Schleswig-Holstein

Demonstration in Büsum: So haben sich die Krabbenfischer in Tönning und Husum vorbereitet

So haben sich die Krabbenfischer auf Demo vorbereitet

So haben sich die Krabbenfischer auf Demo vorbereitet

Birger Bahlo
Flensburg/Flensborg
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Schwarze Kreuze haben Niels Friedrichsen, Vorsitzender des Husumer Fischereivereins, und seine Berufskollegen an ihren Liegeplätzen befestigt. Sie fürchten das Aus für ihre Fangfahrten. Foto: Birger Bahlo

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Die EU will Netze verbieten, die den Meeresgrund berühren. In Tönning und Husum bereiteten Krabbenfischer eine Demo mit bis zu 100 Kuttern vor.

Die Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste machen mobil. Sie ziehen große Teile ihrer Flotte in Büsum zusammen, um dort ab dem 22. März vor den Augen der Agrarminister von Bund und Ländern zu demonstrieren. Sie sehen sich in ihrer Existenz gefährdet, denn innerhalb eines Jahres soll laut einer Empfehlung der EU-Kommission die gesamte grundberührende Fischerei im Nationalpark Wattenmeer verboten werden. Über die Hintergründe dieses Aktionsplanes hatte shz.de ausführlich berichtet.

Nun stimmten sich die Fischer in Nordfriesland auf die Demo ein. In Tönning tagte am Freitag die „Sparte See- und Krabbenfischerei der Nordsee im Landesfischereiverband SH“. Über das Geschehen dort informierte gleich am Sonnabend Niels Friedrichsen seine Mitglieder im Husumer Fischereiverein, der im Seglerheim tagte.

Friedrichsen stellte nach beiden Sitzungen die Lage auf Nachfrage von shz.de so dar:

Das hieße, dass rund die Hälfte aller deutschen Krabbenkutter Kurs Büsum nimmt. Denn nach Angaben des vom Bund betriebenen Thünen-Instituts gibt es an der deutschen Nordseeküste insgesamt 180 Baumkurrenfahrzeuge für den Krabbenfang.

„Frustration, Unglaube und eine gehörige Portion Wut“ habe die Gemütslage der Krabbenfischer in Tönning bestimmt. So beschreibt es Jens Korte, „Kümmerer“ der Krabbenfischerei im Landesverband, in einer Mitteilung an unsere Redaktion. Grund sei der von der EU veröffentlichte Aktionsplan, um die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit von Fischerei und Aquakulturen zu verbessern.

So beurteilen Kritiker den Aktionsplan der EU

Auf Nachfrage von shz.de in der Vorwoche hatte die Meeresbiologin Franziska Saalmann von Greenpeace den Aktionsplan verteidigt. Schutzzonen seien nun mal dazu da, dass sich in diesen „Ruheräumen Bestände erholen“ könnten. Auch Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz wandte sich „grundsätzlich gegen Fangmethoden, die den Boden aufwühlen, Schadstoffe freisetzen und Flora und Fauna schädigen können“. Sie fügte jedoch hinzu, dass vor unserer Küste große Schutzgebiete eingerichtet seien und ein Verbot „ein großer Eingriff ist – und die Krabbenfischer sich ja große Mühe geben, ihre Geräte zu verbessern.“

Doch der Aktionsplan habe die völlige Einstellung der Krabbenfischerei im Nationalpark Wattenmeer innerhalb eines Jahres zur Folge, teilt Jens Korte mit – „und damit nichts anderes als den Ruin der gesamten Krabbenfischerei von Dänemark über Deutschland bis in die Niederlande.“

Auch Niclas Herbst, Mitglied im Fischereiausschuss des Europäischen Parlaments, kritisierte in scharfen Worten die Pläne, bis 2030 jegliche grundberührende Fischerei in Meeresschutzgebieten – unabhängig vom Schutzzweck – zu verbieten. Eine solche Beschränkung der Fanggebiete an der deutschen Küste komme einem Berufsverbot gleich. „Wir brauchen regionale Lösungen statt pauschaler Verbote.“

Das könnten die Folgen für die Betriebe sein

Jan Möller, Vorsitzender der Sparte Krabbenfischerei, beschrieb die Folgen für seine Berufskollegen: „Entzug der Fangerlaubnis, Einstellung der Betriebstätigkeit, Verlust der Geschäftsgrundlage und kompletter Wertverlust am Kutter.“ Die Fischereiverbände würden derzeit intensiv prüfen, „juristisch gegen die unverhältnismäßige Schließung großer Fanggebiete vorzugehen.“

Höhepunkt der Demonstrationen in Büsum soll am Donnerstag, 23. März, ab 12 Uhr sein. Dann starte ein Kutterkorso auf See, an den sich eine Kundgebung am Kai auf der Veranstaltungsfläche „Ankerplatz“ anschließen werde.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“