Inflation in Grenzregion

Dänen vergleichen Preissteigerung und kommen zum Einkaufen nach Süderlügum

Dänen vergleichen Preissteigerung und kommen zum Einkaufen nach Süderlügum

Dänen vergleichen Preissteigerung und kommen zum Einkaufen nach Süderlügum

SHZ
Süderlügum
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Bent Petersen aus Hadersleben, der mit Marianne Dal aus Rödekro nach Süderlügum gekommen ist. Foto: Arndt Prenzel Foto: 90037

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Die Inflation steigt nicht nur in Deutschland rasant. Auch die Dänen müssen auf ihre Ausgaben achten. Um zu sparen, fahren sie nach Süderlügum. Hier sind die Lebensmittel günstiger.

Das deutsche Süd-Tondern und und das dänische Tondern liegen dicht beieinander, die Grenze ist durchlässig wie nie: Viele Dänen kaufen aktuell in den Grenzshops vor allem in Süderlügum und Aventoft ein und nutzen die Gastronomieangebote auf deutscher Seite.

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Über die Hälfte der Autos, die auf dem Parkplatz vor dem Zentral-Markt (Edeka) in Süderlügum parken, haben dänische Kennzeichen. Bei den anderen Märkten wie Fleggaard oder Calle ist der Anteil noch höher. Die Kunden aus dem Nachbarland sind hier, um Geld zu sparen.

„Wir schauen online nach den besten Angeboten und klappern danach die Supermärkte ab“, sagt Mogens Will, der aus Tondern nach Süderlügum gekommen ist. „Wenn wir das in Kronen umrechnen, dann muss eine Familie mit Kindern heute bis zu 20.000 Kronen mehr aufwenden, um den gleichen Verbrauch wie vor einem Jahr aufrechtzuerhalten.“ 20.000 dänische Kronen entsprechen aktuell rund 2.600 Euro.

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Die Preissteigerungen haben nach seiner Meinung in Dänemark ihren Gipfel noch nicht erreicht. Die Energiepreise waren mit Russlands Invasion in die Ukraine und den Sanktionen als Gegenreaktion in die Höhe geschossen. „Davon wird die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter beeinflusst sein“, vermutet Will.

„Für uns lohnt sich die weite Fahrt", sagt Bent Petersen aus Hadersleben, der mit Marianne Dal aus Rödekro angereist ist. Marianne Dal hat Waschmittel, Wurst und Süßigkeiten eingekauft. „Ich habe die Preise genau geprüft“, sagt sie. Waschmittel sei in Dänemark viermal so teuer. Und auch der Kauf der Wurst lohne sich sehr.


„Die Menschen in Dänemark haben im Durchschnitt vergleichbar gut gepolsterte finanzielle Verhältnisse und damit die Möglichkeit, von ihren Ersparnissen zu leben“, so Hans Molber aus Hoyer. Die Kauflaune der dänischen Verbraucher sei bei den Einkäufen in Deutschland noch weitgehend ungetrübt.

Das ist im Zentral-Markt nicht anders. „Wir sind inzwischen auf dem Vor-Corona-Niveau“, sagt Heinz Drewniok, Geschäftsführer des Zentral-Marktes in Süderlügum. Die Dänen kämen wieder in Scharen. „Ich habe aber nicht feststellen können, dass Hamsterkäufe getätigt werden“, sagt der Kaufmann. „Wir haben viele Stammkunden, die regelmäßig kommen.“ Die Preissteigerungsraten seien ähnlich in beiden Ländern. Und so achten die Kunden noch mehr als früher auf die Schnäppchen.

Dänische Inflation steigt ebenfalls rasant

Die dänischen Verbraucherpreise sind seit Februar um 4,8 Prozent im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres gestiegen. Das geht aus Zahlen der dänischen Statistikbehörde hervor. Damit ist die Teuerungsrate so hoch aus wie seit Dezember 1989 nicht mehr. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts mussten die Menschen in Deutschland im März 6,2 Prozent mehr für Nahrungsmittel ausgeben als im Vorjahresmonat.

Wie in Deutschland sind die Preistreiber in Dänemark die Kosten für Strom, Gas, Treibstoff und Lebensmittel. Allein bei diesen vier Warengruppen sind die Preise innerhalb des vergangenen Jahres um sieben Prozent gestiegen. Dies entspricht dem stärksten Anstieg seit Februar 1983. Süderlügum und Aventoft bleiben attraktiv: Im Gebiet, das unmittelbar an die Grenze zu Dänemark anschließt, dürfen die Läden das ganze Jahr auch an Sonn- und Feiertagen öffnen.

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