Gesellschaft

Darum sind Ziegen ideal im Kampf gegen die Traubenkirsche

Darum sind Ziegen ideal im Kampf gegen die Traubenkirsche

Darum sind Ziegen ideal im Kampf gegen die Traubenkirsche

Lilly Nielitz-Hart
Flensburg
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Hirte Ken Tschörtner beweidet die Süderlügumer Binnendünen vorwiegend mit Ziegen, aber auch mit Schafen. Foto: Lilly Nielitz-Hart

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In den Süderlügumer Binnendünen weiden seit einem Jahr Ziegen. Sie helfen, die Ausbreitung unerwünschte Pflanzen wie der Traubenkirsche einzudämmen. Im Vergleich zu Mensch und Maschine haben die Tiere einen Vorteil.

Von Mitte April bis einschließlich Oktober ist Hirte Ken Tschörtner mit einer Herde aus zwanzig Ziegen und manchmal auch einigen Schafen im Naturschutzgebiet Süderlügumer Binnendünen unterwegs. Sie haben die Aufgabe, die Heidelandschaft von invasiven Arten wie der Traubenkirsche freizuhalten.

Die Ziegen kommen auf vier Flächen im Naturschutzgebiet zum Einsatz: auf den ortsnahen Binnendünen, dem Schwansmoor und dem Kranichsmoor sowie auf den Süderbergen, nahe der dänischen Grenze. „Es ist ein Riesenaufwand, diese großen Gebiete von unerwünschtem Bewuchs freizuhalten“, erklärt Carolin Meinhardt. Bereits nach dem ersten des für zwei Jahre von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten geförderten Projekts könne man merkliche Verbesserungen verzeichnen.

Man sei froh, dass man Ken Tschörtner als gut ausgebildeten Hirten gefunden habe, der in der nahen Umgebung ansässig ist. Momentan ist Tschörtner nicht hauptberuflich angestellt, er übt nebenbei auch noch eine Tätigkeit als Deichschäfer aus. „Ich könnte mir jedoch gut eine dauerhafte Zusammenarbeit vorstellen, mit der vierfachen Anzahl an Tieren“, betont Carolin Meinhardt.

Traubenkirsche verdrängt heimische Arten

Auch im Forst, der die Dünen umgibt, sei die ursprünglich aus den USA eingeschleppte Traubenkirsche ein großes Problem, da sie den Wuchs anderer wichtiger Pflanzen behindere. Als ausgebildete Waldpädagogin ist Meinhardt gleichzeitig Leiterin des im Forst angesiedelten Jugendwaldheims und zieht mit Gruppen von Jugendlichen regelmäßig aus, um unerwünschten Bewuchs zurückzuschneiden.

Das Problem sei, dass man der invasiven Traubenkirsche so nicht beikomme. „Wenn man sie stark herunterschneidet, wächst sie wie ein Busch nach“, erklärt Meinhardt. Maschinen könne man nicht einsetzen, da dann auch andere Heidepflanzen und die dort lebende Fauna stark beeinträchtigt würden. Die Ziegen hingegen fressen alle Teile der Pflanze, auch die Rinde, sodass die Pflanze dauerhaft am Nachwachsen gehindert wird.

„Die Traubenkirsche ist die Leibspeise der Ziegen“, erklärt Tschörtner. „Wenn sie Hunger haben, gehen sie zuerst darauf los“, erklärt er. Zweimal pro Tag wandert er mit seiner Herde drei Kilometer vom Pferch auf der Ostseite des Waldes durch den Forst bis in die ortsnahen Dünen. Die anderen Moore ließen sich erst im Sommer beweiden, wenn sie trockener seien. „Ziegen stehen nicht gerne mit den Füßen im Wasser“, erklärt er.  

Zusammen mit seinen Hirtenhunden Odin und Ray hat er die Herde aus Muttertieren und Zicklein gut im Griff - sie wirken entspannt. Nur Hagelschauer mögen sie nicht - dann flüchten sich die Jungtiere unter seinen großen, grünen Regenmantel. „Die Tiere grasen drei bis vier Stunden, dann ruhen sie sich beim Wiederkäuen aus“, erklärt er. Die weiße 15-jährige Leitziege trägt als einzige ein Glöckchen um den Hals. Da die Herde sich an ihr orientiert, merkt Tschörtner, wenn sich die Tiere einmal zu weit entfernen.  

Ursprünglich aus Niedersachsen stammend, kam Tschörtner nach Schleswig-Holstein, um bei Schäfer Daniel Kley seine Ausbildung zu machen. Heute besitzt er eine Herde aus 80 Ziegen und fast ebenso vielen Schafen. Er lege Wert darauf, dass die Tiere Vertrauen zu ihm aufbauen, denn bei der Beweidung müssen Mensch, Hirtenhund und Tier zusammenarbeiten.

Leinenpflicht im Naturschutzgebiet

Försterin Carolin Meinhardt wünscht sich mehr Rücksicht und Verständnis von Hundebesitzern: „Die Leinenpflicht muss in den Naturschutzgebieten unbedingt eingehalten werden, damit die Verletzungsgefahr für die Ziegen und auch private Hunde eingedämmt werden kann“, betont sie. Hierzu hat man neue Hinweisschilder am Wanderweg durch die Dünen aufgestellt.

Frei laufende Hunde schadeten nicht nur Flora und Fauna im empfindlichen Ökosystem der Binnendünen, es bestehe auch eine direkte Verletzungsgefahr für Hundehalter: Die beiden Hirtenhunde Odin und Ray treten in Aktion, sobald sie fremde Tiere wahrnehmen. „Wenn sich in einem gewissen Radius ein anderer Hund nähert, greifen sie diesen unter Umständen an“, erklärt der Hirte. Bisher habe sich der Großteil der Spaziergänger jedoch kooperativ verhalten.

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