Dabei gilt es einiges zu beachten.

Tapeten können nicht einfach nur Wände bedecken, sie können auch gut konservieren. Das zeigte sich in den vergangenen Wochen im kürzlich nach einer umfassenden Inwertsetzung eingeweihten Christesenhaus des Landschaftsmuseums Angeln im Langballiger Ortsteil Unewatt. Dort sind gegenwärtig die Diplom-Restauratorin Manuela von Gradolewski aus Kiel sowie die Vergolder- und Fassmalermeisterin Dagmar Bodirsky aus Augsburg tätig.

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts florierte die Wirtschaft im Deutschen Reich. Auch viele größere Bauern kamen zu Wohlstand. Das veranlasste so manchen Hofeigentümer zum Bau eines stattlichen Anwesens. Dazu gehörte auch die Familie Christesen in Unewatt. Ihr Wohnhaus wurde 1895 fertiggestellt. Es weist nicht nur eine beeindruckende, fast herrenhausartige Schaufassade zur Straßenfront hin auf, auch die Wohnräume waren entsprechend ausgelegt und gestaltet.

Christesenhaus steht seit 2013 unter Denkmalschutz

Das 2013 unter Denkmalschutz gestellte Haus gehört mit dem gesamten Hofensemble seit 2015 der Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg und war seit Mai 2021 von Grund auf saniert worden. Als Schwerpunkt im Bereich der Museumspädagogik vorgesehen und Ende Oktober feierlich eingeweiht, mussten allerdings noch die teilweise stark geschädigten Wandmalereien im Erdgeschoss restauriert werden.

Stark beschädigte Wandmalereien wieder hergestellt

Im vergangenen Jahr hatte Gradolewski eine umfangreiche Befunduntersuchung vorgenommen und ein Maßnahmenkonzept erarbeitet. Auf dieser Grundlage sind die beiden Fachfrauen seit Anfang November tätig. Sie stellten nach und nach die noch sichtbaren Malereien, aber auch solche, die von später darüber geklebten Tapeten bedeckt wurden, jedoch noch gut erhalten waren, nach dem Freilegen wieder her oder besserten sie aus. Von Vorteil war dabei, dass die Originale mit Leinölfarben gearbeitet worden waren und sich daher vergleichsweise gut erhalten hatten.

Einige der Wandmalereien stammen aus den Anfängen des Hauses. Bei ihnen handelt es sich im Sinne des Historismus um eine Gestaltung in neobarocken Formen, wie Gradolewski erläuterte.

In einem Raum mit hohem Kachelofen sei es eine aufgemalte sogenannte „Boiserie“ (von französisch „bois“ = Holz). Damit wird der Eindruck von kunstvoll gestalteten hölzernen Pilastern (Säulenart) mit dazwischen liegenden Freiflächen erweckt. Bei der ursprünglichen Ausmalung wurden die Grundformen mit Schablone aufgetragen, danach aber frei ausgestaltet. In anderen Räumen stammen die Wandmalereien aus den 1930er-Jahren. Diese sind im Wesentlichen mit Schablonen rein handwerklich gefertigt und nicht so wertvoll.

Wände reinigen und Risse schließen

Die grundsätzliche Vorgehensweise umfasst nach Aussage von Bodirsky zunächst das Reinigen der Wände und das Schließen von Rissen. Danach werde, soweit vorhanden, die alte Farbe „gesättigt“, also aufgefrischt. Wo dies nicht möglich oder keine Reste mehr vorhanden seien, werde retuschiert also nachgebessert. „Um den Alterungswert nicht zu verfälschen, werden manche Stellen allerdings nicht vollständig geschlossen.“

Die ursprüngliche Farbigkeit soll erhalten bleiben

In den Räumen wurde nur ein Teil der Malereien restauriert. Bei den davon nicht betroffenen Wänden sei es darauf angekommen, wie Gradolewski hervorhob, die ursprüngliche Farbigkeit zu erhalten, um einen stimmigen Gesamteindruck sicherzustellen. Insgesamt mache das Haus mit seinen großen Räumen, der Schaufront mit Loggia sowie der Größe und Gestaltung seiner Innenräume deutlich, dass der Erbauer des Hauses einen herrschaftlich-repräsentativen Anspruch gehabt habe.

Viele private Spender unterstützen die Arbeiten

Direktor Dirk Wenzel von der Kreiskulturstiftung freut sich nicht nur über die in dieser Woche abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten, sondern auch darüber, „dass wir die Kosten in Höhe von etwa 30.000 Euro ohne den Einsatz von Eigenmitteln finanzieren konnten.“ Dieser Betrag wurde neben der Förderung durch öffentliche Institutionen mit Hilfe einer Vielzahl privater Spenden aufgebracht, die der Förderverein des Museums zweckgebunden eingeworben und zur Verfügung gestellt hatte.

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