Bildung

„Digitalpakt Schule“: Darum machen Halligschulen nicht mit

„Digitalpakt Schule“: Darum machen Halligschulen nicht mit

„Digitalpakt Schule“: Darum machen Halligschulen nicht mit

Birger Bahlo/shz.de
Husum
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Whiteboards ersetzen in der Jens-Iwersen-Schule in Hattstedt die alten Tafeln und die brüchige Kreide. Luca und Frieda schreiben und tippen auf den riesigen Bildschirmen oder auf iPads mit den Fingern. Foto: Birger Bahlo/shz.de

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Landesweit sollen alle Schulen Anträge zur Digitalisierung ihres Unterrichts gestellt haben. Nur Nordfrieslands Halligschulen nicht. Ende Dezember war Fristende. Shz.de zieht mit Schulen und Verwaltungen Bilanz.

In der Corona-Pandemie war Schulen gar nichts anderes übrig geblieben, ihren Unterricht zu digitalisieren. Schüler und Lehrer trafen sich in Videokonferenzen, um aus dem Lockdown heraus miteinander weiterzuarbeiten. Der Digitalpakt Schule des Bundes sollte Schulen helfen, schnell ins Internet zu kommen und sich auch zukunftsfest mit Hard- und Software auszurüsten. Schleswig-Holsteins Schulen standen 170 Millionen Euro zur Verfügung.

Endspurt hat geklappt: Bis auf zwei sind alle Schulen dabei

Doch Anfang November sah es so aus, als ob die Schulen gar kein Interesse an dem Geld und an einer Aufrüstung in den Klassenräumen hätten. Da hatten nämlich landesweit 88 von 263 Schulträgern, Gemeinden und Verbänden noch keine Mittel beantragt. Dabei war da nur noch zwei Monate Zeit, weil die Frist Ende Dezember ablaufen sollte. Rund 100 Millionen Euro wären so verflossen. Auch in Nordfriesland waren 16 noch nicht so weit, von den Inseln und Halligen über Niebüll und bis nach Friedrichstadt im Süden des Kreises.

Die Zahlen hatte Christopher Vogt, FDP-Landtagsabgeordneter, als Antwort auf Kleine Anfragen an die Landesregierung erhalten. Seine Alarmrufe hatte auch shz.de aufgegriffen und die da noch eher mickerige Bilanz veröffentlicht. Offenbar hat das seine Wirkung entfaltet, und jetzt nach Fristablauf meldet Bildungsministerin Karin Prien: Nur zwei von 263 Schulträgern hätten am Ende keine Anträge gestellt. Sie fügt hinzu, dass es sich bei den beiden um die nordfriesischen Halligschulen Hooge und Langeneß handele. Alle anderen Gemeinden und Schulverbände auf dem Festland haben demnach ihre Anträge doch noch eingereicht.

Es sei richtig gewesen, fügte sie hinzu, eine mehrjährige Antragsfrist zu gewähren und auch den vorzeitigen Beginn der Maßnahmen zu erlauben. So holen sich jetzt Kommunen und Verbände in vielen Fällen das Geld wieder, was sie verauslagt haben.

Das sei eine „gute Nachricht“ urteilt am Montag Christopher Vogt, mahnt aber an:

Was mag nun die Halligen bewogen haben, nicht mitzuspielen? Es sei nicht angemessen gewesen, für nicht einmal ein Dutzend Schulkinder „das große Antragspaket“ durchzuarbeiten, sagt Manuela Warda, Lehrerin auf Hooge, am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion. Gute Hardware sei vor Ort. „Es fehlt aber am Support, da fühlen wir uns allein auf weiter Flur“, fügt sie hinzu. Mit Internet versorgt sei die Hallig, aber der Anschluss ans Landesnetz müsse noch erfolgen, unter anderem, damit Mails verschlüsselt verschickt werden könnten.

Vertrauen in die Verwaltung

Auf Langeneß erreicht unsere Redaktion Bürgermeisterin Heike Hinrichsen. Sie sagt, Schule und Eltern hätten keine großen Wünsche auf dem Zettel gehabt. Und die Schule wisse sich ohnehin in guten Händen bei der Verwaltung in Husum und durch die Kooperation mit der Schule auf Nordstrand.

Blick in digital gestützten Unterricht

Wie gut sich Unterricht mit digitalen Geräten gestalten lässt, demonstriert die Jens-Iwersen-Schule in Hattstedt bei einem Besuch von shz.de. Da hängt im Klassenraum ein riesiger Monitor, auf dem mit dem Finger gemalt und geschrieben werden kann. Frieda wirft auf dem Bildschirm einen Zufallsgenerator an, der anzeigt, welche Gruppe als nächste an der Reihe ist. Und Luca beherrscht schon viel auf einem der vielen iPads, die die Schule besitzt.

Ronya und Ramin bringt es viel Spaß, ihre Namen an die elektronische Tafel zu schreiben. Dafür werden dort die klassischen Linien eingeblendet, um Ober- und Unterlängen der Buchstaben korrekt einhalten zu können.

Medienteam als starke Stütze an Schule Hattstedt

Schulleiterin Janne Hustig zeigt sich begeistert, dass Schüler und Lehrer sich auf das Medienteam der Schule verlassen könnten, die beiden Kolleginnen Lisa Hansen und Katharina Hansen. Den beiden sieht man die Freude an, die ihnen ihr Job macht. Alle in der Schule seien mit großer Neugier auf sie zugekommen und hätten ihre Fragen stellen können. Mal einzeln, mal in größeren Runden sei alles erörtert und gemeinsam entwickelt worden.

Anfangs seien sie mehr oder weniger durch Corona gezwungen worden, das aufzubauen. Doch dann habe sich alles verselbstständigt. Sie nutzen auch die Lernplattformen des Landes, auf denen Unterrichtsmaterialien bereit stehen. Wie aus einem Munde betonen beide:

Viel Lob ist für die Verwaltungen zu hören. Wer weiß, wo das Projekt ohne deren Rückhalt heute stünde. Unsere Redaktion fragt bei Pascal Ehlig im Amt Nordsee-Treene in Mildstedt nach. Er war vor zwei Jahren genau für die Begleitung der Antragsverfahren der Schulen eingestellt worden.

Begonnen habe die Arbeit damit, systematisch den Bedarf jeder einzelnen Schule zu erfassen. So müsse für die Schule in Rantrum, die gerade neu gebaut werde, anders geplant werden, als für die Hattstedter Grundschule. Die habe nun außer den iPads und den Whiteboards nun auch W-Lan in jedem Raum. Er bestätigt gegenüber shz.de, dass alle Anträge für alle Schulen im Bereich des Amtes Nordsee-Treene pünktlich rausgegangen seien. Dann fügt er hinzu, nun müsse weiter für den laufenden Betrieb und die Wartung gesorgt werden. Darauf will der Mann, der vor diesem Einsatz als selbstständiger IT-Experte tätig war, weiter ein Auge haben.

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