Gesundheit

Diese Medikamente sind bei Apotheken in Südtondern besonders knapp

Diese Medikamente sind bei Apotheken in Südtondern besonders knapp

Diese Medikamente sind in Südtondern besonders knapp

Marc Nasner/shz.de
Südtondern
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Fiebersäfte und Zäpfchen sind in der Flora-Friesland-Apotheke von Otto Bastrop besonders gefragt. Foto: Lilly Nielitz-Hart

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Viele Apotheken in Deutschland haben mit Medikamentenknappheit zu kämpfen. Auch die Pharmazeuten in Südtondern leiden unter Engpässen. Die Probleme seien auch durch politische Entscheidungen entstanden, sagt Otto Bastrop.

Kaum eine Branche hat in den letzten drei Jahren nicht mit Lieferengpässen zu kämpfen. Neben Computerchips und Holz werden auch Medikamente knapp. Apotheker aus Nordfriesland blicken auf die Situation.

„Die Lage ist schon angespannt“, sagt Otto Bastrop, Inhaber der Flora-Friesland-Apotheke in der Niebüller Marktstraße. „Aktuell bekommen wir es aber geregelt.“ Er sei gespannt, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht. „Wir haben ein gewisses Krisendenken entwickelt und noch ein paar Ideen, wie mit der Situation umzugehen ist“, sagt Bastrop.

Zäpfchen und Fiebersäfte fehlen

Besonders von Engpässen betroffen seien momentan Paracetamol-Zäpfchen für Kinder und Fiebersäfte.

Aber auch beim Antidepressivum Citalopram und bei Medikamenten für Harnwegsinfekte sei die Lage angespannt. Möglichkeiten, Medikamente zu rationieren, sieht der Bastrop nur bedingt: „Wenn ich ein Medikament für sieben Tage benötige, kann die Apotheke es nicht auf drei Tage rationieren“, bemerkt er. Viele Packungen seien an die durchschnittliche Krankheitslänge angepasst.

Für Otto Bastrop und sein Team ist der Verwaltungsaufwand zuletzt deutlich gestiegen. Rezepte müssten aufwendiger bearbeitet werden. „Wir sind aber froh, dass die Nordfriesen da so entspannt sind. Prepper haben wir hier bisher nicht.“

Importe aus Österreich und Portugal

Ähnlich ist die Situation in der Königlich privilegierten Apotheke in Niebüll. „Wie überall sind auch bei uns Fiebersaft und Zäpfchen ganz schwer lieferbar“, sagt Jana Vistrup. Um der Lage Herr zu werden, importiert die Apotheke inzwischen Produkte aus Österreich und Portugal. „Das hat natürlich Einfluss auf die Preise“, betont Vistrup. 100 Milliliter Hustensaft, die gewöhnlich 5,09 Euro kosten, würden jetzt für über 11 Euro über die Theke gehen. „Der Grund liegt darin, dass Krankenkassen importierte Medikamente nicht übernehmen“, erklärt sie.

Sollten Medikamente gar nicht mehr geliefert werden können, haben Apotheken immer noch die Möglichkeit, Medikamente selbst herzustellen. Doch auch hier lauern Probleme. „Wir haben momentan mit einer Gefäßknappheit zu kämpfen“, verrät Jana Vistrup. Da Glas schwer zu bekommen sei, würden auch hier die Kosten immens steigen. Ein eigens produzierter Hustensaft könne dann schon 20 Euro kosten. „Und natürlich fehlen auch einige Rohstoffe zur Herstellung vor Ort“ sagt die Apothekerin. Daher werden bisher keine Ersatzprodukte in der königlich privilegierten Apotheke in Leck hergestellt.

Doch auch Vistrup empfindet die Kunden bisher als entspannt. „Die kennen die Situation und wissen damit umzugehen“, sagt sie. Die meisten seien froh, wenn sie überhaupt etwas bekommen. Ohnehin sei das Zusammenspiel zwischen Kunden, Apotheken und Ärzten eng: „Wenn ein Medikament nicht lieferbar ist, müssen manche Patienten neu eingestellt werden“, sagt Vistrup. Dies beträfe vor allem Cholesterin- oder Blutdruckmittel. „Da sprechen wir dann direkt mit den Praxen und lassen neue Rezepte ausstellen.“

Problem seit Jahren bekannt

Otto Bistrup aus Niebüll betont, dass das Problem der Lieferengpässe hausgemacht sei und schon seit Jahren absehbar gewesen sei. „Das geht mir echt auf den Senkel“, sagt er. Für manche Medikamente gebe es von der Politik festgelegte Preisdeckel. „Für Unternehmen ist es daher nicht mehr attraktiv, bestimmte Arznei herzustellen.“ Wenn ein Produkt drei Euro kostet, und Hersteller, Großhändler und Apotheke verdienen sollen, funktioniere das nicht. Dadurch würden die Engpässe erst entstehen. „Wir brauchen da einfach ein Umdenken“, meint er.

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