Kriminalität

Deshalb werden Geldautomaten in Einkaufszentren in SH so oft geknackt

Deshalb werden Geldautomaten in Einkaufszentren in SH so oft geknackt

Deshalb werden Geldautomaten in SH so oft geknackt

Eckard Gehm/shz.de
Flensburg
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Panzerknacker haben es zuletzt auf Shopping Malls in SH abgesehen. In Kiel und Flensburg wurden dort Geldautomaten gesprengt. Foto: www.imago-images.de

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In Schleswig-Holstein nehmen Panzerknacker immer häufiger Einkaufszentren ins Visier: Sie brechen in der Nacht ein, sprengen die Geldautomaten dort oder hebeln deren Rückseiten auf. Zuletzt machten die Täter im Kieler Citti-Park hohe Beute.

Der Tatort, zu dem die Männer sich in der Nacht zu Silvester gewaltsam Zutritt verschafft hatten, liegt im Obergeschoss des Einkaufszentrums. Um 3.10 Uhr sprengten sie einen Geldautomaten der Deutschen Bank. Das Kieler Landeskriminalamt (LKA) konnte die Tat aufgrund von Videoaufnahmen aus den Überwachungskameras rekonstruieren. 

Das Vorgehen der Täter spricht dafür, dass sie die Örtlichkeiten ausgekundschaftet hatten. Demnach fuhren sie in der Dunkelheit an das Einkaufszentrum heran, parkten rückwärtig in einem Wendehammer der Straße „Zum Hasseer Bahnhof“. „Von dort sind die Täter zu Fuß zum Citti-Park gegangen“, sagt LKA-Sprecherin Carola Jeschke.

Flucht über Kiels Premium-Radweg

Um 3.08 Uhr setzte sich dann der Fluchtwagen mit seinem Fahrer in Bewegung, nur zwei Minuten vor der Sprengung. Jeschke: „Er fuhr über die Veloroute 10 hinter dem Citti-Park und wartete dort. Die Täter stiegen gegen 3.14 Uhr in den Wagen.“ Für ihre Flucht nutzten die Männer weiter Kiels weitgehend kreuzungs- und ampelfreien Premium-Radweg, fuhren in Richtung Norden zum Hasseldieksdammer Weg.

Von dort kam ihnen möglicherweise ein Radfahrer entgegen, der um 3.20 Uhr auf den Videoaufnahmen auftaucht und den die Polizei gerne als Zeugen befragen würde. „Eventuell hat er Beobachtungen in Zusammenhang mit dem Fluchtfahrzeug gemacht“, so Jeschke.

Geknackte und gesprengte Automaten auch in Flensburg

Mutmaßlich erst in der Nacht zuvor hatten Täter zwei Geldautomaten im Flensburger Förde-Park geknackt. Sie hatten ein Loch in das Dach des Einkaufszentrums geschnitten – genau über den beiden Geldautomaten der Nord-Ostsee Sparkasse. Dann hebelten sie die Rückseiten der Automaten auf. Polizeisprecher Philipp Renoncourt: „Sie erbeuteten Bargeld im unteren sechsstelligen Bereich.“

Der Förde-Park war bereits im September Ziel von Panzerknackern gewesen, die dort zwei Geldautomaten gesprengt hatten. Und Ende November wurden dann im Flensburger Citti-Park zwei Automaten gesprengt. Die Detonantion um 3.45 Uhr löste die Sprinkleranlage aus.

Junger Niederländer in Lübeck vor Gericht

Ein Einkaufszentrum als Ziel hatte auch ein junger Mann (22) aus den Niederlanden, der sich vor dem Lübecker Landgericht verantworten muss. Mit mindestens drei Komplizen soll er im vergangenen März in Oststeinbek (Kreis Stormarn) Ostkreuz-Center zwei Automaten aufgesprengt haben. Beute: 190.000 Euro.

Warum die Täter sich auf Einkaufszentren spezialisieren

Dass in Einkaufszentren stets mehrere Geldautomaten zu finden sind, die oft auch dicht beieinander stehen, dürfte der Grund für die Täter sein, von regulären SB-Filialen auf die Einkaufspassagen umzuschwenken. Zudem sind die Panzerknacker, einmal im Gebäude, von außen nicht zu sehen.

Und weil 2022 bundesweit knapp 500 Geldautomaten gesprengt wurden, drohte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Banken und Sparkassen verstärkte Schutzmaßnahmen per Gesetz vorzuschreiben, sollten sie nicht, wie bei einem Spitzentreffen vereinbart, für mehr Sicherheit sorgen, etwas durch Vernebelungstechnik oder Einfärbe- und Klebesysteme.

Automaten in Bank-Filialen besser gesichert

Das zeigt Wirkung, wie aus Polizeikreisen zu hören ist. In vielen Filialen weisen auch in Schleswig-Holstein Aufkleber an den Automaten nun auf Sicherungssysteme hin. Aber offenbar sind die Geräte in den Einkaufszentren noch nicht durchgehend auf den neuesten Stand gebracht worden.

In Schleswig-Holstein gab es 2023 acht aufgesprengte Automaten und einen Versuch, 2022 waren es neun Taten und ein Versuch. Zur Höhe der Beute im Kieler Citti-Park macht das Landeskriminalamt keine Angaben, viele Geldautomaten sind allerdings mit bis zu 90.000 Euro befüllt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten in Kiel und in Flensburg? LKA-Sprecherin Jeschke: „Es wird stets geprüft, ob es Hinweise gibt, die auf eine bestimmte Tätergruppe schließen lassen.“ Im Fall der in Flensburg aufgehebelten Automaten liege ein deutlich anderer „Modus Operandi“ vor.

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