Überschwemmung

Deutsche und dänische Fachleute arbeiten an Frühwarnsystem

Deutsche und dänische Fachleute arbeiten an Frühwarnsystem

Deutsche und dänische Fachleute arbeiten an Frühwarnsystem

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Zuletzt wurde die Flensburger Innenstadt Ende Juni 2020 durch starke Regenfälle überflutet. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Das Projekt ist eine Folge der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021: Die Uni Kiel arbeitet gemeinsam mit der Universität Aalborg an einem Starkregen-Frühwarnsystem. Ausprobiert werden soll es in Flensburg.

So katastrophale Folgen wie im Ahrtal im vergangenen Jahr hatten die Starkregen-Ereignisse in Flensburg in den vergangenen Jahren nicht. Aber auch an der Förde sorgen wolkenbruchartige Regenschauer immer wieder für Überschwemmungen. Unvergessen der 27. Juni 2020, als plötzlich insbesondere in der Innenstadt und der Neustadt ganze Straßenzüge unter Wasser standen.

Wissenschaftler der Universität Kiel arbeiten jetzt an einem neuartigen Frühwarnsystem. Getestet werden soll es in Flensburg.

Das System kann zwar nicht verhindern, dass Hauskeller voll Wasser laufen, es soll aber dazu beitragen, dass die Kanalisation mit den Wassermassen besser zurechtkommt.

Mithilfe von Daten Niederschlag berechnen

Ein Radar misst dazu den Anteil der Wolkentröpfchen in der Luft. Mit diesen Daten lässt sich berechnen, wie viel Regen in den kommenden zwei Stunden vermutlich fällt.

Gleichzeitig messen Sensoren den Wasserspiegel in der Kanalisation.

Dann wird mithilfe eines hydrodynamischen Fließmodells berechnet, wohin der Regen abfließt wird und wo sich Wasser ansammeln wird.

Das System sendet daraufhin ein Warnsignal aus.

Ein nächster Schritt wäre dann, automatisch Schutzmaßnahmen einzuleiten. „Wird das System an das Prozessleitsystem der Kanalisation angeschlossen, kann es automatisch dessen Zu- und Abläufe ansteuern“, sagt Henry Baumann vom Lehrstuhl für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der Christian-Albrechts-Universität. „Das Regenwasser könnte so zurückgehalten oder zum Beispiel auf Überflutungsflächen umgeleitet werden, um Überschwemmungen im Innenstadtbereich zu vermeiden.“

Einsatz auch in anderen Städten geplant

Baumann und sein Kollege Dr. Alexander Schaum und Henry Baumann arbeiten mit Wissenschaftlern der Universität Aalborg in Dänemark zusammen. Gefördert wird die Entwicklung als Interreg-Projekt von der EU. Beteiligt sind auch mehrere Ingenieurbüros aus Deutschland und Dänemark, unter anderem Vescon Aqua aus Flensburg.

Wann das Frühwarnsystem einsatzbereit sein wird, steht noch nicht fest. Ziel ist es, das System auch in anderen Städten einzusetzen. „Wir setzen dafür eine Open Source Software ein. So lässt sich das Fließmodell relativ kostengünstig für jeden Ort anfertigen und das Frühwarnsystem auch auf andere Regionen übertragen“, sagt Baumann.

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