Entgegen dem Corona-Boom

Darum kann man auf Amrum und Föhr nicht überall mit Karte bezahlen

Darum kann man auf Amrum und Föhr nicht überall mit Karte bezahlen

Darum kann man auf Föhr nicht überall mit Karte bezahlen

SHZ
Amrum/Föhr
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Karte rein, PIN eingeben, fertig: Das ist in der Föhrer und Amrumer Gastronomie nicht überall möglich. Foto: Daniel Karmann, dpa/shz.de

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Urlauber und Einheimische können nicht überall auf der Nordseeinsel ohne Bargeld bezahlen. Wir haben uns nach den Gründen umgehört.

Ab zum Strandausflug, Kind und Kegel eingepackt, auf dem Weg schnell noch ein paar Brötchen holen – doch oh weh, weder Mama noch Papa haben Bargeld dabei. Da bleibt in manchen Fällen nur der Weg zum Geldautomaten, denn nicht in allen Imbissen, Bäckereien und Betrieben kann man auf Föhr und Amrum mit EC- oder Kreditkarte bezahlen.

shz.de hat sich bei einigen beliebten Zielen von hungrigen und ausflugslustigen Gästen umgehört, woran das liegt.

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Gebühren auf Kartenzahlung trotz Kleinstbeträgen

So ist etwa im Abenteuerland in Norddorf keine Kartenzahlung möglich. „Das hängt damit zusammen, dass man eine Abgabe leisten muss, wenn man die Kartenzahlung nutzt“, erklärt ein Mitarbeiter. Laut Inhaber Ricklef Boyens habe das Ausflugsziel einst Kartenzahlung angeboten, die Abgabe von mehreren Prozent auf den Umsatz „war uns dann doch zu teuer.“ Nun können Gäste des Abenteuerlands bar bezahlen, oder auch per Überweisung. Dennoch komme laut seinem Mitarbeiter von Besuchern immer mal wieder die Frage, ob man auch mit Karte zahlen könne.

Ähnlich sieht es Sylwia Manka von „Fisch und Meer“ in Nebel. „Es wird ganz viel nachgefragt, gerade wegen Corona“, sagt sie und spielt auf ein vermeintlich geringeres Infektionsrisiko durch kontaktloses Bezahlen an. Sie hat den Betrieb erst dieses Jahr übernommen und müsse sich noch ausführlich über Möglichkeiten und Kosten erkundigen. Erste Angebote hätten bei 30 Cent Abgabe pro Buchung gelegen – „das geht nicht, wenn Leute eine Pommes für 3,50 Euro mit Karte zahlen.“

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In der „Crêperie am Hafen“ und dem dazugehörigen „Fisch am Hafen Meinerts“ von Marten Meinerts in Wittdün kann man seit diesem Jahr mit Karte zahlen. Das kontaktlose Bezahlen wegen der Corona-Pandemie habe dazu beigetragen, „aber auch dass immer weniger Leute Bargeld dabeihaben.“ Bargeldlos bezahlen sei immer beliebter und verbreiteter geworden in den vergangenen Jahren – Geld abheben sei auf Amrum aber in jedem Ort möglich.

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„Für mich würde es am meisten Sinn machen, wenn alle mit Karte zahlen“, sagt Ute Claussen, Seniorchefin von der Bäckerei und Konditorei Claussen in Wittdün und Nebel. Grund dafür sei der Verwaltungsaufwand bei der Abrechnung zweier Systeme, also Bargeld und Kartenzahlung. Vor allem gehe es um Kleinstbeträge: „Viele holen sich zwei Brötchen für 90 Cent“, das zahle man eher nicht mit Karte. Auch Zeitgründe führt Claussen an, viele Stammkunden hätten das Bargeld abgezählt dabei: „Bei der Schlange morgens, da würde es mit Kartenzahlung noch länger dauern.“ Außerdem hätten sie „einen Haufen Kunden, die das ablehnen.“

Doch Claussen merke, dass Kartenzahlung stärker als früher genutzt wird: „Durch Corona ist das wesentlich mehr nachgefragt.“ Das Unternehmen mache sich Gedanken, die Kassen eventuell im Winter für Kartenzahlung ab kommendem Jahr umzurüsten.

Verbreitete Systeme: PIN und Lastschrift

Auch auf Föhr kann zum Bezahlen nicht überall das kleine Kärtchen gezückt werden. Etwa in Silke Strömers Friseursalon Haarscharf. „Ich hatte letztes Jahr Probleme mit meinem Kartenzahlungsanbieter“, berichtet sie. Grund war eine Umstellung von Pin auf Lastschrift. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Abrechnungsverfahren – das ist auch der Grund, warum man beim Bezahlen mal die Pin eingeben und mal unterschreiben muss. Doch der Geldeinzug klappte bei Strömer nicht reibungslos, „das war viel Laufarbeit. Ich denke aber schon, dass ich es wieder anbieten möchte.“ Vorher möchte sie sich bei der Flut von Anbietern aber genau informieren.

Ein Gegenbeispiel ist der Landbäcker in Borgsum. Laut einem Social-Media-Beitrag können Besucher hier aus den Vollen der Bezahlmöglichkeiten schöpfen: Bargeld, EC- und Kreditkarte oder Smartphone. Wer in der App des Landbäckers vorbestellt, kann auch per Paypal bezahlen – bei so viel Auswahl fehlt nur noch die Kryptowährung Bitcoin, ansonsten ist alles dabei.


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