Corona in Schleswig-Holstein

Corona-Patienten und Isolation: Druck in den Kliniken in SH bleibt hoch

Corona-Patienten und Isolation: Druck in den Kliniken in SH bleibt hoch

Druck in den Kliniken in SH bleibt hoch

Carlo Jolly/shz.de
Kiel
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Ein Covid-Patient wird auf der Intensivstation am Campus Kiel übernommen. Hier gibt es noch fünf Corona-Patienten, im Lübecker Intensiv-Bereich sogar elf. Foto: UKSH

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Jetzt drohen Insolvenzen, nachdem die Ausgleichszahlungen für das Freihalten von Corona-Betten in den Krankenhäusern heute auslaufen.

Es war das Wochenende des Osterferienbeginns Anfang April, als in Schleswig-Holstein nahezu alle Corona-Beschränkungen fielen. Doch nach Ferienende muss man nun lange suchen, um in den Kliniken etwas von der erhofften Entspannung zu hören.

Patrick Reimund von der Krankenhaus-Gesellschaft hat sich am Dienstagnachmittag mit den Vertretern der Kliniken in Schleswig-Holstein zusammengeschaltet: „Es hat sich leider noch herzlich wenig geändert“, sagt der Geschäftsführer und vergleicht die Lage mit der Situation im Februar und März, als teilweise mehr als 600 Corona-infizierte Patienten sowie hohe Quoten von Klinik-Mitarbeitern in Isolation und Quarantäne gezählt wurden. Natürlich finde die Notfallversorgung uneingeschränkt statt, erklärt Reimund: „Aber all die Dinge, die sich planen und schieben lassen, werden weiter geschoben.“

In einzelnen Häusern gebe es weniger Quarantäne-Fälle oder Covid-19-Patienten. So berichtet das Flensburger St. Franziskus-Krankenhaus, dass kein Corona-Patient mehr auf der Intensivstation liege. Auch auf den „normalen“ Isolierstationen beobachte man mit 22 Covid-Patienten leicht rückläufige Zahlen.

„Insgesamt bleibt die Belastung hoch, da wir weiterhin eine Station vollständig und eine weitere Station anteilig zur Behandlung von Covid-Patienten vorhalten und dadurch entsprechend Personal gebunden wird“, sagt Sprecherin Franziska Mumm. Immerhin habe sich die Zahl der Corona-bedingten Mitarbeiter-Ausfälle auf 18 halbiert.

UKSH: Insgesamt fehlten 210 Beschäftigte Corona-bedingt

Im UKSH, Schleswig-Holsteins größtem Klinikum, berichtet Sprecher Oliver Grieve von zusammen 90 Corona-Patienten an den Standorten Kiel und Lübeck, 16 davon auf Intensivstationen. Obwohl die Gesamtzahl der Covid-Patienten schon mal über 100 gelegen habe, nennt Grieve die Situation im UKSH „unverändert angespannt“. Insgesamt fehlten 210 Beschäftigte Corona-bedingt. Diese Zahl sei sogar angestiegen – und jede Prognose ein Blick in die Glaskugel. Das Westküstenklinikum Heide dagegen wird in dieser Woche immerhin wieder planbare Eingriffe durchführen können.

Fakt ist: Auch in Schleswig-Holstein gibt es in Zusammenhang mit Corona-Infektionen jede Woche immer noch im Durchschnitt 33 Todesfälle. Umgerechnet pro Million Einwohner sind das elf, immerhin der viertniedrigste Wert unter den Bundesländern.

Christian Kohl vom Kieler Gesundheitsministerium nannte am Dienstag die Zahl von landesweit 575 Klinik-Patienten mit einer Corona-Infektion, von denen 56 in Intensivtherapie und 19 beatmet würden. Die Hospitalisierungs-Inzidenz sei innerhalb einer Woche um einen Punkt auf 5,74 gesunken. Insgesamt sprach Kohl eher von einer „Seitwärtsbewegung“ als von einem Rückgang.

Patrick Reimund von der Krankenhausgesellschaft nannte die aktuellen 7-Tage-Inzidenzen nach Ostern kaum aussagekräftig. Was die Klinik-Träger als Wirtschaftsunternehmen viel mehr bewege, sei, dass an diesem Dienstag die Ausgleichszahlungen des Bundes für das Vorhalten von Kapazitäten für Coronafälle auslaufe.

Zwar habe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) angekündigt, hier etwas tun zu wollen. Aber diese BMG-Astrologie allein helfe angesichts der fortwährenden Corona-Lage nicht weiter: „Wenn diese Kompensation jetzt wegfällt, werden Krankenhäuser kurzfristig Liquiditätsprobleme bekommen.“

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