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Diako Flensburg: So geht es nach dem Insolvenzverfahren weiter

Diako Flensburg: So geht es nach dem Insolvenzverfahren weiter

Diako: So geht es nach dem Insolvenzverfahren weiter

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Wieder frohen Mutes: Holger Menzel (kaufmännischer Vorstand der Diako) und Pastor Dirk Outzen (Vorstandsvorsitzender) sehen bei der Krankenhausfinanzierung aber auch die Politik in einer Verantwortung. Foto: Antje Walther/shz.de

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Das Diako-Krankenhaus kehrt nach Abschluss des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung wieder in die Trägerschaft der Diakonissenanstalt zurück. Die Leitung berichtet, wie das gelungen ist und wie Zahlungsunfähigkeit künftig verhindert werden soll.

Am Mittwochnachmittag will die Diako ihre Mitarbeiter nach dem Ende des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung informieren, wo das Krankenhaus steht und wie es weitergeht. Schwierige sieben Monate liegen hinter dem Personal. Zählt man die Corona-Pandemie hinzu, dann sind es sogar Jahre.

Pastor Dirk Outzen, Rektor und Vorstandsvorsitzender der Diakonissenanstalt als Trägerin, wählt ein Bild: Mit dem Krankenhaus war es „die große Tochter, die gelitten hat, aber sich unserem Einfluss entzog.“ Outzen bezeichnet es als „Leistung“, dass „Kaskaden-Effekte“ ausblieben, also alle anderen Töchter nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Als eines der Ziele benennt er gleichwohl, „die Mutter“ nicht zu schädigen. Das sei gelungen. Demnach wurden keine Fachbereiche reduziert oder geschlossen, fügt Holger Menzel hinzu. Auch die Patientenversorgung sei zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt worden, betont der kaufmännische Vorstand.

35 Vollzeitstellen „insolvenzgesteuert“ entfallen

Geschäftsführer Ingo Tüchsen hält die Entscheidung für das Insolvenzverfahren im Rückblick für korrekt, denn es habe das Unternehmen auf den richtigen Weg gebracht. Das Sparziel von 15 Millionen Euro teilt er in drei Pakete, und zwar Personalfreisetzung, Neufassung von Verträgen und die Optimierung der Erlöse. So führten beispielsweise Neuverhandlungen mit Dienstleistern über nicht-medizinische Leistungen, darunter Verwaltung, Verpflegung und Reinigung, zu positiven Effekten.

Die Maßnahmen seien noch nicht vollständig umgesetzt, sagt Tüchsen und noch ein weiteres Stück Weg liege vor uns. Mit 35 Vollzeitstellen beziffert er den Verlust durch die „insolvenzgesteuerte“ Entlassung von Personal beziehungsweise nicht wiederbesetzte Vakanzen.

Personalbedarf in den Bereichen Pflege und OP

Das stünde im Kontrast zum in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Fachkräfte-Bedarf, räumt Vorstandschef Dirk Outzen ein und nennt es ein Dilemma, das erklärungsbedürftig sei. So wurden im Bereich Pflege keine Kündigungen ausgesprochen, stattdessen werde hier wie lange vor der Insolvenz Personal gesucht ebenso für den OP.

Grundsätzlich schwierig von jeher sei die Personallage in der Frauenheilkunde, fügt Prof. Stefan Müller-Hülsbeck hinzu. Als Chefarzt der Radiologie und Neuroradiologie und Leiter des Referenzzentrums seit Juli war er ganz besonders von Kündigungen betroffen und musste zusehen, wie plötzlich das gesamte Team für die Brustdiagnostik abwanderte.

Er sagt, dass lediglich das Screening nicht mehr an der Diako stattfinde, sondern im niedergelassenen Bereich, wo es letztlich hingehöre.

Re-Zertifizierung des Brustzentrums Flensburg

Mit dem neuen Chefarzt Dr. Janning Wagner habe man für die Frauenklinik einen ausgewiesenen Experten gewonnen, sagt Müller-Hülsbeck und verkündet die frische Re-Zertifizierung des Brustzentrums Flensburg als zentraler Anlaufpunkt für Patientinnen mit Brustkrebs. Mit Rona Gördel als neuer Pflegedirektorin seit April sei auch die Pflege wieder gut aufgestellt, ergänzt Pastor Dirk Outzen. Schließlich verbessere das neue ambulante Sprechstundenzentrum im Erdgeschoss der Frauenklinik die Abläufe im Sinne der Patienten.

„Mit Aufhebung der Insolvenz ist das Krankenhaus schuldenfrei“, resümiert der Vorstandsvorsitzende Dirk Outzen und empfindet Dankbarkeit auch gegenüber den Gläubigern. Sie verzichten, so wurde es einstimmig beschlossen, auf einen Großteil der Rückstände und bekommen nur 15 Prozent ihrer ausstehenden Rechnungen ausgezahlt.

Die Sanierung geht weiter

Das Insolvenzverfahren ist vorbei und die dafür zuständigen Sachwalter und Generalbevollmächtigten seit dem 30. Juni weg, doch die Re-Organisation und Sanierung gehen weiter. Das Team von WMC Healthcare, das seit dem 25. Januar 2022 im Haus ist, begleitet diesen Prozess bis zum Ende des Jahres. Unter anderem mit Projektleiterin Nadine Jeschke, die Betriebswirtin und gelernte Krankenschwester ist.

„Wir brauchen so etwas wie einen Neustart“, resümiert Pastor Dirk Outzen und will Vertrauen wieder herstellen. In keinem Fall dürfe ein „Rückfall in alte Zeiten“ passieren, mahnt er. Dazu müssten auch Kiel und Berlin ihre Hausaufgaben bei der Krankenhausfinanzierung erledigen, fordert Holger Menzel.

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