Flensburg

Diako-Krankenhaus: Ambulante Ärzte beschreiben Situation als „dramatisch“

Diako-Krankenhaus: Ambulante Ärzte beschreiben Situation als „dramatisch“

Diako: Ärzte beschreiben Situation als „dramatisch“

Antje Walther/shz.de
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Im AOZ Mürwik führen die Anästhesisten Dr. Ralf Wiese, Dr. Sebastian Gassner und Christof Lamp im Jahr rund 2500 Narkosen durch. Foto: Antje Walther/shz.de

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Die Abteilung Gynäkologie der Diako könnte eingespart werden. Dr. Ralf Wiese, Dr. Sebastian Gassner und Christof Lamp vom Ambulanten Operationszentrum in Mürwik drängen auch vor diesem Hintergrund darauf, den ambulanten Sektor in der Krise in ...

Die Krise des Diako-Krankenhauses bewegt die Gemüter. „Die Diako ist ein Grundversorger, sie muss mit allen Mitteln am Leben erhalten werden“, resümiert Christof Lamp. Der Arzt ist seit 2015 Inhaber der Niederlassung des Ambulanten Operationszentrums in Mürwik. Dr. Sebastian Gassner ist der zweite Inhaber und vor etwa einem Jahr auf Dr. Ralf Wiese gefolgt. Als Anästhesisten bieten die drei im AOZ ihre Dienstleistungen an für ambulante, operative Eingriffe in verschiedenen Schwerpunkten.

Dafür stellen sie das Setting zur Verfügung: die Räume, das operative Material und als Fachärzte die Anästhesie einschließlich der lückenlosen Überwachung. Rund 2500 Narkosen führen sie im Jahr durch. Neben den drei Ärzten gehören sieben medizinische Angestellte zum Team. Die Operateure kommen von außen, erklärt Christof Lamp.

Ein Schwerpunkt des AOZ ist die Gynäkologie. Darunter fallen kleinere Operationen an Brust, Gebärmutter, Eierstöcken oder Harnblase ebenso operative Therapien bei Unterbauchbeschwerden und Fehlgeburten. Eine Schnittmenge mit der Abteilung Gynäkologie des Diako-Krankenhauses bestehe nur in den ambulanten Behandlungen.

Weite Wege für stationäre Patienten?

Im Zuge der Sanierung des Krankenhauses in Eigenverwaltung könnte der Bereich Gynäkologie eingespart werden. „Wir können nicht alles auffangen“, sagt Sebastian Gassner. „Gerade, wenn die Patienten der Betreuung über Nacht bedürfen, sind wir nicht die richtigen Ansprechpartner.“

Sehr viel schwieriger werde es aber, die stationären Patienten unterzubringen, fügt er hinzu. Sein Kollege Lamp erwartet, dass diese Betroffenen künftig relativ weite Wege in Kauf nehmen müssen. Sämtliche Krankenhäuser hätten Probleme, sagt Lamp.

Die Zeiten seien nicht rosig, aber in Sachen Diako rede man noch über „ungelegte Eier“, schickt Ralf Wiese vorweg. Der Anästhesist hat seine Facharzt-Ausbildung von 1987 bis 1991 an der Diako absolviert und war dort bis zum Jahr 2000 angestellt.

Er wünscht sich mehr Transparenz und „mehr Mut“, zum einen beim Thema Diako, aber auch bei der Analyse der Gesamtlage des Gesundheitswesens. Bekannt sei, sagt Wiese, dass 90 Prozent der Covid-19-Patienten ambulant versorgt worden seien, „aber der ambulante Sektor geht in der Diskussion völlig unter. Dabei wuppt er eine Menge.“

Das Ärzte-Team äußert Verständnis für die Not der Krankenhäuser angesichts steigender Betriebs- und Energiekosten. Doch große Häuser könnten in der Regel quer finanzieren und würden von Bund und Land in der Krise bezuschusst.

Für das AOZ in Mürwik, das zudem mit vier niedergelassenen Praxen zusammenarbeitet, bedeutet es, dass es das Angebot einschränken muss. Irgendwann sei der Punkt erreicht, wo man nicht mehr nur nicht wirtschaftlich, sondern sogar defizitär arbeite.

HNO- und zahnärztliche Eingriffe für Kinder zur Disposition

Betroffen sein werden „klassische HNO-Eingriffe“ wie die Entfernung von Polypen oder Gaumenmandeln, insbesondere bei Kindern, kündigt Sebastian Gassner an. Denn das könne man nicht mehr kostendeckend anbieten. Narkosen bei Kindern seien „anspruchsvoll“, erklärt der Anästhesist, Palliativmediziner und Schmerztherapeut und warnt, dass die Eingriffe nicht nur kosmetischer Natur seien.

Ähnlich verhält es sich mit zahnärztlichen Behandlungen (Zahnsanierung) unter Narkose für Kinder. Das Budget hierfür werde Ende des Monats für das gesamte Quartal aufgebraucht sein, sagt Gassner voraus. Das führe dazu, dass man kleine Patienten ab März abweisen müsse.

Die Lage in der ambulanten Versorgung werde sich „dramatisch verschlimmern“, befürchtet Christof Lamp. Es fehle nicht nur der Mediziner-Nachwuchs, sondern der sei zudem nicht mehr bereit, das wirtschaftliche Risiko einer ambulanten Praxis zu tragen.

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