Husumer pflegen US-Kontakte

Deutsch-Amerikanische Gesellschaft: Mehr Themen als Karl May & Donald Trump

Mehr Themen als Karl May & Donald Trump

Mehr Themen als Karl May & Donald Trump

SHZ
Husum
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Auch die Unterdrückung der Indianer macht die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Husum immer wieder zum Thema. Foto: dpa/shz.de

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Gute transatlantische Beziehungen sind das Hauptziel der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Husum. Sie fördert diese auf vielen Ebenen.

Eher ironisch heißt es über die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Husum (DAGH) gelegentlich, dass das wohl Karl-May-Fans seien. Andere vermuten Anhänger des berühmten Husumer Auswanderers Ludwig Nissen. Doch es sind höchst aktuelle Bezüge, die die Arbeit des mit 30 Mitgliedern eher kleinen Vereins prägen. Die DAGH feiert im nächsten Jahr ihren zehnten Geburtstag und pflegt überraschend viele Kontakte in die Staaten. Dr. Helmut Edelmann gibt im Gespräch mit shz.de Auskunft.

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So gibt es Beziehungen nach Iowa zu Auswanderern, nach Massachusetts zur dortigen Universität und in die Wirtschaft sowie nach Florida zu kirchlichen Einrichtungen. Ein reger Austausch von Informationen und Meinungen finde mit diesen Kontakten statt. „Somit sehen wir uns als kleines Rädchen in den atlantischen Beziehungen“, sagt Dr. Edelmann. Er war lange Zeit Probst in Nordfriesland und erforschte unter anderem das Leben von 600 Geistlichen, die nach Amerika gingen.

Weiterlesen: Dr. Helmut Edelmann rekonstruiert Leben von 600 nach Amerika ausgewanderten Geistlichen

Bis heute seien die Differenzen bezüglich Donald Trumps Rolle schwer auszuhalten. Sogar in einigen der befreundeten Partner-Einrichtungen würden immer noch Trump-Anhänger den Ton angeben. Und ihm seien Familien bekannt, wo Mann und Frau völlig konträre Positionen pflegten.

Großes Netzwerk hilft bei Themenwahl

Zum Netzwerk hier in Deutschland zählen das Kennedy-Center und die Universität Kiel und in Hamburg das Amerika-Zentrum sowie das Generalkonsulat. Konsularin Inmi Kim Patterson erkundete im Gründungsjahr der DAGH die Storm-Stadt, und der jetzige Konsul hat zugesagt, zum Geburtstag 2022 nach Husum zu kommen.

Damit seien hochkarätige Bildungsveranstaltungen garantiert, erzählt Edelmann. Ergänzend pflege man zudem regelmäßige gesellige Veranstaltungen wie ein Sommerfest, den Stammtisch jeden ersten Freitag im Monat bei „Tante Jenny“ und den Thanksgiving Day im Herbst.

Diese Vielfalt der Themen spiegele sich im bunten Kreis der Mitglieder wider: Lehrer seien dabei aus historischem oder politischem Interesse, Landwirte wegen ihrer ausgewanderten Angehörigen, Bundeswehr-Angehörige zur Auffrischung ihrer Erinnerungen an berufliche Aufenthalte dort oder auch jene, die pures Interesse an Reisen durch das Land haben.


Doch noch einmal zur Frage, warum die DAGH gerade in Husum ihren Ursprung hat? „Husum ist eine weltoffene Stadt, es ist also der Genius Loci“ (Geist des Ortes). Geprägt hätten die vielen Beziehungen nach England und Amerika, die Schifffahrt in der Region und vor allem die starken Auswandererströme im 18. und 19. Jahrhundert sowie nach dem Zweiten Weltkrieg. Die seien umfangreich erforscht vom Nordfriisk Instituut in Bredstedt.


Immer wieder präsentiere die DAGH hochkarätige Redner, um über die in den USA laufenden Diskussionen zu informieren. Da geht es um die Bewegung „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen), um eingeborene Amerikaner und schließlich auch um die weiße Unterschicht, die abfällig als „White Trash“ (weißer Abfall) bezeichnet würde. Erst vergangene Woche referierte Helmut Edelmann bei der Jahrestagung der DAGH über das Buch der Harvard-Historikerin Jill Lepore „The Truths. Die Geschichte der USA“. Es mache gerade in den USA Furore, weil es auch Eroberungen und Versklavungen thematisiert.

Nächste Veranstaltungen der DAGH

The First Nations: Am Mittwoch, 27. Oktober, 19.30 Uhr referiert der Föhrer Indianer-Experte Dietmar Kuegler in der Aula der Hermann-Tast-Schule. Ergänzt wird das mit einem (nichtöffentlichen) Workshop am Donnerstag, 28. Oktober, in der HTS zum Thema, was den engen Kontakt zu Husumer Schulen unterstreichen soll.

Stammtisch: Freitag, 5. November, 18 Uhr, Blauer Saal, Tante Jenny (immer am ersten Freitag im Monat).

Thanksgiving: Donnerstag, 25. November, ab 18 Uhr im Wintergarten des Christian-Jensen-Kollegs in Breklum, Schnack bei Truthahn, Maisbrot und Kürbis.

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